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Bundesliga

Relegation – Murks hoch drei

Kai Butterweck | Donnerstag, 24. Mai 2018 2 Kommentare

Nach einer katastrophalen Saison rettet sich der VfL Wolfsburg erst in der Relegation. Applaus gibt’s allerdings keinen. Die Presse zeigt mit dem Daumen nach unten

So manch ein Wolfsburg-Fan spaziert dieser Tage wieder mit einem Lächeln zur Arbeit. Nach Ansicht von Steven Wiesner (Tagesspiegel) gibt es aber eigentlich gar keinen Grund zum Feiern: „Mit dem achtwertvollsten Kader der Liga war das Team angetreten, um die Kritiker des umstrittenen VW-Produkts etwas zu besänftigen nach der Katastrophensaison vor einem Jahr, die in einer engen Relegationsserie gegen Braunschweig geendet war. Zwölf Monate später aber muss man konstatieren, dass es der VfL Wolfsburg nicht einmal schaffte, zu stagnieren. Er machte noch einen Schritt zurück und spielte die schlechteste Runde seit dem Erstliga-Aufstieg 1997.“

Thomas Hiete (kicker.de) stellt die „Schuldigen“ an den Pranger: „An der Entwicklung tragen alle eine Mitschuld. Der Aufsichtsrat, der alles abgesegnet, zu wenig hinterfragt und letztlich komplett falsch entschieden hat. Die Geschäftsführung, die nur noch aus zwei Personen bestehend völlig überfordert war und planlos agierte. Sportdirektor Olaf Rebbe, dem seine Beratungsresistenz, mangelnde Erfahrung und eine miserable Kaderplanung zum Verhängnis wurde. Die Fußballlehrer Andries Jonker, Martin Schmidt und mit Abstrichen Bruno Labbadia, die dem Team keine Handschrift verpassten. Und eine Mannschaft, die diesen Begriff nie verdient hatte. Die aber von der Führung auch nicht vorgelebt bekam, was Teamgeist bedeutet.“

Ein Aufstieg von Holstein hätte der norddeutschen Fußball-Seele gut getan

Jürgen Muhl (shz.de) bittet um ein Taschentuch: „Es hat nun doch nicht geklappt mit dem Aufstieg von Holstein Kiel ins deutsche Fußball-Oberhaus. Schleswig-Holstein hat also weiterhin – wie seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 – keinen Erstligisten im Lande. Das ist absolut keine Schande – arbeitet der VfL Wolfsburg als Volkswagen-Betriebsmannschaft mit ganz anderen Finanz-Mitteln. Der Wert des spielenden Personals liegt um das Zehnfache höher als jener Marktwert des Holstein-Teams. Aber bedauerlich ist es schon, dass Holstein es nicht geschafft hat. Gerade nach dem Abstieg des HSV hätte ein Aufstieg von Holstein der norddeutschen Fußball-Seele gut getan.“

Frank Heike (faz.net) fordert die Abschaffung der Relegation: „Diese Spiele führen beide Klubs ans Äußerste, wenn am Ende einer langen Saison um Ligazugehörigkeit, Etathöhe und Arbeitsplätze gekämpft wird. Das sah man am Montagabend den gezeichneten Trainern Markus Anfang und Bruno Labbadia an. Der Berufsfußball befindet sich ohnehin in einem einzigen Erregungszustand. Da sollte man den Beteiligten eine Atempause gönnen und die Spielzeiten nach 34 Partien beenden. Drei steigen auf, drei steigen ab: Das würde ein paar Vermarktungsmillionen kosten. Aber die Nerven aller schonen.“

Wer Drittletzter wird, der hat den Abstieg verdient

Marco Seliger (Stuttgarter Nachrichten) schließt sich an: „Wer Drittletzter wird, der hat den Abstieg verdient, wer in der zweiten Liga überzeugt und Dritter wird, der soll und darf aufsteigen. So einfach ist das. Normalerweise. Die Relegation aber führt eine Saison ad absurdum. Sie lässt zu, dass der Erstligist, der meist finanzkräftiger ist und bessere Spieler hat, seine miese Saison in zwei Partien retten kann. Und dass der Underdog, der meist schwächer aufgestellte Zweitligist, gefühlt alles verliert.“

Auch Johannes Aumüller (SZ) schießt gegen das seit 2009 jährlich veranstaltete Existenzdrama: „Wer eine Saison so vergeigt wie gerade der VfL Wolfsburg, und das schon das zweite Mal nacheinander, hat nun einmal den Abstieg verdient. Relegationsspiele lassen sich zwar bestens als dramaturgischer Schlusspunkt einer Saison vermarkten, der noch zusätzliche TV-Einnahmen generiert. Aber es wirkt auch nicht fair, das Ergebnis einer 34 Spieltage umfassenden Saison in zwei K.-o.-Partien zu ermitteln.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Relegation – Murks hoch drei”

  1. Van Kuchen
    Donnerstag, 24. Mai 2018 um 23:50

    Die Argumentation ist nachvollziehbar und
    gerecht:
    Der Berufsfußball befindet sich ohnehin in einem einzigen Erregungszustand. Da sollte man den Beteiligten eine Atempause gönnen und die Spielzeiten nach 34 Partien beenden. Drei steigen auf, drei steigen ab: Das würde ein paar Vermarktungsmillionen kosten. Aber die Nerven aller schonen.“

    doch, wir leben im Kapitalismus.
    Da wird so getan, als wenn Vermarktungsmillionen wichtiger wären, als die Nerven Aller oder gar Menschlichkeit.
    Also: iss nich!

    P.S. ich bin für die friedvolle Beendigung des Kapitalismus.

  2. Van Kuchen
    Sonntag, 27. Mai 2018 um 20:43

    mmh über die Relegation wird berichtet, über den fulminanten Sieg Frankfurts über München im Pokal dagegen nicht….
    seltsamm

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