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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Machtdemonstration

Kai Butterweck | Dienstag, 9. April 2019 1 Kommentar

Wochenlang fieberte ganz Fußball-Deutschland dem heimischen „Clásico“ entgegen. Zwei Tage nach der fußballerischen Standpauke des FC Bayern München reibt sich die Presse noch immer die Augen

Der FC Bayern erteilt dem BVB eine denkwürdige Lehrstunde. Oliver Fritsch (Zeit Online) winkt schon nach einer halben Stunde ab: „Spätestens nach vierzig Minuten war das Spiel entschieden. Es war nämlich nicht nur das Ergebnis, das alle Dortmunder Anhänger erschrecken ließ, sondern die Tatsache, dass ihre Mannschaft auf nichts eine Antwort fand. Was selbst Heidenheim und Freiburg zuletzt geschafft hatten, die Bayern-Defensive in Unordnung zu bringen, gelang ihm nicht mal im Ansatz. Auch in der zweiten Halbzeit war nicht ein Funken Trotz oder Stolz spürbar, wenigstens noch mal ein Lebenszeichen zu senden. Als wäre es der HSV in Schwarz-Gelb.“

Gallig und souverän

Auch Joscha Weber (dw.com) schlägt die Hände vors Gesicht: „Der FC Bayern fand nach Wochen des Strauchelns rechtzeitig zum Klassiker zu alter, gewohnter Souveränität zurück, zeigte endlich wieder jene Galligkeit, die Kritiker zuletzt vermissten und war in allen Mannschaftsteilen überlegen. Ergebnis: Der FCB ist wieder klarer Meisterschaftsfavorit. Borussia Dortmund dagegen zeigt mit den wechselhaften Leistungen der Rückrunde, in der manch ein Last-Minute-Treffer das Team von Lucien Favre vor weiteren Punktverlusten bewahrte, dass die junge, im Sommer völlig neu gestaltete Mannschaft nicht reif genug ist für einen Titel, schon gar nicht auf internationalem Niveau.“

Sven Goldmann (Tagesspiegel) blickt mit sorgenvoller Miene in die Kristallkugel: „Die Bayern werden sich die Blöße der Saison 2018/19 nicht so schnell wieder geben. Sie wissen um ihre Fehler in der Zusammenstellung der Mannschaft und werden diese kein zweites Mal machen. Die kommende Saison dürfte ihre Spannung wieder aus der März-April-oder-Mai-Frage beziehen.“

Keine Körpersprache, kein Wille

Jochen Tittmar (spox.com) nimmt sich das BVB-Kollektiv zur Brust: „Dem BVB fehlte in München, und gegen Wolfsburg war es in weiten Teilen sehr ähnlich, über die gesamte Spielzeit die nötige Körpersprache, der unbändige Wille und die gesunde Aggressivität in den direkten Duellen, um sich Spitzenmannschaft und Meisteranwärter schimpfen zu können.“

Julien Wolff (Welt) gratuliert dem Bayern-Coach: „Besonders für Kovac war es ein sehr wichtiger Abend. Es war sein erster Sieg als Bayern-Trainer in einem großen Spiel. Die Partie kann als Beweis angesehen werden, dass die Mannschaft ihm folgt. Seine Entscheidungen in Sachen Startaufstellung erwiesen sich als genau richtig, sein Gegenüber Lucien Favre hingegen würde rückblickend wohl anders aufstellen.“

Verzockt eben

Matthias Becker (sport1.de) zeigt mit dem Finger auf Lucien Favre: „Dass der BVB-Coach Lukasz Piszczek keinen wirklichen Gefallen damit tat, ihn nach acht Wochen Verletzungspause direkt zum Liga-Gipfel wieder aufzubieten, war auch schnell zu sehen. Der Geschwindigkeit von Kingsley Coman hatte Piszczek nichts entgegenzusetzen. Wie denn auch? Das Kalkül, dass seine Erfahrung die Defensive stabilisieren könnte, erfüllte sich nicht. Verzockt eben.

Klaus Hoeltzenbein (SZ) beruhigt die Gemüter: „Faktisch ist ja am Samstag nicht viel passiert. Nur eines ist wohl sicher: Über das Torverhältnis wird diese Meisterschaft nicht entschieden, da liegt der FC Bayern (plus 15) klar vorne. Aber sonst? Gewinnt der BVB alle sechs Spiele, dürften sich die nur einen Punkt besser gestellten Münchner nicht mal ein Remis erlauben. Dortmund hat das vermutlich leichtere Restprogramm. Und München ein ewiges Reizklima. Die Fliehkräfte, die dort täglich und überfallartig auf den Spielbetrieb einwirken (Trainerdebatte, Generationswechsel, etc.), sind in ihrer Wirkung nicht vorhersehbar.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Machtdemonstration”

  1. Van Kuchen
    Dienstag, 9. April 2019 um 16:24

    Mir gefällt der Kommentar der SZ gut, die auch schon vorher sagte, daß von dem Liverpool-Spiel einiges abhinge.
    Sie verloren.
    Und siehe da, Bayern strauchelte gegen Freiburg UND Heidenheim (SZ-Artikel sehr lesenswert).
    Die Art, wie Dortmund sich präsentierte, war wohl entscheidender, als die Bayerns.

    Nur schade: die Bayern haben wohl noch nicht verstanden, daß es auch für sie nicht gut ist, wenn der wichtigste Titel quasi schon vor der Saison entschieden ist.
    Doch: Dortmund kann noch Meister werden, wenn sie alle 6 Spiele gewinnen und z.B. Bremen gegen Dortmund verliert und gegen Bayern….

    naja, schau‘n mer ma.

    Wenn die kommenden Saisons wieder so laufen, wie die letzten 6, dann gute Nacht.

    Doch noch wichtiger erscheint mir, daß die Menschen aufwachen und sehen, was hier im Hintergrund alles geschieht (Atomkraft; Fracking; „Urheberrechtsgesetz“ =Abschaffung der Meinungsfreiheit?; gesundheitliche Gefahren durch 5G (Mikrowellen); Gesetze, die sich gegen die Menschen richten; grundlegende, menschenfeindliche Strukturen in der Schulbildung, usw.).

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