indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

EM 2012

Schluss, aus, vorbei! Deutschland verzweifelt an Italien

Kai Butterweck | Freitag, 29. Juni 2012 11 Kommentare

Deutschland ist raus. Die Anhängerschaft weint und die Presse schüttelt den Kopf. Der Italien-Fluch nimmt kein Ende

Nach dem Scheitern der deutschen Mannschaft wirft für René Hoffmann (SZ) eine grundsätzliche Frage auf, “die auch vor Beginn der EM schon gestellt wurde: Löw ist ein gewissenhafter Fußball-Fachmann, ein Tüftler, ein Entwickler. Aber ist er auch ein Wettkampf-Typ? Einer für Titel? Diese Fragen werden nun wiederkommen. Und sie werden nachdrücklicher gestellt werden, denn das Halbfinal-Aus gegen Italien legt eine Antwort nahe.“

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Jan Christian Müller (FR) blickt nach vorne und setzt den Bundestrainer unter Druck: „Von der Leichtigkeit, die Deutschland noch bei der WM in Südafrika präsentiert hatte und die in Siegen gegen Brasilien und die Niederlande 2011 kulminierte, ist letztlich im Sommer 2012 zu wenig übrig geblieben. Für Joachim Löw bedeutet das nach acht Jahren in erstmals einen Einschnitt, gleichzeitig aber auch einen Auftrag. Er wird sich, die Qualifikation vorausgesetzt, bei der Weltmeisterschaft in Brasilien daran messen lassen müssen, was dieser Kader, das perfekte Umfeld und seine Fähigkeiten als Fußballlehrer hergeben: den Titel, den er selbst schon 2012 von sich und seiner Mannschaft erwartet hatte.“

Heute spielten alle schlecht

Auch Christian Spiller zieht im Sport-Blog von Zeit Online den Bundestrainer in die Verantwortung: „Vielleicht muss Joachim Löw dieses Spiel wirklich auf seine Kappe nehmen. Wie im Viertelfinale gegen Griechenland brachte er mit Gomez, Kroos und Podolski überraschend drei Neue. Der Unterschied: Heute spielten alle schlecht.“

Heiko Hinrichsen (Stuttgarter Zeitung) hingegen stärkt dem Coach den Rücken: „Joachim Löw hat bei der EM bewiesen, dass er nicht nur ein moderner, sondern auch ein mutiger Trainer ist, der begeisterungsfähig ist und begeistern kann. Obendrein stellte Deutschland das jüngste Team des Turniers. Wenn der Schmerz verarbeitet ist, werden Löw, Lahm, Özil und Co. eine neue Chance erhalten – und die heißt Brasilien 2014.“

Das Wirken von Löw bleibt unvollendet

Jan Reschke (Spiegel Online) legt tröstend die Arme um Jogi Löw: „Da hatte er in diesem Turnier bislang alles richtig gemacht, seine Mannschaft hatte wie kaum eine andere überzeugt – nur um nach dem Halbfinale der EM gegen Italien erneut mit leeren Händen dazustehen. Wie nach der EM 2008. Wie nach der WM 2010. Diese so talentierte Generation deutscher Fußballer, sie bleibt unvollendet. Wie auch das Wirken von Löw.“

Diesen Makel problematisiert auch Erwan Le Duc (Le Monde) in einem ein Porträt des deutschen Nationaltrainers: “Der Ästhet Joachim Löw genießt mittlerweile auf der anderen Rhein-Seite einen Star-Status. Sein Vertrag wurde schon vor dem Start der Euro bis 2014 verlängert. Eine bedeutende Verabredung, denn der Erfolg der deutschen Mannschaft ist nicht vollständig. Es fehlt sogar etwas Essenzielles: ein Titel.”

