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Bundesliga

Funkels Entwicklungsarbeit, Herthas Zukunft, Spaltpilz Rost

Frank Baade | Dienstag, 20. April 2010 Kommentare deaktiviert für Funkels Entwicklungsarbeit, Herthas Zukunft, Spaltpilz Rost

Herthas Durchhalteparolen wirken hohl, Preetz plant wohl mit neuem Trainer, aber Teilen des alten Teams; Spaltpilz Rost beim HSV, Tosic der einzige Lichtblick in Köln

Noch vor der Partie in Frankfurt fand Michael Horeni (FAZ) die geringe Wertschätzung für Funkel in Berlin nicht angemessen. In Frankfurt habe dieser nur verwaltet, „in Berlin dagegen hat er erstklassige Entwicklungsarbeit geleistet – aber diese Leistung wird, Ironie der Funkel-Geschichte, angesichts der Ergebniskrise im Olympiastadion nicht gewürdigt.“ Die reinen Fakten sprächen klar für Funkel, der Wandel von der schlechtesten Hinrunden- zur besten Rückrundenabwehr, zudem Platz 12 in der Rückrundentabelle. „Eine handwerklich erstklassige Leistung“ des Trainers, dem kaum personelle Änderungen im Team möglich gewesen seien. Es sei keine Floskel, „wenn Funkel sagt, dass seine Mannschaft gegen jedes Team aus der Bundesliga mithalten kann – wann hat das je ein Absteiger von sich behaupten können?“

Für einen Sieg reichte es dennoch erneut nicht, auch in Frankfurt nicht. Michael Rosentritt (Tagesspiegel) hegte zunächst Hoffnung: „Es hatte sich ein Spielchen entwickelt, wie es Hertha liegt. Den Berlinern gelingt ja nicht viel in dieser Bundesligaspielzeit, mit Ausnahme vielleicht der Auswärtsspiele.“ Nach der eigenen Führung jedoch „ließen die Berliner die Gastgeber ihren Rhythmus finden, warum auch immer. Besser war die Eintracht bis zum Spielende nicht. Normalerweise versteht es Hertha, die Führung auswärts gut auszunutzen. Dieses Mal aber wusste Hertha damit nichts anzufangen.“

Das ganze Ausmaß des Desasters

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) beurteilt die Reaktionen auf dieses Remis: „Dass Funkel einfach die Sätze der Vor-, der Vorvorvor- und der Vorvorvorvorvorwoche wiederholt, zeigt vor allem eins: Seine Aussagen haben nur noch einen vagen Bezug zur Realität. Bei Hertha mag es auch an Glück mangeln, vor allem aber fehlt es an Qualität.“ Das sei auch bei Hannover, Nürnberg, Freiburg und Bochum der Fall, doch: „Dass die Berliner trotz dieser Gegnerschaft immer noch Letzter sind, beschreibt das ganze Ausmaß des Desasters.“

Nicht die von Hertha bemühten Fehlentscheidungen der Schiedsrichter seien die Ursache für diesen Tabellenstand, meint Tobias Schächter (SZ): „Tatsächlich waren es eher hausgemachte Gründe. Wegen Geldmangels mussten vor der Saison Leistungsträger (Pantelic, Voronin, Simunic) abgegeben werden, die Mannschaft fand danach nicht mehr zur gemeinsamen Form. Das Team dürfte vor der endgültigen Auflösung stehen. Spieler wie Kacar, Friedrich, Cicero, Gekas, Raffael oder Ramos werden nicht in der zweiten Liga spielen.“

Michael Jahn (Berliner Zeitung) widerspricht und blickt in eine eventuell nicht ganz so düstere Berliner Zukunft: „Preetz weiß längst, dass sein erstes Jahr als Manager aller Voraussicht nach in einem Desaster enden wird. Er muss nun die längst vorbereiteten Planungen für die Zweite Bundesliga intensivieren.“ Während die Trainerfrage in der Schwebe und ein neuer Mann im Abstiegsfalle wahrscheinlich sei, könnte ein Gerüst an Spielern bleiben. Preetz plane „eine stabile Achse an Spielern zu halten, bei der Raffael, Fabian Lustenberger und Adrian Ramos eine wichtige Rolle spielen sollen. Dabei kamen nun auch positive Zeichen von einem Mann, der zuletzt meist der beste Akteur war: Raffael.“

