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Bundesliga

Lewandowski-Transfer zum FC Bayern – Der nächste Stich ins Borussen-Herz

Kai Butterweck | Montag, 6. Januar 2014 3 Kommentare

Nach Mario Götze wechselt mit Robert Lewandowski demnächst der zweite westfälische Hochkaräter zum FC Bayern München

Robert Lewandowski wechselt im kommenden Sommer zum FC Bayern München. Am vergangenen Samstag unterschrieb der Dortmunder einen Vertrag bis 2019. Thomas Hummel (SZ) blickt zurück: „Die Bayern nahmen  wohl schon Ende 2012 Kontakt zu Lewandowski und dessen Berater auf und einigten sich auf einen Wechsel. Kurz darauf vereinbarten die Münchner mit Mario Götze und dessen Berater einen Wechsel im Sommer 2013. Der FC Bayern schlug mit größtmöglicher Wucht auf den Tisch. Die Transfers von Götze und vor allem von Lewandowski offenbaren erhebliche Schwachstellen im System. Denn Dortmund und Bayern waren ja nicht irgendwelche Klubs im vergangenen Frühjahr. Sie waren Gegner im wichtigsten Spiel der Saison, dem Finale der Champions League. Während sich die einen in Ruhe vorbereiteten, kreisten um die anderen Geschichten vom Zerfall ihrer Mannschaft.“

Der langfristige Aufbau eines Teams lohnt sich nicht

Dominik Bardow (Tagesspiegel) verurteilt das monatelange Rätselraten um Lewandowskis Zukunft: „Die Praxis zeigt, dass sich Spieler teils lange im Voraus an künftige Vereine binden, zumindest mündlich. Die Leidtragenden sind die Klubs, die die Spieler ausgebildet oder weiterentwickelt haben. Wenn der Spieler sich dann früh weigert, seinen Vertrag zu verlängern, müssen sie ihn fast schon vorzeitig gehen lassen, um wenigstens eine Ablöse zu kassieren. Das alles ist ein Signal: Der langfristige Aufbau eines Teams lohnt sich nicht, das langfristige Anwerben von Profis schon.“

Christian Spiller (Zeit Online) applaudiert den Dortmunder Tauziehenden: „Es war eine mutige Entscheidung des BVB, Lewandowski nicht schon im Sommer nach München ziehen zu lassen. Damit verzichtete der Klub auf 25 Millionen Euro Ablöse. Verzockt, sagen jetzt viele. Doch das stimmt nicht: Lewandowski machte seine Tore. Das Nein zu einem früheren Wechsel war auch ein Zeichen an Fans und Team. Nach dem Götze-Transfer wollten die Verantwortlichen nicht den nächsten Leistungsträger innerhalb weniger Monate ziehen lassen. Es ging zudem um einen laufenden Vertrag und damit auch ein wenig ums Prinzip. Die Dortmunder haben mit dem Nein außerdem ein ganzes Jahr Zeit gewonnen, sich nach Ersatz umzusehen.“

Einen Spieler wie Lewandowski zu ersetzen, erfordert außergewöhnliche Fähigkeiten

Richard Leipold (FAZ) macht den Borussen Druck: „Bis zum Juni dieses Jahres haben die Dortmunder Zeit, einen Nachfolger für den polnischen Nationalstürmer zu finden. Julian Schieber hat sich in den zurückliegenden anderthalb Jahren nicht annähernd als adäquater Ersatz empfehlen können. Einen Spieler wie Lewandowski zu ersetzen, erfordert außergewöhnliche Fähigkeiten. Das belegen nicht nur die 65 Tore in bislang 115 Bundesligaspielen für Dortmund, sondern auch seine Begabung als „spielender“ Stürmer. Lewandowski besitzt eine ausgefeilte Technik und ein hohes taktisches Verständnis, nicht zuletzt deshalb erfüllt er das Anforderungsprofil des Bayern-Trainers Pep Guardiola.“

Thomas Krause (Stern) drückt den Westfalen die Daumen: „Vielleicht finden die Dortmunder ja einen Spieler, der den Abstand zu den Bayern kleiner hält als gedacht. Zu wünschen wäre es nicht nur den Dortmundern. Sonst drohen der ganzen Bundesliga Jahre der Langeweile.“

Danial Montazeri (Spiegel Online) beglückwünscht die Bayern: „Beide, Mandzukic und Lewandowski, im Kader zu haben, ergibt für einen Verein durchaus Sinn, wenn man in Dimensionen denkt wie der FC Bayern, der in jedem der kommenden Jahre ernsthafter Champions-League-Titelanwärter sein möchte. Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelingen wird, hat der Club durch diesen Transfer nicht gerade verringert. Und die Skepsis, die die Verpflichtung Lewandowskis noch begleiten mag, dürfte schnell verfliegen.“