Hatice Akyün (Tagesspiegel) versteckt sich bereits in der Halbzeitpause: „Sagen wir es mal so: Nach meiner ziemlich dicken Lippe heute bei meinem Italiener kann ich mich da mindestens acht Wochen nicht sehen lassen. Wo ist der nächste Grieche in Charlottenburg? Es ist ja rührend, dass der Trainer den Preis seiner Spieler auf dem Transfermarkt steigern will. Aber das bedeutet auch, dass es keinen gibt, der die Verantwortung mal an sich reißt.“

Fern vom Puls des Spiels

Für Daniel Berg (derwesten.de) ist Löws Plan nicht aufgegangen: „Er will die Kreise von Italiens Fußball-Feingeist Andrea Pirlo einengen. Aber das einzige, was geschieht, ist, dass die deutsche Balance aus den Fugen gerät. Kroos spielt letztlich zentral, nicht mal schlecht, aber Özil, der als genial geltende Spielmacher von Real Madrid, taucht deswegen auf der rechten Seite auf. Fern vom Puls des Spiels. Wie alle anderen Abenteurer, Draufgänger, Spaßversprecher.“

Martin Volkmar (sport1.de) hadert mit der deutschen Offensive: „Zur Unzeit patzte die bis dahin so starke Abwehr und nach vorne hatte man irgendwann das Gefühl, dass es auch in den nächsten Stunden nicht für ein Tor aus dem Spiel heraus reichen würde. Das Glück, was das Team bei Portugals zwei Lattentreffern oder in der Zitterphase gegen Dänemark hatte, war offenbar aufgebraucht. Und die Mannschaft setzte nahtlos ihre für eine EM indiskutable Chancenverwertung fort, die sich ja schon in den anderen Spielen beinahe gerächt hatte.“

Haben die Italiener ein Überlebensgen aus der Zeit der Gladiatorenkämpfe?

Peter Hartmann (NZZ Online) versuchte schon vor dem Spiel strukturelle Differenzen zwischen Italien und Deutschland zu entschlüsseln, um eine Logik hinter den Resultaten zu erkennen: “Verstehen junge Italiener taktisch mehr, wenn sie aus der Ausbildung kommen? Sind sie hungriger, weil sie in Mailand, Rom und in der Provinz länger um den Durchbruch kämpfen müssen als in Dortmund oder München und es keine sozialen Auffangnetze gibt? Ist es die unterschiedliche Spielqualität von Serie A und Bundesliga? Haben die Italiener ein Überlebensgen aus der Zeit der Gladiatorenkämpfe?“

Eike Kühl (Zeit Online) beschäftigt sich mit Mario Balotelli, dem Matchwinner des Abends: „In einem größtenteils ereignislosen Turnier, in dem sich Spieler wie Taktiken einander annähern, ist Balotelli eine Ausnahmeerscheinung. Er ist unberechenbar, sowohl auf dem Platz als auch abseits davon. Das macht ihn gefährlich. Nicht immer trifft er auf dem Platz die richtigen Entscheidungen, oft genug bringt er seine Mitspieler zur Weißglut. Und doch erweckt kaum ein anderer Spieler dieser EM den Eindruck, jederzeit etwas gleichermaßen Verrücktes wie Geniales zu machen.“

Dominc Fifield (Guardian) erläutert, warum der zweifache Torschütze “Il Postino” genannt wird: “Der Spitzname, der sich wahrscheinlich jetzt durchsetzen wird, erfordert eine genauere Erklärung. Im Vorfeld des Turniers wurde Twitter mit einem Zitat überflutet, das Balotelli zugeschrieben wurde. Auf die Frage, warum er seine Tore nicht feiern würde, soll er erwidert haben: ‘Wenn ich ein Tor schieße, feiere ich nicht, weil ich nur meinen Job mache. Wenn ein Briefträger Briefe einwirft, feiert er dann?’”

