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Bundesliga

Dreikampf an der Spitze

Kai Butterweck | Montag, 21. November 2016 Kommentare deaktiviert für Dreikampf an der Spitze

Die Bundesliga ist endlich wieder spannend. Während die Leipziger ihren Siegeszug unbeirrt fortsetzen, melden sich die Dortmunder im Kampf um die Ligaspitze mit einem Sieg gegen den Rekordmeister aus München zurück

Nach dem Sieg gegen Bayern München steht ganz Dortmund Kopf. Oliver Müller (Welt) gratuliert Thomas Tuchel: „Diesmal verzettelten sich die Dortmunder nicht bei dem Versuch, eine Partie spielerisch und taktisch zu dominieren: Sie erkannten die fußballerische Überlegenheit der am Ende angefassten Bayern an und hielten leidenschaftlich dagegen. Tuchel, der Perfektionist, der sonst nach einem makellosen Spiel strebt und dabei in der laufenden Saison Rückschläge einstecken musste, hatte diesmal pragmatische Einsicht bewiesen. Er hat seine Mannschaft so spielen und kämpfen lassen, wie sie es derzeit am besten kann. Dafür wurde sie mit einem wichtigen Sieg belohnt.“

Dortmunds Sieg gegen die Bayern war ein Trainersieg

Auch Matthias Becker (sport1.de) klopft dem BVB-Coach anerkennend auf die Schultern: „Dortmunds Sieg gegen die Bayern war ein Trainersieg. Mit der Maßnahme, Pierre-Emerick Aubameyang und Adrian Ramos als nervtötende Doppelspitze auf die spielstarken Bayern-Verteidiger Jerome Boateng und Mats Hummels loszulassen, hemmte Tuchel Bayerns Spielaufbau. Auch mit seiner Dreierkette hatte er die richtige Wahl getroffen. Als das Spiel in der zweiten Halbzeit zu einseitig wurde, hatte er mit den Einwechslungen von Erik Durm und Gonzalo Castro die richtigen Antworten parat.“

Daniel Theweleit (Spiegel Online) macht große Augen: „Dortmund spielte 20 Minuten lang dominant, hatte in dieser Zeit viel Ballbesitz, und Pierre-Emerick Aubameyang schoss ein großartiges Tor. Vorbereitet vom starken Mario Götze, der damit erstmals seit seiner Rückkehr zum BVB direkt an einem Bundesligatreffer beteiligt war. An einem Tor, das eine Guardiola-artige Ballstafette krönte. Mitte der ersten Hälfte fand dann eine erstaunliche Metamorphose statt. Dortmund wurde zu einem tief stehenden Außenseiter, der Räume verknappte und konterte. Diese Flexibilität, diese Fähigkeit, die Erfordernisse eines Spielverlaufs anzuerkennen und den eigenen Wunschfußball aufzugeben, ist neu.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) lauscht neuen Klängen: „Das Spitzenspiel steht beispielhaft für die neue Bundesliga. Mehr Stimmung, mehr Spannung und plötzlich ist auch durch den neuen Tabellenführer RB Leipzig mehr Musik drin. Doch die neue Bundesliga leidet gleichzeitig ein wenig an Niveauverlust. Man muss nicht mal einen guten Tag erwischen, um gegen die Bayern zu gewinnen. So wie die Borussia, der dies mit extremem, fast schon wieder spektakulärem Defensivfußball gelang.“

Woran die Bayern gerade glauben, ist schwer erkennbar

Christof Kneer (SZ) sucht nach Antworten: „Was den Münchnern zurzeit fehlt, begreift man besonders gut, wenn man sieht, was die anderen haben. In Leipzig sind sie besessen von der Idee eines zackigen Gegen-den-Ball-Fußballs, auf den junge, teure Spieler abgerichtet werden; in Dortmund bekennen sie sich zu einer modernen Flexibilität, in der die Dreierkette von heute schon die Raute von morgen ist; in Hoffenheim predigen sie eine Mischung aus beidem. Das alles ist sehr vereinfacht gesagt, und der Nutzen fürs praktische Leben ist – wie bei allen Religionen – durch nichts zu beweisen. Aber es ist alleine die Kraft des Glaubens, die diesen Klubs im Alltag Orientierung und Haltung verleiht. Sie wissen, wie sie spielen wollen, und ihre Trainer erklären ihnen, warum sie das wollen sollen. Woran die Bayern gerade glauben, ist dagegen schwer erkennbar.“

Richard Leipold (FAZ) winkt in der Halbzeitpause gelangweilt ab: „Den Angriffen des Rekordmeisters fehlte es an einer zündenden Idee und somit an Durchschlagskraft. Erst kurz vor der Pause wurde es zum ersten Mal brenzlig für die Borussen, doch sie kamen mit dem Schrecken davon, weil Kimmich nach Lewandowskis scharfer Hereingabe zu überrascht wirkte, um dem Ball noch den richtigen Kick zu geben. Sonst war in der ersten Halbzeit nicht viel davon zu sehen, dass die torgefährlichsten Mannschaften der Liga aufeinandertrafen.“

Beeindruckend effektiv

Sebastian Fischer (SZ) adelt das bisherige Auftreten der Leipziger: „Der Leipziger Ansatz ist taktisch nicht so flexibel wie der Dortmunder, aber er ist beeindruckend effektiv. Auch weil RB die fitteste Mannschaft der Liga ist, wird das Pressing von Ralph Hasenhüttl noch viele Gegner verzweifeln lassen. Und mit den Jahren werden immer mehr Fußballer nach Leipzig kommen, die diese Idee perfektionieren.“

Friedhard Teuffel (Tagesspiegel) ist gespannt: „Die Fankurven des Landes nähren sich auch aus Freundschaften und Feindschaften, und es wird spannend zu sehen sein, ob nun das alte Münchner Feindbild allmählich zerbröselt. Und ob Leipzig den Rest des Landes in ähnliche Parteien aufteilt, wie es bisher die Bayern getan haben. Die Bundesliga hat ein abendfüllendes Diskussionsthema mehr.“

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