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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Bienen jagen Bullen

Kai Butterweck | Montag, 6. Februar 2017 2 Kommentare

Das Bundesliga-Wochenende steht ganz im Zeichen des Topspiels Borussia Dortmund gegen RB Leipzig. Zur Recht. Auf dem Platz bekämpfen sich die derzeit vielleicht spielstärksten Teams der Liga. Leider rückt das Spiel aber auch aufgrund von gewalttägigen Übergriffen und Schmähplakaten in den Fokus. Die Presse ist entsetzt

Vor dem Topspiel des Wochenendes gehen randalierende Dortmunder „Fans“ auf RB Leipzig-Anhänger los. Es gibt mehrere Verletzte. Christian Kamp (FAZ) ist außer sich: „Während der Woche hatte man noch leise hoffen dürfen, dass der angekündigte Dortmunder Großprotest gegen das aus tiefstem Herzen abgelehnte Leipziger Modell zumindest eine kreative, vielleicht sogar eine spielerische Note annehmen würde. Die Realität zeigte jedoch eine Auseinandersetzung, die jedes akzeptable Niveau unter- und zugleich Grenzen deutlich überschritt. Das betraf nicht nur die rohen und rücksichtslosen Attacken vor dem Stadion, über deren Aggressionslevel sich sogar die Polizei erschrocken zeigte. Das galt auch für manches der auf der Südtribüne zur Schau gestellten Transparente. Was hier zu lesen war, ließ sich nicht als Geschmacklosigkeit abtun, das war Gewalt mit Worten.“

Mühsam, aber alternativlos

Die BVB-Geschäftsleitung erklärte nach dem Spiel, dass man alles daran setzen werde, „das Fehlverhalten der eigenen Anhänger aufzuklären und im Rahmen der Möglichkeiten hart zu sanktionieren!“ Oliver Müller (Welt) ist gespannt: „An dieser Ankündigung werden sich die Verantwortlichen von Borussia Dortmund messen lassen müssen. Sie werden zu klären haben, wie die große Anzahl von Transparenten mit den beleidigenden Inhalten auf die Südtribüne gelangen konnten. Sie werden – vollkommenen unabhängig davon, dass der Verein für das Fehlverhalten seiner Anhänger wohl auch vom DFB sanktioniert werden wird – sehr hart gegenüber den Rädelsführern durchgreifen müssen. Und sie werden Anstrengungen unternehmen müssen, wie die Leute, die hinter den Aktionen von Samstag standen, innerhalb der Fanszene isoliert werden können. Das könnte durchaus mühsam werden, ist aber alternativlos.“

Marcel Schwammborn (express.de) fühlt sich wie im Kindergarten: „Dass der BVB auf Anzeigetafeln und Spielplakaten das RB-Logo nicht zeigte, ist Kinderkram, befeuert aber die Pöbler und Verblendeten in den Fankurven. „Echte Liebe“ propagiert der börsennotierte „Traditionsverein“ Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA für sich. Als ob wirtschaftliche Interessen bei den Schwarz-Gelben keine Rolle spielen würden.“

Pit Gottschalk (derwesten.de) wendet sich an die „echten“ Fans des BVB: „Wenn es so viele anständige BVB-Fans gibt: Dann braucht dieser Klub jetzt einen Aufstand der Anständigen gegen diese Leute, die Borussia Dortmund in den Dreck ziehen und dem Verein mit ihrem Verhalten schaden. Wenn es diese anständigen BVB-Fans gibt: Dann geht auf die Straße und zeigt, dass Ihr nicht mit den Ultras einverstanden seid, die jetzt den verdienten Sieg über RB Leipzig mit Rechtsbrüchen und Geschmacklosigkeiten überschatten.“

