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Deutsche Elf

Müller, Hummels, Boateng – Das tragische Dreieck

Kai Butterweck | Donnerstag, 7. März 2019 4 Kommentare

Das plötzliche DFB-Aus für Thomas Müller, Jerome Boateng und Mats Hummels schlägt in der Presse erwartungsgemäß hohe Wellen

Joachim Löw sortiert aus. Neben Mats Hummels und Jerome Boateng muss auch Thomas Müller seine Zukunftsträume im Dienste der Nationalelf begraben. Klaus Hoeltzenbein (SZ) schüttelt den Kopf: „Die Fachfragen werden von den Stilfragen überlagert. An der Torflaute von Thomas Müller haben sich zuletzt viele abgearbeitet, verflogen sind ein bisschen Sturm und Drang, aber einen WM-Torschützenkönig (2010 in Südafrika) verabschiedet man nicht zwischen Tür und Angel.“

Stillose Aussortierung

Michael Rosentritt (Tagesspiegel) schließt sich an: „Den Weltmeistertrainer hatte eine merkwürdige Trägheit überfallen. Nun hat sich Löw für Tatkraft entscheiden. Aber wieder einmal wählt er den falschen Weg. Denn es trifft nicht nur verdiente Spieler mit zusammen 246 Länderspielen, sondern auch Wortführer der Mannschaft, die dem Mannschaftsrat angehörten. Auch deshalb wirkt ihre formlose Aussortierung stillos.“

Johannes Kopp (taz) holt die Trainerstuhl-Säge aus dem Keller: „Profis, die sich um das Nationalteam verdient gemacht hatten, stiegen im Ansehen und erhielten einst ein uneingeschränktes Bleiberecht. Und Löws Loyalität wurde umgekehrt auch mit reichlich Loyalität vergolten. Eine für alle Seiten behagliche Welt, die am Dienstag plakativ verabschiedet wurde. Das ist das eigentlich Bemerkenswerte, was am Dienstag passiert ist. Dass es so lange gedauert hat, ist kein Wunder. Gerade Löw mit dieser Aufgabe zu betrauen, ist nach wie vor keine besonders gute Idee.“

Löw blieb keine andere Wahl

Stefan Frommann (Welt) hingegen zeigt Verständnis: „Löw weiß um die Wucht seiner Entscheidung. Die Bayern haben in der Bundesliga gerade einen tollen Lauf, auch Müller und Hummels spielen dabei eine Rolle, Boateng hatte mehr mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Ihnen eine Woche vor dem so wichtigen Spiel gegen Liverpool mitzuteilen, dass sie nicht mehr erwünscht sind, muss bei den Verantwortlichen in München nicht unbedingt auf große Begeisterung stoßen. Doch Löw blieb keine andere Wahl. Am 20. März spielt Deutschland gegen Serbien, einen perfekten Gegner für den Ausbau einer neuen Nationalmannschaft. Und den perfekten Zeitpunkt für einen Abschied gibt es eh nie.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) blickt in die Kristallkugel: „Mit seiner Verjüngung geht Löw ins Risiko. Vielleicht nimmt er die EM im nächsten Jahr als Zwischenstation und richtet sich bereits auf die nächste WM aus. Im November und Dezember 2022 würden die nun Ausrangierten wegen des Alters wohl ohnehin keine große Rolle mehr spielen. Vielleicht nimmt er sich Didier Deschamps zum Vorbild. Frankreichs Trainer verzichtete vor der WM 2014 auch auf einige verdiente Spieler, schied mit einer jungen Mannschaft im Viertelfinale aus, um vier Jahre später Weltmeister zu werden.“

Florian Kinast (Spiegel Online) beruhigt alle Bayern-Fans: „Immerhin: Müller, Hummels und Boateng bleibt nun erspart, sich noch weiter durch Länderspiele zu quälen; eine Nichtnominierung unmittelbar vor der EM 2020 wäre für sie zudem noch bitterer gewesen. Jetzt können sich die drei Profis ihre noch verbliebene Kraft für die Bayern aufsparen. So ist der prompte Zwangsabschied vom DFB langfristig vielleicht das Beste für sie gewesen. Für den FC Bayern ist er das in jedem Fall.“

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Kommentare

4 Kommentare zu “Müller, Hummels, Boateng – Das tragische Dreieck”

  1. wolfgang kill
    Donnerstag, 7. März 2019 um 11:45

    Oliver Fritsch (Zeit Online) blickt in die Kristallkugel: „Mit seiner Verjüngung geht Löw ins Risiko. Vielleicht nimmt er die EM im nächsten Jahr als Zwischenstation und richtet sich bereits auf die nächste WM aus. Im November und Dezember 2022 würden die nun Ausrangierten wegen des Alters wohl ohnehin keine große Rolle mehr spielen. Vielleicht nimmt er sich Didier Deschamps zum Vorbild. Frankreichs Trainer verzichtete vor der WM 2014 auch auf einige verdiente Spieler, schied mit einer jungen Mannschaft im Viertelfinale aus, um vier Jahre später Weltmeister zu werden.“##

    Ich schließe mich fast kompl. der Meinung vom Oli Fritsch an
    Glückauf

  2. Van Kuchen
    Montag, 11. März 2019 um 16:01

    Fragen über Fragen.

    Aus welchem Grunde Löw – nach historisch schlechtem Abschneiden bei der letzten WM, was sich seitdem nicht oder nur wenig bessert – noch immer Trainer ist, bleibt fragwürdig.

  3. Charly
    Montag, 11. März 2019 um 20:41

    Antwort.

    Weil weltweit kein anderer Nationaltrainer seit 2006 alle Halbfinals in großen Wettbewerben erreichte, Titel und Finalteilnahme inklusive.

    Da verliert man weder die Nerven noch die Contenance, nur weil 2018 ein mieses Jahr war.
    Fußballkenner wissen das und stehen dazu.

    Einige „Experten“ arrangieren sich allerdings halbgar mit den Mainstream-Medien, die ihren Broterwerb sichern,leider zu oft zu hören und nachzulesen.

  4. Charly
    Dienstag, 19. März 2019 um 18:12

    Ich schenke Kai Butterweck einen Löschbutton.
    Bitte dann auch verwenden 😉

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