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Bundesliga

Hannover zieht die Reißleine

Kai Butterweck | Montag, 4. April 2016 Kommentare deaktiviert für Hannover zieht die Reißleine

Elf Spiele, zehn Niederlagen: Nach nur drei Monaten trennt sich Hannover 96 von Trainer Thomas Schaaf. Außerdem: Grummeln auf Schalke

Thomas Schaaf ist nicht mehr Trainer von Hannover 96. Nach der Heimschlappe gegen Hamburg muss der Coach seine Koffer packen. Hendrik Buchheister (Spiegel Online) applaudiert: „Die Mannschaft hat unter Schaaf keine Fortschritte gemacht und ist abgeschlagen Tabellenletzter. Nur ein Wunder könnte den Abstieg noch verhindern. Aber wer glaubt schon an Wunder? Thomas Schaaf jedenfalls nicht. Das hat er zum Ende seiner Amtszeit deutlich vermittelt. Schaaf hatte sich längst distanziert. Er hatte aufgegeben und fügte sich seinem Schicksal. Da sein Abschied im Falle des Abstiegs ohnehin verabredet war, gab es für Kind und Bader keinen Grund, an ihm festzuhalten.“

Florian Hagemann (hna.de) verteilt die Schuld auf mehrere Schultern: „Dass Schaaf in Hannover maximal gescheitert ist, sollte aber nicht nur Schaaf selbst zu denken geben, sondern vor allem auch den Verantwortlichen von 96. Ihre Idee bestand in den Jahren nach der erfolgreichen Zeit mit Trainer Mirko Slomka und Manager Jörg Schmadtke ausschließlich darin, neue Leute in leitende Funktionen zu holen. Übersehen wurde, dass die Mannschaft immer mehr an Qualität verlor und ganz nebenbei überfordert war mit den vielen Kurswechseln.“

Die Deckungsgleichheit von Konzept und Personal ist immer das A und O des Erfolgs

Christian Eichler (FAZ) erinnert an die einzig wahre Bundesliga-Erfolgsformel: „Die Deckungsgleichheit von Konzept und Personal ist immer mehr das A und O des Erfolgs. Wer sie nicht mitbringt, dem hilft irgendwann auch finanzieller Vorsprung nicht. Er wird abgehängt. Wer nicht mal versteht, warum, dem geht es wie Hannover 96. Dann steht am Ende nicht nur ein Abstieg, sondern ein Absturz.“

In Gelsenkirchen laufen die Schalke-Fans Sturm: Die herbe Niederlage in Ingolstadt gleicht einem Offenbarungseid. Wieder einmal brennt im Pott der Baum. Manfred Hendriock (derwesten.de) schwelgt in Erinnerungen: „Das letzte Mal, dass Schalke auf Dauer Ruhe hatte, war in der ersten Amtszeit von Huub Stevens: Damals hat Rudi Assauer in Basta-Manier alles vom Tisch gewischt, und es gab wahrlich genug Jahre unter Stevens, in denen Schalkes Fußball auch nicht gerade eine Pracht war. Assauer hat das aber alles nicht gejuckt, weil er von dem „Alten“, wie er Stevens nannte, überzeugt war. Aber wer soll heute basta sagen? Bei Horst Heldt geht das nicht mehr – vielleicht ja bald bei Christian Heidel. Ist zumindest eine neue Chance. Nur: Langsam verliert man den Glauben daran, dass es irgendwann mal wirklich was wird.“

Breitenreiter hat sein Vokabular aufgebraucht

Pit Gottschalk (reviersport.de) macht dem Schalke-Coach Druck: „Ein Trainer, der seine hoch bezahlte Mannschaft nicht zum Schlussspurt zur Champions-League-Qualifikation motivieren kann, hat sein Vokabular aufgebraucht. Zehn Monate nach Breitenreiters Arbeitsbeginn auf Schalke macht sich eine Stimmung breit, wie man sie normalerweise erst nach drei bis fünf Trainerjahren erlebt. Oder eben auf Schalke: Der Mann liefert nicht, was man sich von ihm versprochen hat.“

Elmar Redemann (derwesten.de) hingegen nimmt sich die Spieler zur Brust: „Schwankungen in der Qualität der Leistungen sind verzeihlich, eine Mentalität, die offengestanden allzu oft keine ist, jedoch nicht. Spieler geben sogar zu, dass die Mannschaft regelmäßig auseinanderfällt , sobald sie in Rückstand gerät. Und doch klingt es wie ein Alibi, wenn immer wieder auf den Altersdurchschnitt verwiesen wird. Öfter als Abgezocktheit, sprich Erfahrung, lässt Schalke Charakter vermissen. Der ist keine Frage des Geburtsdatums, allenfalls von Reife.“

Sebastian Fischer (SZ) bringt es auf den Punkt: „Der Auftritt beim FC Ingolstadt hätte eigentlich der Beginn einer Serie sein sollen, um die bis dahin schwer definierbare Schalker Saison doch noch in eine Erfolgsgeschichte umzuschreiben, womöglich die Champions League zu erreichen oder zumindest die Europa League. Der Schalker Neuanfang im kommenden Sommer, wenn Manager Horst Heldt vom Mainzer Christian Heidel abgelöst wird, soll im Guten beginnen. Doch das am Ende peinliche 0:3 gegen den Aufsteiger hat das eher unwahrscheinlich gemacht. Das Spiel wurde zum Abbild der Mängel einer Mannschaft, die den eigenen Ansprüchen nicht genügt.“

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