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Bundesliga

Endlich rollt der Ball wieder

Kai Butterweck | Montag, 17. August 2015 1 Kommentar

Die neue Bundesliga-Saison startet mit einem Kantersieg der Bayern. Auch in Dortmund, Gelsenkirchen und Berlin wird gejubelt

Beim Auftaktsieg der Münchner gegen den HSV setzt vor allem Neuzugang Douglas Costa dicke Ausrufezeichen. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) ist begeistert: „Nach gerade mal einem von dreihundertsechs Spielen der Saison 2015/16 sollte man mit endgültigen Urteilen noch vorsichtig sein. Und trotzdem: Mit seiner Art, mit seiner Dynamik und Zielstrebigkeit, hat Costa das Zeug zur neuen Attraktion der Liga. Gegen den Hamburger SV, der allerdings nur bedingt als Maßstab taugte, war er der auffälligste Spieler auf dem Platz.“

Wie langweilig und dürftig Bundesliga sein kann

Der HSV hat erwartungsgemäß die Hosen voll. Oliver Fritsch (Zeit Online) schüttelt den Kopf: „Böte dem HSV jemand die erneute Rettung in der Relegation an, die Verantwortlichen müssten sofort einschlagen. Den besten Hamburger Move zeigen ein paar Fans, die weit nach dem Spiel die U-Bahn in die falsche Richtung nehmen, um dort, Garching-Forschungszentrum, wieder in die richtige umzusteigen und sich einen Sitzplatz zu sichern. Warum die DFL den HSV als Gegner festgelegt hat, muss sie einem mal erklären. Es ist ja nicht irgendein Spiel, sondern der Saisonauftakt. Die Welt sieht hin. Die Welt bekommt zu sehen, welche Klatsche selbst dann noch für den HSV herausspringt, wenn die Bayern fahrig sind. Und wie langweilig und dürftig Bundesliga sein kann.“

Da wurde kaum improvisiert

Auch in Dortmund freut man sich über einen gelungenen Auftakt. Rafael Buschman und Daniel Theweleit (Spiegel Online) gucken genau hin: „Man konnte sehen, wie konzentriert die Dortmunder Profis jeden Pass mit dem richtigen Tempo spielen wollten; wie sie versuchten, exakt den richtigen Fuß des Mitspielers im richtigen Raum anzuspielen. Da wurde kaum improvisiert, alles wirkte geplant und durchdacht. Und herausragend agierte auf dieser Ebene der 19-jährige Julian Weigl, der an der Seite von Ilkay Gündogan im defensiven Mittelfeld spielte.“

Freddie Röckenhaus (SZ) steht mit offenem Mund neben der Dortmunder Bank: „Das 4:0 von Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach war eigentlich nur ein erstes Bundesligaspiel, aber es offenbarte so viel Spielfreude und Euphorie, dass sogar Thomas Tuchel, der neue Chefcoach, ins Schwelgen geriet. 4:0 gegen den „Rückrundenmeister“ der vergangenen Saison, ein grandios herausgespielter Sieg, von dem die meisten Beobachter meinten, dass er höher hätte ausfallen können.“

Es ist klug, dass sich die Sieger nichts vormachen

Der FC Schalke 04 kehrt mit drei Punkten aus Bremen zurück. Peter Müller (derwesten.de) ist beeindruckt: „Offenkundig wurde in Bremen, dass Schalke eine starke Offensiv-Abteilung hat, in der Defensivarbeit aber noch verbesserungswürdig ist. Es ist klug, dass sich die Sieger nichts vormachen. Sie kündigten selbst an, dass sie daran arbeiten wollen, Schwächen abzustellen. Mit einer solchen Haltung schlagen sie den Weg zu anhaltendem Erfolg ein. Die Stimmung ist schon mal klasse nach diesem Start, gegen Darmstadt aber gewinnt man auch nicht im Spaziergang, sondern nur mit weiterhin hoher Konzentration.“

In Darmstadt freut man sich nach 33 Jahren Abstinenz wieder auf Bundesliga-Fußball. Bernd Schwickerath (Spiegel Online) staunt nicht schlecht: „In letzter Zeit war ja kaum ein Beitrag über den Aufsteiger ohne das Unkraut auf den Rängen, die fehlenden Logen und die alten Kabinen ausgekommen. Und in der Tat: Nichts am Böllenfalltor passt zum Showbetrieb Bundesliga. Schon aus der Ferne ragen nostalgische Flutlichtmasten zwischen Wald und Wohnviertel in den Himmel. Geparkt wird an der Schule nebenan. Rund um die Kassenhäuschen steht allerlei Provisorisches: Zelte und Container, Bier- und Imbissbuden. Glas und Stahl sucht man an den Tribünen vergebens. Die Katakomben haben den Charme einer alten Turnhalle.“

Jeder einzelne Muskel ist vor Entschlossenheit gespannt

In Berlin klopft man Trainer Pal Dardai auf die Schultern. Paul Linke (Berliner Zeitung) stellt den jüngsten Bundesliga-Coach vor: „Pal Dardai, breitbeinig, breitbrüstig, die Hände auf dem Rücken verschränkt, sieht aus wie sein eigenes Denkmal. Die Gesichtszüge – bevor sie ihm manchmal entgleisen – sitzen fest wie auf Schienen. Jeder einzelne Muskel ist vor Entschlossenheit gespannt. Er muss sich nicht mal bewegen, um alles zu sehen. Keine Schlampigkeit entgeht ihm. Steht da wie eine Wachsfigur bei Madame Tussauds, die sie vielleicht noch gießen werden, sollte er Hertha BSC ein zweites Mal vor dem Abstieg retten. Sollte er aus diesem Verein irgendwann einmal mehr machen, als er seit ein paar Jahren ist: ein Pflegefall des deutschen Profifußballs.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Endlich rollt der Ball wieder”

  1. #Link11: Brot und Spiele, Zuckerbrot und Peitsche | Fokus Fussball
    Montag, 17. August 2015 um 11:13

    […] hat den Spieltag schon besprochen und die Besprechung online gestellt. Der indirekte Freistoß hat einige Spielberichte des ersten Spieltags zusammen getragen, die die hiesigen auf 4-10 […]

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