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Bundesliga

FC Bayern – Eine Liga unterwirft sich

Kai Butterweck | Montag, 23. Februar 2015 2 Kommentare

14 Tore in 180 Minuten: Der FC Bayern fegt momentan wie ein Taifun durch die Liga. Außerdem: Ein Schiedsrichter im Blickpunkt, Dortmunder Stumpfsinn, Stuttgarter Ratlosigkeit und ein Trainer unter Druck

Die Liga ist geschockt: In den letzten beiden Spielen schießt der Rekordmeister fast genauso viele Tore wie der HSV in der kompletten bisherigen Spielzeit. Lars Wallrodt (Welt) hat die Nase voll. Er fordert mehr Gegenwehr: „Die Demut der Liga gegenüber dem FC Bayern ist ebenso verständlich wie bedenklich. Alte Schulhofregel: Wer sich artig dafür bedankt, verprügelt zu werden, bezieht beim nächsten Mal doppelt Dresche. Andererseits schadet ein allmächtiger Pausenrüpel nachhaltig dem Sozialgefüge. Je mehr der FC Bayern die Liga beherrscht, desto mehr wird sie an Reiz verlieren. Ohne existierenden Meisterschaftskampf fehlt dem Spektakel schlicht das Feuerwerk.“

Ein perfider Plan

Vielleicht steckt aber auch ein Liga-Plan dahinter. Peter Penders (FAZ) grübelt: „Die Bayern sollten wachsam sein. Ihnen mit ihrer eigenen Großartigkeit zu schmeicheln, klingt nur nett. Den roten Teppich auszurollen – damit wird der vermeintliche Kampf um den Meistertitel in der Bundesliga zwar eine langweilige Angelegenheit, aber das ist er sowieso. Und die Bayern könnten so auf Dauer ausgehöhlt werden. Eintönigkeit wirkt einschläfernd. Wer immer hofiert wird, erschrickt tüchtig, wenn ein Gegner sich plötzlich wehrt, provoziert, attackiert, so wie es Schachtjor Donezk gerade tat. Den nationalen Titel schenken, aber die Formüberprüfung für den internationalen Wettbewerb verweigern – ein perfider Plan. Falls die Kölner Abwehrkünstler am Freitag offensiv in München antreten, sollte sich also niemand wundern.“

Die Dreifachbestrafung sollte gekippt werden

In Stuttgart wird Nuri Sahin von der Dreifachbestrafung verschont, beim Paderborner Florian Hartherz greift sie dafür. Das schreit nach einer klaren Linie bei den Spielregeln. Denis De Has (sport1.de) geht auf die Barrikaden: „Die Dreifachbestrafung sollte gekippt werden, keine Frage. Aber von den Regelhütern des International Football Association Board, die Ende Februar wieder zusammenkommen. Nicht von einem Schiedsrichter. Wobei die Frage bleibt, ob Aytekin überhaupt ein Statement setzen wollte. Die Spielregeln dürfen während eines laufenden Wettbewerbs nicht verändert werden. Es käme auch niemand auf die Idee während einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“ das Figurenschlagen zu verbieten. Und dann sofort wieder einzuführen.“

Frihtjof Bublitz (Welt) klopft Referee Aytekin anerkennend auf die Schultern: „Sahin war nach Schlusspfiff heilfroh, dass er keine Rote Karte sah, und sein Trainer Jürgen Klopp sprach deswegen sogar von Glück. Aytekin hat mit seinem Alleingang die alte Debatte der Doppel- bzw. Dreifachbestrafung (Elfmeter, Rot, Sperre) befeuert. Ein tolles Signal. Positiv fiel dabei auch auf, dass kein Stuttgarter Spieler von ihm nach dem Foul Rot für Sahin forderte. Das ist gelebtes Fairplay.“

Pfui!

Reinhard Schüssler (derwesten.de) zeigt sich entsetzt über das Auftreten von Dortmunder Ultras: „Beim BVB-Spiel in Stuttgart demonstrierte die Dortmunder Ultragruppe „Desperados“, die Verbindungen in die rechte Szene unterhält, ihre Verbundenheit zu den Kölner „Boyz“, die schon oft durch Nazi-Propaganda aufgefallen sind, auf besonders perfide Weise. Mit dem auf einer Fahne zu lesenden Spruch „Je suis Boyz Köln“ wurden auch noch die Opfer der Pariser Anschläge auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo verhöhnt.“

Wie bei einem Spiel der A-Klasse

In Stuttgart ziehen immer dunklere Wolken auf. Auch Matthias Schmid (SZ) weiß nicht mehr weiter: „Es müsste schon ein Magier kommen, ein Wundermann wie einst Jürgen Sundermann, um den VfB helfen zu können, um aus spielerisch stark limitierten Spielern Fußballer zu machen, die spielen können, kombinieren und zumindest keine Probleme haben mit grundlegenden Fertigkeiten wie Ballannahme und -mitnahme. Martin Harnik tat sich diesmal besonders negativ hervor oder Georg Niedermeier. Bisweilen wähnten sich die Zuschauer bei einem Spiel der A-Klasse, Befreiungsschläge auf die Tribüne, Stoppfehler. In einer Häufigkeit, die selten ist in der Bundesliga.“

Es wird langsam schwierig für den Trainer

Derweil zeigt Peter Müller (derwesten.de) in Gelsenkirchen mit dem Finger auf Schalke-Coach Die Matteo: „Es wird langsam schwierig für den Trainer, seine Strategie zu rechtfertigen, den Laden hinten dicht zu machen und vorne auf besondere Momente zu hoffen. Bei den Blau-Weißen lässt sich nicht einmal ein schnelles Umschaltspiel regis­trieren. Ein erneuter 1:0-Erfolg hätte die Mängel übertüncht, nun aber bleibt festzustellen: in Frankfurt 0:1, gegen Bremen 1:1, ein Punkt aus zwei Partien, die man auch trotz der vielen Ausfälle von Stammkräften hätte gewinnen können – Schalke braucht definitiv mehr Power, um im Kampf um die Champions-League-Plätze langfristig zu bestehen.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “FC Bayern – Eine Liga unterwirft sich”

  1. Van Kuchen
    Montag, 23. Februar 2015 um 13:18

    Ja ja, die Übermacht der Bayern.
    JEtzt zeigt sich, was passiert, wenn ein VErein über Jahrzehnte den anderen immer gezielt die besten Spieler oder Trainer weggkauft.
    Hamburg, Gladbach, Bremen, Köln, Stuttgart, Leverkusen, auch Wolfsburg und zuletzt – wieder – Dortmund können davon ein Lied singen.
    Hätten sie sich mal mehr gewehrt, als Bayern das Checkheft gezückt hat.

    Ich wiederhole mich: man kann ja mal ein Turnier machen und bei einer Mannschaft die besten Spieler und Trainer einsetzen, die anderen verteilt man bei den übrigen Teilnehmern. Mal sehen, was dabei herum kommt.

    IN meinen Augen haben die Bayern mittlerweile ein Problem: Das immer die besten sein zu müssen, weil sie sonst glauben, das zählte nicht. Spricht daraus das Gefühl der Minderwertigkeit?

  2. Pumukel
    Montag, 23. Februar 2015 um 23:58

    Die Natur wird auch das regeln, – sie gleicht alles aus…
    früher oder später…

    🙂

    Siehe Uli Hoeness…wer hätte vor einigen Monaten gedacht, dieses Denkmal bekommt plötzlich Risse?

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