Es fehlt nur noch ein Sieg

Im Finale treffen die Italiener auf Spanien. Sebastian Gierke (SZ) erinnert die Spanier an den sporthistorischen Stellenwert dieses Spiels: „Keiner Mannschaft ist es bislang gelungen, EM, WM und EM in direkter Folge zu gewinnen. Doch jetzt sind die Spanier wieder ganz nah dran, nach der Europameisterschaft 2008 und dem WM-Titel 2010. Die Spanier können, wenn sie am Sonntag das Finale gewinnen, zu der Mannschaft werden, die am eindeutigsten eine Fußball-Ära geprägt hat.“

Peter Hess (FAZ) verneigt sich vor dem amtierenden Welt- und Europameister: „Spanien ist seit 2008 im wahrsten Sinne des Wortes eine Furia Roja, eine rote Furie, die sich dank ihrer Entschlossenheit und ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit über alles hinwegsetzt, was sich ihr in den Weg stellt. Dass sich ein Weltstar wie Fabregas klaglos in 80 Prozent seiner Länderspiele ein- und auswechseln lässt, und dann freudvoll und motiviert den entscheidenden Elfmeter gegen Portugal schießt, sagt viel über den Geist in diesem Team.“

Denis Canalp (RP Online) erklärt die Spielweise des Titelverteidigers: „Spaniens Spiel bedeutet gnadenlose Ballkontrolle. Der Ballbesitz des Gegners wird durch frühes Pressing eindrucksvoll unterbunden, bei Ballverlusten setzen die Spanier konsequent nach und schaffen dadurch immer wieder Überzahl in Ballnähe. Das Spielgerät wird vom eigenen Strafraum bis zum gegnerischen Sechszehner getragen, Pässe über eine Distanz von zehn Metern sind dabei eine Seltenheit.“

Deniz Yücel (taz) hält den Fußball der Spanier für “nichts weniger als eine gelebte Utopie”: “Sie verkörpern deshalb das Postheroische, weil ihre Stärke auf einer kollektiven Ästhetik des Zusammenspielens beruht. Sie haben ihre offensichtlichen Nachteile – die fehlende Athletik, die chronische Abschlussschwäche – kompensiert oder gar zu Stärken umgewandelt. Ihr Spiel ist nicht deshalb überlegen, weil sie ein Tor nach dem anderen schießen würden; ihre Stärke ist die kollektive Kraft des Passspiels, das sich im Laufe des Spiels entfaltet.”

freistoss des tages

(Mitarbeit: Erik Meyer)

Kommentare

11 Kommentare zu “Schluss, aus, vorbei! Deutschland verzweifelt an Italien”

  1. Pumukel
    Freitag, 29. Juni 2012 um 12:57

    Für mich gibt es erstmal zwei Kathegorien von Spielern in der Deutschen Nationalmannschaft:

    Da wären die Beißer, die Kämpfer, die Spieler, die unbedingt gewinnen wollen wie Lahm, Neuer, Khedira, Özil, Müller, Reus, Schweinsteiger, Klose und da wären die

    Schönspieler, die Selbstdarsteller, die immer wieder gern den Ernst der Lage unterschätzen wie Hummels, Kroos, Podolski, Götze, Boateng, mit Abstrichen auch Gomez.

    Ihnen ist Ihre Frisur wichtig, dass sie die dicksten Kopfhörer tragen, möglichst 100 Länderspiele erreichen, die coolsten Sprüche reißen und lustige Nachrichten und Bilder twittern!

    Leuten wie Schürrle und Badstuber fehlt gegen die ganz Großen ganz einfach die Klasse. Schürrle spielte viele gefährliche Fehlpässe, Badstuber findet sich gegen schnelle, wendige Stürmer immer wieder gern auf dem falschen Fuß wieder.

    Außerdem stelle ich fest, dass wir taktisch nicht so variabel und clever sind wie die Italiener beispielsweise. Das liegt sicherlich auch an den starren Vorgaben deutscher Trainer, die extreme Positionsgebundenheit bei einigen Spielern. Es fehlt schlichtweg der Blick über den Tellerrand hinaus, die Möglichkeit auch mal neue taktische Varianten früh genug voraus zu sehen und sich entsprechend darauf einzustellen.

    Italien hat immer Überzahl in Ballnähe hergestellt. Sie setzten die Deutschen schon früh im Aufbau unter Druck. Sie konnten sich nur durch schnelles Kurzpassspiel befreien. Es war immer wieder sehr eng für den Ballführenden. Das spielten die Italiener auf höchstem Niveau, hervorragend! Es würde sich lohnen, ein Taktikstudium an diesem Spiel zu vollziehen.

