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Hartnäckig in der neutralen Zone

Frank Baade | Donnerstag, 17. Dezember 2009 1 Kommentar

Hertha gewinnt 1:0 gegen Sporting Lissabon, das spielerisch überlegen scheint, aber doch nicht so recht will, Hertha investiert das in der Europa League verdiente Geld in Theofanis Gekas; der FC Basel scheidet aus

Mit 1:0 gewinnt Hertha BSC Berlin immerhin das 3. seiner 6 Europa-League-Spiele und qualifiziert sich so für die Runde der letzten 32. Die Partie stand lange unter den Vorzeichen, dass Lissabon schon qualifiziert war und Hertha ein Remis zum Weiterkommen genügt hätte.

Michael Horeni (FAZ) nennt dies als Grund für ein unansehnliches Spiel: „Wer glaubte, für beide Mannschaften wäre ein 0:0 von vornherein genau das richtige Ergebnis, um das internationale Spieljahr einträglich und ehrenhaft zu beenden, wurde nicht enttäuscht. In der ersten Halbzeit erspielte sich keine Mannschaft eine einzige ernsthafte Torchance. Der Hertha fehlte die Klasse, um dauerhaften Druck zu entwickeln.“ Den Portugiesen hingegen hätte die letzte nötige Konsequenz gefehlt. „Auch nach dem Wechsel war von wilder Entschlossenheit im Olympiastadion nichts zu sehen.“ Schließlich erzielte doch noch Kacar das 1:0 für die Hertha, und es zeigte sich: „Sporting störte das nicht weiter, ernsthafte Bemühungen um den Ausgleich ließen sich nicht erkennen.“

In der Berliner Zeitung hat Michael Jahn Hoffnung auf Erlösung von außerhalb: „Im ersten Durchgang einer bis dato freudlosen Partie, die niemand auf den fast leeren Rängen – lediglich 14 417 Zuschauer hatten den Weg ins Stadion gefunden – erwärmen konnte, wirkte Sporting organisierter und kontrollierter als Hertha BSC, das ohne Raffael, Arne Friedrich und Patrick Ebert antreten musste. Erst nach 27 Minuten prüfte Gojko Kacar mit einem Kopfball den frierenden Sporting-Keeper Rui Patricio. Herthas Angriff blieb bis dahin ohne jegliche Wirkung – Theofanis Gekas, ein ausgewiesener Torjäger, dürfte der Berliner Offensive sehr guttun, sollte er sich für einen Wechsel zum Tabellenletzten der Bundesliga entscheiden.“

Hertha-Profis nicht ballsicher

Michael Rosentritt bewertet im Tagesspiegel die Leistung der Lissaboner etwas anders: „Es war keineswegs so, dass die Gastmannschaft das Spiel einfach so herschenken wollte. Die Portugiesen begannen agil, womit Hertha einige Probleme hatte. Der Bundesligist kam schwer ins Spiel. Lissabon ließ den Ball gefälliger laufen. Schon die Spielanlage wirkte reifer, vielleicht lag es daran, dass die Portugiesen befreit aufspielen konnten. Andererseits war jeder einzelne Spieler sehr ballsicher, was sich von den Hertha-Profis nicht sagen ließ. (…) Insgesamt blieb das Spiel weitgehend ereignislos. Hertha wollte nicht zu viel riskieren, die Portugiesen mussten nicht viel mehr tun. Und so entwickelte sich ein Kick, der sich hartnäckig in der neutralen Zone jeweils zwanzig Meter links und rechts der Mittellinie abspielte. (…) Der Erwähnung wert sei noch die Einwechselung von Florian Kringe, der für die letzten fünf Minuten den Torschützen ersetzte. Kringe, der im Sommer aus Dortmund kam und sich gleich in seinem ersten Spiel für Hertha einen Fußbruch zugezogen hatte, bestritt sein erstes Hertha-Heimspiel. Neben dem Weiterkommen war das für die Zuschauer die freudigste Botschaft des Abends.“

Und justament wird Theofanis Gekas‘ Wechsel nach Berlin als fix gemeldet. Zunächst bis Ende der Saison von Bayer Leverkusen ausgeliehen, bei Klassenerhalt mit Kaufoption für Berlin. Bei Klassenerhalt.

Noch nicht ganz internationale Reife

Der FC Basel übersteht die Gruppenphase der Europa League hingegen nicht. Stephan Ramming (NZZ) glaubt, die Baseler können am Ende trotzdem zufrieden sein: „Vielleicht war es der eine Spur zu optimistische, zu freudvolle Vorwärtsdrang, der dem FCB kurz vor der Pause die gute Ausgangslage kostete – ein Remis hätte ja schliesslich fürs Weiterkommen gereicht. Der Basler Coach Thorsten Fink sah dies etwas anders. Er beklagte, dass seine Mannschaft zu wenig Druck gemacht habe und ‚der eine oder andere Spieler bereits an ein Unentschieden gedacht haben könnte‘. In diesen drei Minuten [mit zwei Gegentoren vor der Halbzeit] verloren die Basler die Konzentration, vor allem beim zweiten Treffer ließen sie sich übertölpeln wie ein Team, das noch nicht ganz internationale Reife besitzt. Denn während Frei noch am Boden lag und sich beschwerte, dass der Schiedsrichter ein Foul gegen ihn pfiff, führte Fulham den Freistoss blitzschnell aus – eine kühle, abgeklärte Aktion. (…) Tatsächlich lässt sich die Performance der Basler mit neun Punkten in der Europa League sehen. Auch finanziell haben sich die internationalen Auftritte gelohnt. Der Ertrag aus dem von der Uefa erstmals zentral vermarkteten Pool beläuft sich auf gut zwei Millionen Franken, dazu kommen die Zuschauereinnahmen sowie die Anteile aus dem TV-Pool. Das ist zwar etwa acht Mal weniger als der FC Zürich in der Champions League abschöpfte, aber doch mehr als es im alten Uefa-Cup zu verdienen gab.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Hartnäckig in der neutralen Zone”

  1. juwie
    Dienstag, 22. Dezember 2009 um 20:33

    > Denn während Frei noch am Boden lag und sich beschwerte, dass der Schiedsrichter ein Foul gegen ihn pfiff…

    Hat sich da möglicherweise jemand noch nicht rechtzeitig aus der Bundesliga kommend für den internationalen Fußball akklimatisiert? 😉

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