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Am Grünen Tisch

Zwanziger verabschiedet sich – auf der Suche nach neuen Herausforderungen

Kai Butterweck | Montag, 5. Dezember 2011 4 Kommentare

Die überraschende Rücktrittsankündigung von DFB-Chef Theo Zwanziger sorgt in der Presse für reichlich Diskussionsstoff

Nach Ansicht von Claudio Catuogno (SZ) hinterlässt der DFB-Präsident ein Trümmerfeld: „Zwanzigers Problem ist inzwischen die Diskrepanz zwischen Schein und Sein. Wenn es dafür noch eines Beleges bedurfte, lieferte ihn die Begründung, die Zwanziger für seinen Abschied angab: Auf nationaler Ebene sehe er ‚keine Herausforderungen mehr‘. Genauso gut könnte ein Bauunternehmer erst auf der ganzen Länge den Teer von der Straße kratzen – und dann ausrufen: ‚Fertig!‘ Tatsächlich ist der größte Sportfachverband der Welt inzwischen eine einzige Baustelle. Der Streit mit dem ehemaligen Schiedsrichter-Obmann Manfred Amerell schwelt weiter, gegen mehr als 20 Unparteiische wird wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Zwanziger selbst war zuletzt in abstruse Machtkämpfe verstrickt. Um Fußball ging es immer seltener, dafür immer häufiger um Eitelkeiten. Die Frage ist nun, ob ihn die Basis tatsächlich noch bis Oktober 2012 stützen oder früher stürzen wird.“

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Michael Horeni ( FAZ) vermisst bei Zwanziger den Blick fürs Wesentliche: „Der DFB-Präsident ist in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder von den Schwächen seiner Amtsführung eingeholt worden, die sich in Zusammenarbeit mit der Springer-Presse allzu oft und bis zuletzt danach ausrichtete, dass der Präsident selbst am besten dasteht. Er hat den Verband damit immer wieder in Schwierigkeiten gebracht. Sein öffentlich gepflegtes Bild als einfühlsamer Präsident kollidierte zudem immer wieder mit einem machtbewussten Sportpolitiker, der seinen Gegnern mit aller Härte zusetzte und dabei mitunter auch die Interessen des Verbandes aus den Augen verlor. Der noch immer ungelöste Konflikt mit dem ehemaligen Schiedsrichter-Obmann Amerell, der auch die Steueraffäre um die Schiedsrichter nach sich zog und den Machtkampf mit seinem Vizepräsidenten Koch, steht für diese Selbstbezogenheit, die dem DFB immer wieder geschadet hat.

Frank Schober (Leipziger Volkszeitung) blickt auf die Erfolge Zwanzigers zurück: „Zwanzigers Amtszeit begann mit viel Licht und wurde zuletzt von jeder Menge Schatten getrübt. Anfangs profitierte er davon, dass es nach dem unbeliebten Gerhard Mayer-Vorfelder schlimmer nicht hätte werden können. Am stärksten wirkte der Präsident, als er nach dem Freitod von Robert Enke die menschlichen Werte des knallharten Profigeschäfts in unserer schnelllebigen Ellbogengesellschaft hoch hielt. Vor allem Zwanziger war es zu verdanken, dass es fortan wieder erlaubt war, Schwächen zuzugeben. Sein Auftreten gegen Rassismus und Homophobie ist vorbildlich. Als Auswahl-Manager Bierhoff den Hals nicht voll genug kriegen konnte, wirkte es durchaus sympathisch, dass Zwanziger ein Zeichen setzte und die Verhandlungen zunächst abbrach.“

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Jan Christian Müller (FR) prophezeit dem Verbands-Oberhaupt eine schwere Zukunft: „Aus Zwanziger, dem Mann der Basis, als der er 2004 schwungvoll und überzeugend angetreten ist, wird nun endgültig ein Mann des großen Fußballs. In der Fifa-Exekutive will er bis mindestens 2015 wirken. Sollte es ihm nicht gelingen, dass die absurde WM-Vergabe 2022 nach Katar rückgängig gemacht wird, wäre er gescheitert. So hoch muss man die Messlatte legen. Es ist also abzusehen: Vor den Medien, über die er sich regelmäßig am meisten ärgerte, hätte er nur Ruhe, würde er sich nur noch um die Enkel kümmern.“

Kommentare

4 Kommentare zu “Zwanziger verabschiedet sich – auf der Suche nach neuen Herausforderungen”

  1. woki04
    Montag, 5. Dezember 2011 um 13:33

    Zwanziger verabschiedet sich

    na , wer fängt denn nun das Heulen an?