    Zum Schluss glaube ich ganz fest, dass die Spannung ein Problem war. Seit der zweiten Vorrundenpartie, nach der wir bereits 6 Punkte eingeheimst und uns relativ sicher weiter waren, zumal das 3.Spiel gegen das fußballerisch überschaubare Dänemark ging. Dann kam Griechenland. Wieder brauchte es keine hohe Spannung. Und dann, nach der langen Pause zum Italien-Spiel war die Fokussierung, die Konzentration sicherlich etwas gestört. Man kann so ein Turnier nur hoch konzentriert durchziehen, wenn man regelmäßig auf hohem Niveau gefordert wird!

    Schade! Aber es geht weiter.

  2. Rob
    Freitag, 29. Juni 2012 um 14:55

    Im Gegensatz zu 2006 hatte die Mannschaft diesmal die Spieler, um zur Not auch defensive Italiener zu schlagen, man muß sie nur auch aufstellen.
    Deshalb war das gestern für mich eine Trainerniederlage. Man würgt nicht wegen einem Pirlo das Offensivspiel der eigenen Mannschaft ab.

  3. HUKL
    Freitag, 29. Juni 2012 um 17:28

    Balotelli zerstörte unsere EM-Träume

    Jeder warnte vor diesem (im guten Sinne) „Straßenköter“, der „Skandalnudel“ oder dem „Pflegefall“ Balotelli, doch trotzdem schlug er gleich zweimal zu und ließ alle fast schon sicher geglaubten EM-Träume brutal zerplatzen.

    In der Liste des kruselerregenden, erst 21- Jährigen, der als erster italienischer National-Spieler am ganzen Körper gebräunt ist, überwiegen allerdings trotzdem noch die Ausraster gegenüber seinen bisherigen Erfolgen, obwohl darin bereits vier Landesmeisterschaften und ein Champions-League Gewinn registriert sind.

    Symbolisch für jedermann ist sein für diese Tage ausgewählter glatt geschorener Haarschopf, der von einem farblich gut abgehobenen , genau in der Mitte sitzenden Hahnenkamm besteht.
    Dieser trennt seine zwei so gravierenden Gegensätzlichkeiten zwischen einem „Skandalabonnenten“ und einem „Genies“. Der neue Trainer Brandelli wird von den Experten als Architekt eines völlig veränderten Team genannt, weil sich besonders dieser Muskelprotz neu unterordnete. Allein seine beiden brillanten Einzelleistungen nach jeweils guter Vorarbeit der eigenen Mannschaftskameraden und eingelegten Schlafeinlagen einzelner deutschen Abwehrspieler sorgten für das enttäuschende , vorzeitige Aus des vermeintlichen Favoriten und schon (fast feststehenden) Europameisters Deutschland. Dieses völlig überzogene, unangebrachte Selbstvertrauen entpuppte sich allerdings gestern als Selbstbetrug!

    Ab sofort interessiert sich wohl kein Deutscher Zuschauer oder Journalist mehr dafür, ob in den Nächten die Beine von Gomez oder Trainer Löw zucken, Reus eine schönere Haarfrisur als sein Mittelstürmerkollege trägt oder ob Danzig angesichts der Weltgeschichte der von Manager Bierhoff richtig ausgewählte Quartierort der Deutschen war.

    Eigentlich ist es auch schade, dass der vom Altinternationalen, L. Matthäus, als „Wundertrainer“ geadelte Löw nach seiner Fehlentscheidung bei der fragwürdigen Besetzung, wo er sich erstmals so richtig verzockte, kein Einsehen hatte.
    Nun muss er und seine große Truppe – es ist kaum zu glauben – wie die meisten millionen Zuschauer, das Endspiel in Warschau nur vor dem heimatlichen Bildschirm anschauen und dabei beobachten, welche glücklichen Spieler mit ihrem Anhang den wichtigsten Pokal unseres Kontinentes in Empfang nehmen dürfen.

