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WM 2014

WM 2014: Wer gewinnt?

Erik Meyer | Freitag, 13. Juni 2014 1 Kommentar

Während der Elfmeter im Eröffnungsspiel der WM zwischen Brasilien und Kroatien im Fokus steht, werfen wir den Blick auf Proteste, Präsidenten und Sponsoren.

Bereits das Absingen der brasilianischen Nationalhymne vor Spielbeginn gerät zu einer Geste des Protests, schreibt Christian Spiller bei Zeit Online: „Und dann, als das Band stoppt, weil es zu einer dieser unsinnigen Fifa-Regeln gehört, dass eine Hymne nach 90 Sekunden zu Ende sein muss, singen die Brasilianer weiter. A capella, die nächste Strophe, sie schreien förmlich, einige schließen die Augen.“

Auch Peter B. Birrer (NZZ) hat dem brasilianischen Sieg beim Eröffnungsspiel beigewohnt und schildert Atmosphärisches: „Nachdem sich der Trainer Luiz Felipe Scolari an der Medienkonferenz am Tag vor dieser Explosion noch betont und aufgesetzt locker präsentiert hatten, merkte man, dass der Tag × doch nicht spurlos an der mit Erwartungen bepackten Seleção vorbeigehen konnte. Der Schrecken Marcelos, die Energie Dani Alves‘, die sich auch im Nirgendwo entlud, der mit Armen rudernde Scolari, mit viel zu viel Energie gespielte Pässe, die Zuschauer, die man beim Fingernägelkauen oder mit Händen vor dem Gesicht sah. Pathos, Übertreibung, Entladung – ja, aber wohin?“

Während die Seleção also noch Ekstase hervorruft, haben die Organisatoren des Events ihren Kredit verspielt, berichtet David Klaubert (FAZ) „Nur Präsidentin Dilma Rousseff und neben ihr auf der Ehrentribüne Fifa-Präsident Joseph Blatter werden nicht angefeuert. Ausgehend von den VIP-Bereichen erklingen mehrmals Sprechchöre: ‚Ei, Dilma, vai tomar no …‘ und ‚Ei, Fifa, vai tomar no …‘ – Beschimpfungen, die sonst nur die gegnerische Mannschaft oder die Schiedsrichter zu hören bekommen. Doch unter den Brasilianern der traditionellen Mittelschicht und der Oberschicht, die sich die Eintrittskarten für Spiele der Weltmeisterschaft leisten können, ist die Präsidentin aus der Arbeiterpartei nicht sehr beliebt.“

Spiegel Online-Kolumnist und Freitag-Verleger Jakob Augstein nimmt den Start der WM zum Anlass für eine Generalabrechnung: „Die großen Sportereignisse sind zu gigantischen Geldpumpen in der amoralischen Thermodynamik eines entgrenzten Globalkapitalismus geworden: Westliches Geld leistet am Austragungsort institutionelle Aufbauhilfe für ein Geflecht aus bestechlicher Bürokratie, korrupten Unternehmen und organisierter Kriminalität und fließt dann über Firmenaufträge und Konsumgüterverkauf wieder an seinen Ursprungsort zurück. Unterwegs sind ein paar Leute sehr reich geworden und noch viel mehr ihrer Rechte verlustig gegangen, manche ihres Lebens.“

Axel Hansen (Zeit Online) sieht bei der DFB-Elf ebenfalls ökonomische Interessen zunehmend in den Vordergrund rücken: „Wie niemals zuvor in ihrer Geschichte stellt sich die Nationalmannschaft in den Dienst dieser milliardenschweren Konzerne. Sie wurde mithilfe der Sponsorengelder zu einer gewinnorientierten Vertriebs- und Marketingmaschine.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “WM 2014: Wer gewinnt?”

  1. Ticker: Freitag, 13. Juni 2014 | Fokus Fussball
    Freitag, 13. Juni 2014 um 12:02

    […] obligatorische Fehler in der Eröffnungsfeier. Die Fahnenverwechslung (Who ate all the Pies). Der Indirekte Freistoß mit der Pressezusammenfassung des gestrigen […]

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