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Bundesliga

Jürgen Klopp unter Beschuss

Kai Butterweck | Montag, 26. November 2012 1 Kommentar

Die Schelte von Ex-Schiedsrichter Lutz-Michael Fröhlich in Richtung Jürgen Klopp schlägt in der Presse hohe Wellen. Außerdem: „Fackeln im Sturm“ in Düsseldorf und auf Schalke und Eindrücke aus Frankfurt, Freiburg, Dortmund und München

Peter Penders (FAZ) fordert einen runden Tisch mit allen Beteiligten: „Es gibt keinen Skandal um Fröhlich und Zwayer, keinen um Klopp. Aber es gibt Gesprächsbedarf über das Verhalten aller – und das schließt die Rolle des Vierten Offiziellen unbedingt mit ein. Der DFB wäre dabei gut beraten, die ganze Thematik von ihrer theoretischen Schiene zu holen und zur nächsten Trainertagung Leidtragende wie Bothe einzuladen, die allen Protagonisten mögliche Folgen ihres Handelns glaubhaft aufzeigen können.“

Eine dreiste Unverschämtheit

Frank Lamers (derwesten.de) platzt die Hutschnur: „Emotionales Gehabe am Spielfeldrand in ein Ursache-Wirkungsverhältnis mit Gewaltausübung zu setzen, ist gelinde eingeschätzt eine dreiste Unverschämtheit. Dass Fröhlich es wahrscheinlich irgendwie gut gemeint hat, tut dabei nichts zur Sache. Was er dahergelabert hat, es hängt nun im Raum, es wird nun mies mit Klopp verbunden. Und dafür hat der Oberschiedsrichter die Verantwortung zu übernehmen. Oder wollen wir diese Art der Simpeldeutungen mit Knalleffekten? Schumi, verantwortlich für die Verkehrstoten. Bohlen, verantwortlich für den Bildungsnotstand. Lässt sich endlos fortsetzen.“

Tim Schulze (stern.de) nimmt sich Jürgen Klopp zur Brust: „Um es klar zu sagen: Fröhlich und Bothe haben recht mit ihrer Kritik. Es ist unerträglich, wenn ein Trainer wie Jürgen Klopp an der Seitenlinie permanent Veitstänze vollführt, wie es seine Art ist. Ganz schlimm wird es, wenn der BVB-Coach seine Emotionen gar nicht mehr im Griff hat und den vierten Unparteiischen so angeht, wie zuletzt Ende September in Frankfurt. Da war Klopp mit großer Aggressivität und wutverzerrter Miene auf den Schiedsrichter an der Seitenlinie losgestürmt. Die Bilder der Attacke waren in jedem Wohnzimmer und jeder Kneipe Deutschlands zu sehen. Millionen Kinder, Jugendliche und Amateurfußballer verfolgten zigmal im Detail, wie sich der erfolgreichste und mit Abstand beliebteste Trainer des Landes benahm. Das ist ein Problem.“

Ein feuriges Eigentor

Sowohl in Düsseldorf, als auch auf Schalke kommt es auf den Rängen zu Zwischenfällen mit unbelehrbaren Pyromanen. Lars Wallrodt (Welt Online) spuckt den Bengalo-Ultras in die Suppe: „Die HSV-Ultras, die mit ihrer Aktion in Düsseldorf sowohl provozieren als auch für die eigene Sache werben wollten, haben nun unfreiwillig all jenen in die Karten gespielt, die vor den Gefahren der Pyrotechnik warnen. Offenbar unabsichtlich entzündeten sie das Plakat vor sich und damit auch ihre eigene Blockfahne, die dahinter hing. Erst als beide Banner komplett abgebrannt waren und der Rauch sich verzogen hatte, konnte das Spiel angepfiffen werden. Verletzte gab es in dieser Situation nicht zu beklagen – ein Umstand, der deutlich mehr mit Glück zu tun hatte als mit der Sicherheit der Brandwerkzeugen.“

Mutig, offensiv und immer nach vorne

Eintracht Frankfurt holt auf Schalke einen Punkt. Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) klatschen begeistert in die Hände: „Es war wieder eine sehr anspruchsvolle Vorstellung der Eintracht, vor allem in der ersten Halbzeit dominierten die Frankfurter. Es war zeitweise eine wahre Augenweide, wie die Hessen spielten, mutig, offensiv, immer nach vorne, ganz erstaunlich. Sie drängten die Schalker tief in die eigene Hälfte, sie hatten eine Idee vom Spiel, sie agierten frech und forsch, so wie immer eigentlich in dieser Saison.“

Körperlich frischer und gedanklich schneller

Der SC Freiburg zwingt den VfB Stuttgart in die Knie. Heiko Hinrichsen (Stuttgarter Zeitung) weiß warum: „Die Gastgeber, angetrieben von einem enthusiastischen Publikum und ihrem leidenschaftlichen Trainer Christian Streich, waren körperlich frischer und gedanklich schneller. Immer wieder geriet die VfB-Abwehr ins Schwimmen; im Zentrum stürzte Maza von einer Verlegenheit in die nächste, auf links leistete sich Cristian Molinaro viele Leichtsinnsfehler. Beim VfB schwanden am Ende auch die letzten verbliebenen Kräfte, die Mannschaft ergab sich ihrem Schicksal und konnte froh sein, nicht noch weitere Treffer kassiert zu haben.“

Einmal mehr der Mann des Tages

Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski trifft im vierten Pflichtspiel in Serie doppelt. Daniel Meuren (FAZ) liefert Zahlen und Fakten: „Lewandowski hat den Ball 46 Mal berührt – davon übrigens lediglich einmal in der eigenen Hälfte. Fünfmal nur kam er mit dem Spielgerät im gegnerischen Strafraum in Berührung. Von 30 Zweikämpfen hat er zwölf gewonnen und 18 verloren. Er ist 10,88 Kilometer gelaufen und 16 Mal gesprintet. Er hat fünfmal aufs Tor geschossen. Aber wichtiger als alle diese Daten: Lewandowski war beim 2:1-Sieg einmal mehr der Dortmunder Mann des Tages.“

Wer könnte die Bayern noch in den Wegesgraben befördern?

Der FC Bayern beeindruckt mit einer 5:0-Gala gegen Hannover 96. Thomas Hummel (SZ) putzt schon mal die Meisterschale: „Derzeit deutet wenig bis nichts darauf hin, dass von irgendwoher jemand kommen sollte, der diese Münchner noch in den Wegesgraben befördern könnte. Durch den Punktverlust des FC Schalke hat der Tabellenführer nun neun Zähler Vorsprung auf den neuen Zweiten Borussia Dortmund. Der kommt nächsten Samstag nach München und da könnte zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte der Titel schon Anfang Dezember vergeben werden.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Jürgen Klopp unter Beschuss”

  1. Van Kuchen
    Sonntag, 9. Dezember 2012 um 20:08

    es heißt:
    ‚Im September in Frankfurt war Klopp mit großer Aggressivität und wutverzerrter Miene auf den Schiedsrichter an der Seitenlinie losgestürmt.‘

    Das stimmt, doch wird dabei übersehen:
    Er hat ihn nicht berührt!
    Er hat sich danach nochmal umgedreht und ihn angelächelt!

    Also, ich frage mich, was soll das.
    Gewalt ist nicht gleich Aggression und Gewalt kommt auch nicht durch Videospiele.
    Eine Gesellschaft, die so sinnlos und dabei gleichzeitig so regulierdend ist, wie unsere, könnte da schon eher ursächlich sein.

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