    Mit dem Verschwinden der traurigen deutschen Spieler, die lediglich mit 100 000 € Schmerzensgeld pro Person „abgefunden“ wurden, in die Kabinengänge des Stadions, wo eigentlich Feierlichkeiten vorbereitet waren, sind gleichzeitig auch die Pläne der Freudenfeste nach der Rückkehr erloschen. Mit dieser Niederlage brachen auch sämtliche Hoffnungen auf einen Riesenabsatz am Wochenende von Getränken, Feuerwerkskörpern, Fanartikeln sowie lustiger Gesprächsrunden von Organisatoren verschiedener Events in allen Regionen mit prominenten Gästen, die mit dieser EM in Verbindung stehen. Autos mit den geschmückten Landesfarben Farben scheinen in allen verfügbaren Garagen verschwunden zu sein.

    In einer bekannten Zeitung las man bereits vor diesem Halbfinaltreffen, dass die deutschen „Lahmchen“, „Özilchen“ und „Reuslein“ zu klein , zu schwach und zu brav sein könnten, um die Duelle mit „Monster“ Balotelli, Taktiker, Spielmacher und Schlitzohr Pirlo sowie Kämpfer Cassano gewinnen zu können. Genau aber diese Italiener, mit ihrer bereits im Vorfeld eingeschätzten Kritik „für Nichts geeignet, doch zu Allem fähig“, waren tatsächlich erneut Endstation für unsere „Möchtegern-Europameister“, die an ihrer eigenen Arroganz scheiterten, wie bereits die Damen bei ihrer WM 2010 im eigenen Land

    Ein berühmter Italiener (Tapattoni) hat einmal gesagt:“ schrei nicht Katze, wenn du sie noch nicht im Sack hast“, wie wahr! Vielleicht dachte er dabei an seine frühere Bayern in München, die gleich dreimal in dieser Saison am Braten nur riechen konnten………

    Zum Schluss ist mir aufgefallen, dass diesmal die Bundeskanzlerin nicht auf der Ehrentribüne saß, dafür der neue DFB-Chef Niersbach ausgerechnet neben dem umstrittenen FIFA-_Chef Blatter. Das wird wohl nicht der wahre Grund der Niederlage gewesen sein…., oder doch?.

  4. Jay
    Freitag, 29. Juni 2012 um 18:04

    Hallo?!
    Woher nehmt ihr alle (zum Beispiel dieser Knallkopf-Analytiker Rene Hoffmann von der SZ und auch die Leserkommentarschreiber) diesen grenzlos arroganten Anspruch, die Deutschen wegen einer Niederlage gegen Italien, wegen eines mittelmäßigen Spiels, als Tölpel darzustellen?
    MAN KANN AUCH ALS KLASSEELF RECHT LEICHT GEGEN TEAMS WIE ITALIEN UND SPANIEN VERLIEREN!!!
    Deswegen ist man als Trainer nicht gleich „kein Wettkampf-Typ“ oder die Spieler nur noch ein „Özilein“.
    Lest Euch – Journalisten wie Leser – mal Eure Kommentare in den Wochen, Monaten, Jahren vor dem Halbfinale durch. Und auf einmal sind die Hochgelobten Volltrottel?
    Zumindest für Euch, die Ihr alle sicherlich nie einen einzigen schlechten Tag habt.
    IHR SEID SO LÄCHERLICH.

  5. augelibero
    Freitag, 29. Juni 2012 um 18:18

    @ Lob & Dank die Vorredner Pumkl, Rob & Hukl:

    Das kann man alles so unterschreiben. Nur ein einzige Einschätzung Pumukels scheint mir nicht ganz zutreffend. Ozil ist kein „Kämpfer“ und „Beißer“, sondern (noch) ein Leichtmatrose.

    Dass Özil ein sensationelles Talent hat und gute Ansätze auch bei dieser EM zeigte, steht außer Frage. Er hat das Zeug, ein Großer zu werden. Wille und Kraft fehlen ihm leider noch auf internationalem Top-Niveau. Seine Schüsse waren (bis auf den Elfer) bei der EM auf D-Jugend-Niveau, im Zweikampf suchte er den Boden und in der Defensive arbeitete er nur symbolisch mit.

