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Bundesliga

Trainertypen mit Vorstellungen jenseits der Tageshektik

Oliver Fritsch | Donnerstag, 2. April 2009 Kommentare deaktiviert für Trainertypen mit Vorstellungen jenseits der Tageshektik

Felix Magaths Erfolg in Wolfsburg könnte die Frage neu justieren, wer das Sagen in einem Fußballklub haben sollte / In Schalke versagt die Gewaltenteilung auf andere Weise

Moritz Kielbassa (SZ) zeigt auf das Modell Trainermanager, das Felix Magath in Wolfsburg vor zwei Jahren eingeführt hat, das Erfolg zu zeitigen scheint, und das „der Bundesliga eine Grundsatzdebatte über Gewaltenteilung im modernen Fußball beschert“. Am Samstag trifft Wolfsburg auf die punkt- und torgleichen Bayern – und damit auf seinen Gegenpart. Denn dort lassen sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nur ungerne von ihrem leitenden Angestellten sagen, was gut für den Verein sein soll. Dazu wird Ex-Bayern-Coach Magath zitiert: „In München wurde nur etwas beschlossen, wenn Kalle, Uli und ich die gleiche Meinung hatten.“ Inwiefern Bayern mit Jürgen Klinsmann einen neuen, einen Zwitterweg geht, ist eine der spannenden, noch nicht gänzlich beantworteten Fragen dieser und der folgenden Saisons. Leverkusen mit dem starken Rudi Völler, Schalke, auch den HSV führt Kielbassa als weitere Gegenbeispiele zum Trend auf, der „Trainertypen mit klaren Vorstellungen jenseits der Tageshektik des Gewerbes“ fordert, etwa Rangnick und Klopp.

Noch deutlicher wird der Kontrast an den Beispielen Manchester United und Arsenal, wo Alex Ferguson und Arsène Wenger zweistellige Jahresringe zählen. Und die entscheidenden Fragen selbst beantworten oder delegieren: „Wer bestimmt die Klub- und Personalpolitik? Wer soll bei Transfers das letzte Wort haben? Wie viel Mitsprache hat der Trainer? In wessen Zuständigkeit fallen Visionen, Konzepte, Markenbildung? Sind, getreu dem herkömmlichen Ansatz, Vielstimmigkeit und hohe interne Kontrolle sinnvoll? Oder ist der Supercoach à la Magath das neue Vorbild?“

Nähe zwischen Prüfer und Geprüften

Marcus Bark (taz) sieht sich die Gewaltenteilung am konkreten Fall Schalke genauer an und kommt zu einem skeptischen Urteil: „Tönnies und Schnusenberg verbindet nicht nur der gemeinsame Wohnort Rheda-Wiedenbrück, sondern auch eine lange berufliche Beziehung. Der selbstständige Steuerberater Schnusenberg arbeitet für die Unternehmensgruppe von Tönnies, die mit mehreren tausend Mitarbeitern mehrere Milliarden Euro Umsatz macht. Diese Nähe zwischen Vereinschef und Vorsitzendem des Kontrollgremiums ruft seit Jahren kritische Stimmen hervor und befeuert die Gerüchte, dass Tönnies im Klub wie in seiner Firma allein das Wort führt.“

Kevin Kuranyi soll der taz zufolge aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht haben: „Jeder neue Trainer, den Schalke im Auge hat, wird sich überlegen: Soll ich mir das antun oder nicht?“

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