    Die Presse, die ihm jetzt d i e Plattform bietet,
    die ihm wohl kaum noch gebührt !

    Fragen „wir“ doch Uli Hoeneß ob er diesen Job nicht übernimmt ! ?

    ER wäre m.E. dafür geeignet.

    Besteht bei ihm doch weniger die Gefahr in Ri. „Korruption“ .
    In Sachen Unantastbar wäre U.H. m.E. der Richtige.

    Glückauf

  2. Nixwisser
    Montag, 5. Dezember 2011 um 14:12

    Da fehlt der Ironie-Smiley.

  3. mustard
    Montag, 5. Dezember 2011 um 23:36

    Der Autor der Leipziger Volkszeitung hat schon eine sehr eigene Sicht der Dinge. Wirklich sehr eigen.

  4. HUKL
    Dienstag, 6. Dezember 2011 um 19:31

    Hässlich, hässlich, was manchmal hier zu lesen ist!

    Als der damals jugendliche Oliver Fritsch vor zehn Jahren (nachträglich herzlichen Glückwunsch!)die tolle Idee hatte, von den einfachen Menschen, die sich für den Fußball interessieren, seriöse Meinungen zu den vorher abgedruckten Beiträgen der Journalisten als Experten zu erfragen, war das in Ordnung.

    Was allerdings in letzter Zeit hier zu lesen ist, schreckt einfach ab. Damit möchte ich besonders auf das Thema „Ein falsches Signal“ vom 27.11.2011 hinweisen.

    Nicht nur niveaulos, sondern völlig aus der untersten Schublade des Anstandes und unter der Gürtellinie werden die „Beiträge unter sich “ abgedruckt, dessen Lesen keine Freude eigentlich mehr macht!

    Das Thema der Gewalt um und in den Arenen sollte wegen der aktuellen Geschehnisse besonders wichtig sein und bei aller Sachlichkeit auch sehr ernst genommen werden, doch zeigen die Beiträge, dass eigentlich nur ein paar rechthaberische, immer wiederholende Meinungsaustausche zwischen vorwiegend den gleichen „wichtigen Autoren“ stattfinden.

    Zugegeben, die Entscheidung des DFB war nicht gerade glücklich, besonders , wenn man an zukünftig zu treffende Entscheidungen des Sportgerichtes bei ähnlichen Vorfällen denken muss.

    Bereits am 07.11.2011 habe ich im „i.f.“ eine kleine Einschätzung über unseren Herrn Dr. Zwanziger gegeben. Nach seinem angekündigten „Halbrückzug“ sollte man allerdings nicht vergessen, wie froh unser Fußballvolk war, als nach seiner Wahl im Jahr 2006 ein von ihm längst fälliger, neuer Weg eingeschlagen wurde. Dass er sich dabei zwischendurch hier und da mal etwas verlaufen hat, ist doch nur menschlich.

    Etwas nachdenklich wurde ich allerdings schon, als er gestern während einer Fernsehsendung das Aufschieben der ersten Verhandlungen zur Verlängerung der Verträge mit dem Führungstrio unserer Nationalmannschaft vor der letzten WM im Nachhinein als seinen (möglicherweise einzigsten…) persönlichen Fehler betrachtete. Bisher bewunderte ich ihn gerade deshalb, da er sich zu diesem Zeitpunkt speziell vom Manager, Herrn Bierhoff, nicht auf seinem Kopf herumtanzen ließ! So kann man sich täuschen……

    Dem neuen Vorschlag seines Freundes Blatter, nur noch bei größeren Turnieren Profi-Schiedsrichter einsetzen zu wollen, wird er sich wohl nicht anschließen. Mehr Geld kann doch keine Garantie für bessere Leistungen bedeuten und mit wohl 45 Jahren würden diese Leute dann schon Frührentner sein. Was ist denn das für eine Idee!!

    Der Autor Frank Schober von der LVZ (oben) hat es mit seiner Einschätzung über die Person des in Raten scheidenden DFB-Präsidenten richtig auf den Punkt gebracht!

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