    Spieler wie Özil sind zugleich Glanz und Tragik der Ära Löw. Man schaut gerne zu, aber Erfolge bleiben aus. Dieser Generation fehlen zwei Dinge: 1. Fortune und 2. Punch.

    Fortune ist so eine Sache, Punch kann man sich bei Sammer, Effenberg und Kahn abschauen. Khedira und Schweinsteiger haben dies; Lahm, Müller und Neuer entwickeln es; Klose hatte es nie und wird’s auch nicht mehr bekommen.

    Letztlich war das Ausscheiden nicht das Ergebnis von Unterlegenheit. Es gab genug Chancen, trotzdem gewann Italien irgendwie zwangsläufig.

    Unkonzetriertheiten einzelner – beispielsweise Hummels in der CL, Boateng gegen Drogba, Hummels&Badstuber gestern – bringen die (derzeit spielerisch besseren) deutschen Mannschaften internationale regelmäßig um den Ertrag.

    Dass ausgerechnet die zähen Italiener – ob Nationamannschaft oder Vereinsteams – im entscheidenden Moment immer gewinnen, lässt sich erklären: Sie überlassen es den übereifrigen Deutschen, die Fehler zu machen und konzentrieren sich darauf, selbst den Punch zu setzen. Wissend, dass der in der 23. oder 119. Minuten kommen kann.

    Das ist bei Hummels, Badstuber, Boateng – allesamt 89 Minuten lang großartig – in jedem Spiel garantiert. Das gab es bei deutlich minder begabten Stoippern wie Linke oder Kohler interessanterweise nicht. Die hatten auch nur eine Aufgabe: Den Stürmer ausschalten.

    Das heißt jetzt nicht, dass die Rumpelfüßler zurück kommen sollen. Aber die Abwehrspieler müssen sich wieder mehr auf ihre Aufgabe konzentrieren, und nicht vor dem Ballgewinn schon ans schnelle Umschalten denken.

    Erst Katze, dann Schrei.
    Grazie, Trap!

  6. Pumukel
    Freitag, 29. Juni 2012 um 18:53

    @augelibero:

    Möchte meine Aussage, Özil sei ein Kämpfer, nochmal verdeutlichen. Für mich war Özil einer, der voranging, der unermüdlich marschierte, immer wieder den Ball forderte, von dem immer Gefahr ausging, wenn er zum Dribbling ansetzte. Er hat auf jeden Fall Verantwortung übernommen und meiner Ansicht nach gezeigt, dass er schon jetzt zu den ganz Großen in der Welt zählt.

    Beste Grüße

  7. Geil
    Freitag, 29. Juni 2012 um 22:18

    Na, Pumuckl, Augelibero und all Ihr Super-Schlauis wie der Herr Hofmann von der Presse: Heute mal wieder ein bisschen hysterisch drauf? Mal wieder alles ganz genau gewusst? Mit Reus, Klose und Müller wäre das alles nicht passiert?
    Warum wurde es denn dann in der zweiten Halbzeit nicht wirklich besser mit Reus, Klose und Müller, häh?
    Vielleicht, weil man einfach auch mal schlechter spielen kann nach 15 Siegen in Folge?

  8. Pumukel
    Samstag, 30. Juni 2012 um 00:02

    Olli Fritsch: wenn du solche unqualifizierten Vollrausch-Aussagen wie die von Manfred hier weiter auf der Seite willst, und andere wie die von einem fachlich absolut kompetenten Augelibero nicht mehr, dann solltest du das duchgehen lassen. Kann man ja nur mit dem Kopf schütteln.

    Zur Sache:

    ein zentraler Fehler von Löw gegen Italien war sicherlich, dass er zu einem Schweinsteiger stand, obwohl er genau wusste, dass der nicht in der Form war, um das Team zu führen. Offenbar fehlte ihm dazu der Mut. Der Einsatz von Kroos dürfte DER „faule“ Kompromiss gewesen sein.

  9. Oli Fritsch
    Sonntag, 1. Juli 2012 um 12:18

    Meine Herren,

    ich möchte zur Mäßigung aufrufen und bitte um klare, aber sachliche Auseinandersetzung.