Schmutz ohne Ende

Jörg Runde (t-online.de) rät dem Noch-Dortmunder zu einem Berater-Wechsel: „Seit dem Januar 2012, als verschiedene Medien den polnischen Angreifer erstmals mit dem Rekordmeister in Verbindung brachten, wurde das Thema nahezu täglich in den Medien diskutiert. Dass ausgerechnet die beiden Berater Maik Barthel und Cezary Kucharski den Gerüchtekessel regelmäßig erhitzten, wirft ein schlechtes Licht auf sie und eine ganze Berufsgruppe. Barthel und Kucharski haben aber nicht nur das ohnehin schon fleckige Berufsbild des Beraters weiter beschmutzt, sie haben mit ihrer fragwürdigen Strategie auch das Image des Weltklasse-Stürmers aufs Spiel gesetzt.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Lewandowski-Transfer zum FC Bayern – Der nächste Stich ins Borussen-Herz”

  1. Bartel Most
    Montag, 6. Januar 2014 um 12:49

    # Nix neues unter der Sonne!

    Was ist denn seit dem 5:2 (Pokal 2012) passiert?
    Der FCB hat ~120 mio mehr in (neue) Spieler investiert.
    Auch 2011 und 2012 war der FCB (auf‘m Papier) der bessere und teurere Kader.
    Der FCB verfolgt einen ressourcenbasierten- der BVB einen wissensbasierten Ansatz.
    Nur darf der BVB sich nicht zu oft irren.
    Hätten die Bayern gewußt, daß Lewandowki so gut ist, hätten sie ihn doch direkt aus Polen geholt.
    Und hier bleibt die Chance des BVB: Finde den „neuen“ Götze, Kagawa usw. usf.

    Wie gesagt, man erinnere sich an die erste Saison von Lewa beim BVB. Wer da gesagt hätte, daß der mal zum FCB geht, den hätte man für Geisteskrank erklärt!

    Gute und etablierte Spieler kennt jeder Depp! Aber die Kunst besteht halt darin, die Spieler der Zukunft zu kennen!

  2. libero
    Montag, 6. Januar 2014 um 18:07

    Die regelmäßig wiederkehrende Aufregung der vermeintlich Schwachen bei Transfers der Lewandowski-Kategorie sollte man mal hinterfragen. Wer denkt eigentlich an Posen, wo Lewandowski herkommt? Oder an die Bundesliga-Ausbildungsvereine von Gündogan (Nürnberg & Bochum)? Oder an Gladbach, das den in Dortmund zunächst perspektivlosen Reus zum Fußballer des Jahres gemacht hat? Und wo stünde Mainz 05, wenn Klopp, Subotic und Co. heute noch dort wären? Man kann das – auf jeden einzelnen Verein bezogen – jedes Mal aufs neue und unendlich lange fortsetzen.
    Das tun die Fußballfeuilletons ja auch ganz fleißig.

    Man könnte andererseits schauen, welche Vereine die meisten Spieler aus der eigenen A-Jugend in die erste 11 bringt. Und dann stünde – auch wenn es vielen nicht so recht ins Bild passt – der FC Bayern mit Schweinsteiger, Lahm, Alaba, Müller und Kroos (nicht vergessen: Badstuber, Contento) plötzlich in ganz anderem Lichte da. Bei Dortmund sind die Leistungsträger – von Weidenfeller über Hummels bis Lewandowski – allesamt eingekauft worden.

    Das ist weder gut noch schlecht. So ist Profifußball nun einmal. Weil die Besten zusammengekauft werden, gibt es heute die hohe Qualität in der Champions League. Natürlich wünscht man sich mehr Leistungsdichte in der Bundesliga. Die Dominanz der Bayern – national und international – wird aber nicht ewig halten. Man weiß von Milan, Barca, Real und ManU, dass auf höchstem Niveau alles immer in Bewegung ist. Hier in Deutschland sollte man sich freuen, erstmals seit den 1970er in der Spitze wieder konkurrenzfähig zu sein.

  3. Pumukel
    Mittwoch, 8. Januar 2014 um 15:03

    Ich wünsche mir als Leser vor allem neue Gedanken! Sonst doch lieber einfach mal den Mund halten! Sonst quillt das Zeug irgendwann noch aus den Ohren…
    Wie oft haben wir uns über Lewandowskis (möglichen) Transfer oder etwa über die finanz. Möglichkeiten des FCB schon unterhalten?
    1000 Mal.
    Den Verweis auf die Ausbildungsvereine von Libero fand ich anregend.
    Mich würde die Frage interessieren, weshalb Lewandowski plötzlich so einen Sprung nach vorne gemacht hat. Weiß jemand etwas dazu? Liegt das am besonderen Training (Zusatzschichten), an seinem guten sozialen Umfeld, an seinem Fleiß, am Trainer, langsam verbesserter Akklimatisation in Deutschland, etc…?
    Bitte kommt mir jetzt aber nicht mit dem guten Mix aus allem. Danke. Ein paar Fakten wären schön.

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