indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Bayer Leverkusen – Hertha BSC Berlin 1:2

Oliver Fritsch | Dienstag, 6. Dezember 2005 1 Kommentar

Nüchterne Eloquenz

Ulrich Hartmann (SZ 2.12.) ficht Michael Skibbes Qualität an: „Skibbe ist ein Fachmann, aber es bestehen nach wie vor Zweifel an seinen Fähigkeiten als Psychologe. Bei der Nationalelf hat Rudi Völler die Rolle des Cheerleaders in der Kabine selbst gespielt, und weil er seither um Stärken und Schwächen seines Kompagnons weiß, hat er neulich als Sportdirektor von Bayer auch jene Abreibung lieber selbst übernommen, die den Leverkusenern nach dem blamablen 1:3 in Mainz gebührte. Skibbe ist Kumpeltyp und Intellektueller zugleich, und diese Kombination macht den Job schwierig, wenn das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern nicht so gewachsen ist wie in der langjährigen Schicksalsgemeinschaft von Jürgen Klopp und Mainz 05. Skibbe wurde in der Not verpflichtet, weil Klaus Augenthaler nicht mehr weiter wusste, doch zum Feuerwehrmann eignet sich der Theoretiker nicht zwangsläufig. In Dortmund soll seine nüchterne Eloquenz die Fußballer in den Wahnsinn getrieben haben.“

SZ: Rudi Völler kritisiert Augenthaler nach der Niederlage – Meistens ist Völler die Höflichkeit in Person, der wandelnde Ausgleich und nicest man im Fußballbusiness, manchmal aber auch nicht
BLZ: Der Sieg zeigt, wie abhängig Hertha BSC von Marcelinho ist

Als ich kam, schimpfte man ja nicht einmal mehr über Hertha

Dieter Hoeneß im Interview mit Michael Reinsch (FAS) über die Wirtschaft Herthas
FAS: Sie beklagen, daß Veröffentlichungen die Verhandlungen mit einem kommenden Hauptsponsor gestört hätten. Ist Transparenz ein Nachteil?
DH: Sowieso. Wir Bundesligavereine sind gläsern wie kein anderes Wirtschaftsunternehmen in Deutschland.
FAS: Beklagen Sie das?
DH: Ich konstatiere das. Was ich in letzter Zeit gehört habe, war nur ein Teil der Transparenz. Da ging es einseitig nur um Verbindlichkeiten und nicht um die geschaffenen Werte. Und zum Thema Transparenz: Alle Zahlen, die in den letzten zwei Wochen diskutiert wurden, haben wir vor elf Monaten bereits veröffentlicht.
FAS: Heißt konservativ zu wirtschaften, im Fußball Chancen auszulassen? Es gibt Vereine, die stolz darauf sind, schuldenfrei zu sein. Sie spielen in der zweiten Liga. Besteht da ein Zusammenhang?
DH: Mich ärgert, wenn nicht zur Kenntnis genommen wird, daß Hertha BSC nicht seit dreißig Jahren ununterbrochen in der Bundesliga spielt. Wir mußten all das aufbauen, was unsere Wettbewerber hatten: Infrastruktur, ein Vereinsgelände, Nachwuchsarbeit. Daher kommt ein Großteil unserer Verbindlichkeiten. Wir wären schuldenfrei, wenn es nur um den Profibereich ginge; der ist kostendeckend und sehr erfolgreich. Wir sind zusammen mit Schalke 04 der erfolgreichste Aufsteiger der letzten 25 Jahre. (…) Hertha BSC ist, im Verhältnis zu dem, was hier vor neun Jahren war, Erwartungen ausgesetzt wie kein anderer Verein. Hertha ist in dieser Stadt wieder ein wichtiges Thema. Man freut sich über Erfolge und ärgert sich über Niederlagen. Als ich kam, schimpfte man ja nicht einmal mehr über Hertha. Der Zuschauerschnitt lag bei 5000.

In der Sport Bild liest man: „Dieter Hoeneß spricht oft und gern davon, wie er Hertha aus der 2. Liga hochgeführt hat. Wie er Hertha langsam päppelte. Wie er Strukturen aufbaute. Das hat er wirklich gut gemacht. Aber: Hertha hat rund 35 Millionen Euro Schulden. Und bei 25 Millionen davon muß sich keiner fragen, wo die geblieben sind. Die sind in den vergangenen sechs Jahren schlicht verpulvert worden. Das hat er schlecht gemacht.“

FSV Mainz – VfL Wolfsburg 5:1

Zerfallsprodukt

Tobias Schächter (SZ) kommentiert die hohe Wolfsburger Niederlage: „Der VfL Wolfsburg ist der Inbegriff grauester Graumäusigkeit. Dabei sind die Ansprüche immer noch groß, auch wenn sie inzwischen relativiert wurden. An Manchester United wollte der Aufsichtratsvorsitzende Lothar Sander den VfL orientiert sehen. (…) Die Erklärungen von Fach und Strunz weisen wohl auf Symptome hin, lenken aber vom Kern ab. Zum einen besteht der Verdacht, dass die Mannschaft falsch zusammengestellt ist und die widerstrebenden Parteien es jedem Trainer schwer machen. Zum anderen verhärten die jüngsten Vorkommnisse die Vermutung, dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und sportlicher Führung belastet ist. (…) Ein Scheitern Fachs würde auch die Position Strunz’ in Frage stellen.“ Michael Eder (FAZ) vergleicht zwei Krisenstrategien: „Während die Mainzer bei ihrer langen Mißerfolgsserie immer als Team auftraten und in keinem Spiel demontiert wurden, während sie in allen Partien ein klares, für jeden erkennbares System spielten, präsentierten sich die Wolfsburger nicht erst in Mainz als Zerfallsprodukt.“

WamS: Volkswagen und Bayer in Wolfsburg und Leverkusen – Werksteams entpuppen sich als Investition ins Niemandsland

NZZ: Alpay Özalan – Täter und Opfer zugleich (sehr lesenswert!)

Kommentare

1 Kommentar zu “Bayer Leverkusen – Hertha BSC Berlin 1:2”

  1. Hertha BSC Berlin hat viele Schulden - Fakten, Gründe, Zukunftsaussichten, Schuldenentwicklung - Fritten, Fussball & Bier
    Samstag, 5. März 2011 um 12:57

    […] 6 Millionen Mark 2003: ca. 18 Millionen Euro 2005: 54 Millionen Euro 06.12.2005: 35 Millionen Euro (Sportbild) 30.06.2006: 55 Millionen Euro 30.11.2006: 45 Millionen Euro 10.06.2008:  35 Millionen Euro […]

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