    Gerne bitte ich auch um Kritik an der zitierten Presse wie auch am Sportjournalismus insgesamt, meine Texte nicht ausgeschlossen.

    Was mir allerdings (nicht nur hier) auffällt, ist ein zunehmend abfälliger werdender Ton gegenüber unserem Berufsstand, der „Sportjournaille“. Recht verstanden, ich will nicht leugnen, dass es viel zu kritisieren gibt.

    Gruß aus Kiew

    Ich denke auch, dass Löws Aufstellung zu kritisieren ist. Ich fand sie fatal. Mit Reus und Klose lief es zunächst besser, dann konnte aber Prandelli defensiv wechseln. Halt, weil er schon 2:0 führte. Ich denke: klarer Fall von vercoacht.

  10. Manfred
    Sonntag, 1. Juli 2012 um 14:42

    Ja, sorry, Herr Fritsch, aber diese 3 Weisen aus dem Vorgesternland sind schon seit ner ziemlichen Weile kaum noch zu ertragen mit ihrem pseudojournalistischen Gekritzel. Und dass ich mit dieser Meinung nicht alleine bin, bezeugen ja die Kommentare von Jay und Geil.

    Was ich übrigens sehr typisch finde, das ist die Reaktion des Pumukel: mir (als Antialkoholiker) wird da eine unqualifizierte Vollrauschaussage unterstellt, aber sich mal an die eigene Rotznase fassen, das kommt nicht in die Tüte.
    Wie kann jemand so einen plakativ-dummen Mist wie den hier ernst meinen:
    ‚Schönspieler, die Selbstdarsteller, die immer wieder gern den Ernst der Lage unterschätzen wie Hummels, Kroos, Podolski, Götze, Boateng, mit Abstrichen auch Gomez.

    Ihnen ist Ihre Frisur wichtig, dass sie die dicksten Kopfhörer tragen, möglichst 100 Länderspiele erreichen, die coolsten Sprüche reißen und lustige Nachrichten und Bilder twittern!‘
    Daran ist jeder Buchstabe verlogener Mist. Dummer, dreister, verlogener Mist.

    Auch bei dem anderen Kritzelkönig, sowas hier ist doch nur dämlich:
    ‚Spieler wie Özil sind zugleich Glanz und Tragik der Ära Löw. Man schaut gerne zu, aber Erfolge bleiben aus. Dieser Generation fehlen zwei Dinge: 1. Fortune und 2. Punch.

    Fortune ist so eine Sache, Punch kann man sich bei Sammer, Effenberg und Kahn abschauen. Khedira und Schweinsteiger haben dies; Lahm, Müller und Neuer entwickeln es; Klose hatte es nie und wird’s auch nicht mehr bekommen.‘

    Niemand, der noch klar denken kann, will so eine Pfeife wie Effenberg, so einen ehrgeizzerfessenen Plärrkopf wie Sammer oder gar eine Melange aus diesen beiden in der Form eines Kahn je wieder spielen sehen und vor allem am liebsten kein Wort mehr aus deren Mund vernehmen oder lesen, was einer dieser drei von sich gibt.
    Beispiel?
    Vorhang auf für Herrn Kahn:
    „Wir sollten uns auf die alten Tugenden besinnen, die den deutschen Fußball groß gemacht haben. Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir die modernen Facetten des Fußball, die Spielphilosophie mit den alten deutschen Tugenden verbinden können.“

    Dummschwätzer. Ja, dann mach doch mal, Oliver. Nicht labern – machen. Auf die Geburt von Mesthias Effenkahnsteiger, woll?

    Den Rest teilt uns Herr Niggemeier mit:
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/deutschland-ringt-um-fassung/

    Nuff said.

  11. Knülle
    Mittwoch, 4. Juli 2012 um 17:42

    Bis Brasilien bleibt noch viel Zeit, und die wird auch nötig sein, um das zu verarbeiten, oder besser nachzuarbeiten. Im ernst, mir ist so ein Abfall in der spielerischen Qualität unverständlich, und so ungern ich es sage, die deutscha Mannschaft hat ihre Niederlage ebenso selbst verdient, wie die italienische den Sieg.

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