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Höllenspektakel in jeder Hinsicht

Frank Baade | Samstag, 18. April 2009 1 Kommentar

Mutiger und mannhafter HSV, Genie und Wahnsinn bei Werder. Zum ersten Mal seit 1989 (damals: VfB Stuttgart und Dynamo Dresden) stehen sich wieder zwei deutsche Mannschaften im Halbfinale des Uefa-Pokals gegenüber, weil Werder dank Diego weiterkommt und der HSV im Höllenspektakel knapp, aber verdient besteht.

Von „Genie und Wahnsinn“, die Werder Bremen in dieser Saison regelmäßig aufeinander folgen lasse, schreibt Sebastian Stiekel für die FAZ – und weiß Werder nicht mehr einzuordnen. Lob erteilt er dafür, gegen die erschöpften Udiner noch zum Remis gekommen zu sein. Und während Werder in den Jahren zuvor meist im entscheidenden Moment im Europapokal versagte, in der Liga aber auftrumpfte, seien diese Rollen nun vertauscht. Als „Schlüsselerlebnis“ sieht Stiekel jene Woche im Februar, in der Werder erst in Cottbus verlor, um Tage darauf auswärts gegen den AC Mailand nach Rückstand noch weiterzukommen. Seitdem seien Konstanz und Effektivität eingekehrt, was allerdings nicht zu seiner Einschätzung passt, Werder sei in der ersten Halbzeit in Udine noch „sehr nachlässig“ aufgetreten. Matchwinner sei natürlich Diego. Dessen wahrscheinlicher Weggang werde in der allgemeinen Begeisterung darüber, am Ende einer schlechten Meisterschaftssaison noch zwei Titelchancen zu haben, aber zur Zeit verdrängt.

Mannhaft und mutig

Roland Zorn findet in der FAZ klare Worte für den Schiedsrichter des Spiels Manchester City gegen den HSV und zeigt sich angetan von der britischen Atmosphäre, der er das Etikett „Höllenspektakel in jeder Hinsicht“ verleiht. Der Handelfmeter gegen Trochowski sei falsch, der Platzverweis für Dunne viel zu spät und das zweite Tor von Manchester City abseits gewesen. Dass der HSV trotz dieser widrigen Entscheidungen, der immensen Unterstützung des gegnerischen Publikums und der „Kraft und Vitalität des Premier-League-Fußballs“ weitergekommen ist, sei Verdienst der Hingabe und des Eifers, mit dem der HSV auftrat: „Sie wollten ihr Faustpfand nicht hergeben und krallten sich daran bis zum Ende fest.“ „Mannhaft und mutig“ sei die Mannschaft aufgetreten, weshalb der HSV in der Bilanz beider Spiele verdient das Halbfinale erreiche.

Revier-Rivalität im Norden

Jörg Marwedel befasst sich in der SZ mit den kommenden vier Duellen zwischen Hamburger SV und Werder Bremen. Inzwischen herrsche im Norden eine Rivalität wie jene zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Erstaunlich einerseits, da die Bremer in der Zeit seit dem Hamburger DFB-Pokalsieg von 1987 eigentlich keinen Grund mehr hätten, nach Osten zu schielen. Die Bremer Erfolgsliste ist lang im Vergleich zu jener der Hamburger: drei Meisterschaften, vier Mal DFB-Pokal und ein Europapokal, während der Hamburger SV in dieser Zeit keinen einzigen Titel gewann. Andererseits habe der HSV allgemein aufgeholt und liege bei Zuschauerzahlen und Wirtschaftskraft sogar vor den Bremern. „Dukaten-Didi“ Beiersdorfer kaufe clever ein und verkaufe mit Erlös. Diese Annäherung in der sportlichen und wirtschaftlichen Wertigkeit schüre eine neue, alte Rivalität, die sich in Scharmützeln wie jenem um den Kauf von Carlos Alberto, aber auch in besonderer Kreativität bei Choreographien der Fans äußere.

Kommentare

1 Kommentar zu “Höllenspektakel in jeder Hinsicht”

  1. Dirk
    Montag, 20. April 2009 um 07:37

    Wenn es doch nur um Einkaufscharmützel und Choerographien ginge…

    Hier in Bremen wird jetzt zumindest diskutiert, wie hässlich die Ausschreitungen ausfallen dürften, falls ein Team in beiden Pokalwettbewerben gewinnt.

    Es ist für mich eine lächerliche Art der Rivalität, bei der „Tod und Hass“ im Mittelpunkt steht.

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