Stich ins Herz

Dortmund trifft gegen Hoffenheim und am Ende gegen sich selbst je ein Mal, da ist der Ofen in der Teil-Kulturhaupstadt zunächst mal aus. Im Tagesspiegel schildert Felix Meininghaus die Desillusionierung: „Von der Champions League träumen sie beim BVB, doch diese Träume erhielten einen herben Dämpfer. Es war ein herber Rückschlag für den BVB. Der Gegentreffer kurz vor Schluss war wie ein Stich ins Herz, von einem Moment auf den anderen war auf den Rängen die Feierlaune verflogen. Die Dortmunder müssen sich neu sortieren.“

Hässliche Fratze HSV

Dem HSV ist stündlich beim weiteren Verlauf des inneren Kollaps zuzusehen. Die Schuld wird gern allein beim Trainer gesucht, nicht alle sind damit einverstanden.

So urteilt Jörg Marwedel (SZ) über den meuternden Stammtorwart: Viele hielten Rost zwar für einen „guten Keeper, haben aber so ihre Probleme mit seiner zuweilen recht rabiaten Meinungsfreude. Manche sagen sogar, er sei ein Spaltpilz innerhalb einer Mannschaft.“ Indem er den Rücktritt aus dem Mannschaftsrat „bewusst öffentlich machte, hat er den Druck auf den ungeliebten Trainer so stark erhöht“, dass mit diesem im nächsten Jahr in Hamburg nicht mehr zu rechnen sei. „Die konsequente Linie des Trainers, der vor keinem Namen halt macht, hat ihm wenig Ansehen gebracht.“ Schon würden im Hamburger Abendblatt Namen eines möglichen Nachfolgers gehandelt. Darunter sei auch der in Wolfsburg diskutierte Houllier, ein anderer Steve McClaren, zur Zeit mit Enschede Tabellenführer vor Martin Jols Ajax Amsterdam.

Jan C. Müller (FR) kommentiert zum Geschehen in Hamburg, das Gesicht des Hamburger Teams sei in der Bundesliga „inzwischen zur hässlichen Fratze mutiert. Als ‚dramatisch und peinlich‘ stuft selbst Joris Mathijsen die Leistung beim 0:1 gegen Mainz 05 ein. Sie ist offenbar Ausgeburt einer schwerwiegenden Schieflage überdurchschnittlich vieler schwer erziehbarer Fußballprofis im Verhältnis zum noch recht unerfahrenen Labbadia und zum Top-Gehälter zahlenden Arbeitgeber an sich.“

Mehr zur allgemeinen Labbadia-Schelte und weitere vielfältige Standpunkte im Beitrag zum Spiel des HSV gegen Mainz bei allesaussersport.

Dreifaltiges Paket Tosic

Für Christian Löer (Kölner Stadtanzeiger) bleibt nach einer äußerst durchwachsenen Runde nur noch ein offenes Thema beim FC: „Das Beste an der Saison 2009/10 war: Zoran Tosic. Über ein derartiges Paket aus Spielverständnis, Tempo und Ballkontrolle verfügt beim 1. FC Köln kein anderer Spieler – nicht einmal Lukas Podolski.“ Leider wisse man bei Tosic nie, welche Leistung er sehr guten folgen lasse. „Selten hat man in der Liga einen Spieler gesehen, den die Metapher vom Rohdiamanten besser beschreibt. Ob die Schleifarbeit in Köln fortgesetzt werden kann, ist die letzte interessante Frage, die diese Saison aus Kölner Sicht noch zu bieten hat.“

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