Christof Kneer (SZ) zieht Funktionäre und Direktoren in die Verantwortung: „Natürlich kann – und muss – die Liga darüber diskutieren, ob die neuen Rivalen mitunter eine legale Art von Wettbewerbsverzerrung praktizieren, indem sie die 50+1-Regel kreativ interpretieren dürfen oder indem sie sich unter einem Dach gleich drei Teams halten (Leipzig, Salzburg, Liefering), bei denen man Talente kreativ parken kann. Aber diese Auseinandersetzung darf nicht von Irren und Unbelehrbaren mit Steinen in der Hand geführt werden; sie muss von kritischen Ligafunktionären geführt werden, von sehr guten Trainern und von einfallsreichen Sportdirektoren.“

Der eigentliche Kronprinz der Bayern

Oliver Fritsch (Zeit Online) beschäftigt sich mit dem Geschehen AUF dem Platz: „Sieg gegen Bayern, Sieg gegen Leipzig, in der Champions League vor Real Madrid – es wäre mehr drin gewesen in dieser Saison für die Borussia, wenn sie die Punkte nicht gegen Ingolstadt, Mainz, Augsburg und Leverkusen oder wie die Kleinen alle heißen hätte liegen lassen. Doch wenigstens hatten die Borussen am Samstag das gute Gefühl, der eigentliche Kronprinz der Bayern zu sein.“

Sebastian Fischer (SZ) lobt Thomas Tuchel: „Hätte Leipzigs Tor in der Nachspielzeit gezählt, hätten es die Tuchel-Kritiker nach einem 1:1 und elf Punkten Rückstand auf Leipzig und Platz zwei leicht gehabt. Nach dem Dortmunder Sieg aber hat sich der BVB zurückgemeldet, und nichts spricht dagegen, Tuchel zu loben: Seine Konsequenz, auf Mario Götze und André Schürrle zu Gunsten der formstärkeren Ousmane Dembélé und Raphael Guerreiro zu verzichten? Richtig. Dem Leipziger Pressing mit drei Innenverteidigern zu begegnen und mal wieder das System zu wechseln, von 4-3-3 zu 3-1-4-2? Mutig.“

Auch Markus Völker (taz) klatscht mit dem BVB-Coach ab: „Die Art, wie er Fußball spielen lässt und diesen nach außen verkauft, stand auf dem Prüfstand. Die Prüfung hat der Schwabe bestanden, auch wenn er sich die Häme über den nicht gegebenen Treffer der Leipziger hätte sparen können. Was bei all der Tuchel-Skepsis und der Klopp-Vergötterung leider immer vergessen wird: Kein Trainer von Borussia Dortmund hat im Schnitt eine bessere Punktausbeute als Tuchel (2,17). Auch Klopp (1,9) nicht. 30 Bundesliga-Heimspiele hat Dortmund überdies ungeschlagen überstanden. Man sollte sich lieber an die Fakten halten. Nicht nur im Fußball.“

freistoss des tages

 

Kommentare

2 Kommentare zu “Bienen jagen Bullen”

  1. wowiki
    Montag, 6. Februar 2017 um 14:52

    GlückAuf

    nun,
    ich möchte feststellen, dass nicht nur die Presse
    „entsetzt“ ist !

    Ich bin überzeugt, dass jeder der etwas Hirn hat
    derart Wiederholendes am und um ein FußballEreignis nicht gut heißt !!

    Aber was nutzt das denn:
    Herr Jäger hat anscheinend andere Probleme zur Zeit ( Mörder Amis ) ? !

    Solange es wie hier anscheinend
    siehe Print Waz Sport ,
    „“Fans noch dahinter stehen „“
    und das nicht so schlimm fanden…

    Wenn Herr Chefred. Sport der Waz fordert die echten Fans sollen dagegen auf die Straße gehen!
    Soll er doch voran gehen ? !
    Wer traut sich denn gegen diese Schlägertruppen
    ohne sein eigenes Leben zu gefährden ?

    GlückAuf
    wünsche auf jeden Fall dass jede/r Gesund als >Zuschauer< vom Besuch zurück kommt .

  2. Charly
    Montag, 6. Februar 2017 um 19:03

    >> Oliver Fritsch (ZOn)beschäftigt sich mit dem Geschehen AUF dem Platz. <<

    Dafür herzlichen Dank.

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