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Confed-Cup

Confed Cup – Aus dem Schatten ins Licht

Kai Butterweck | Montag, 3. Juli 2017 1 Kommentar

Nach einem fulminanten Fight gegen chilenische Hartholz-Kicker recken Julian Draxler, Tim Werner und Co den Con Fed-Cup in den Himmel. Die Presse ist verzaubert

Ohne ihre „Weltmeister“ drückt die Nationalelf dem Confed Cup in Russland ihren Stempel auf. Am Ende springt sogar der Titel raus. Sven Goldmann (Tagesspiegel) freut sich schon auf nächstes Jahr: „Fußball ist ein Spiel, das mit den Füßen gespielt und im Kopf entschieden wird. So wie die überragenden Interpreten des Confed-Cup-Teams in St. Petersburg 90 Minuten lang die Chilenen ärgerten, können sie das auch im späten Mikrokosmos eines WM-Spiels gegen Brasilien, Argentinien oder Spanien tun. 2014 in Rio kam der WM-Sieg von der Bank in der Person von Mario Götze. Warum sollte Timo Werner nicht der Götze von Moskau 2018 werden?“

Ein funkelnder Schatz

Zwei wegweisende Titel (U-21-EM, Confed Cup) innerhalb einer Woche: Michael Horeni (FAZ) gerät ins Schwärmen: „Die Kader dieser beiden Erfolgsteams zusammengenommen, dazu die geschonten Stars und verletzten Talente wie Sané, Weigl oder Tah: Das macht über fünfzig deutsche Spieler von hohem und höchstem Niveau. So einen überreichen Fundus an erstklassigen Spielern hat der deutsche Fußball noch nie hervor gebracht. Vierzig dieser Spieler sind sogar jünger als 26 Jahre. Ein Schatz, so groß und funkelnd, von dem aber nur die wenigsten in Fußball-Deutschland ahnten, dass er überhaupt existiert.“

Jan Christian Müller (FR) verleiht eifrig „Jugend forscht“-Medaillen: „Die Jubelorgien der deutschen U21-Spieler sind aus Polen so wunderbar frisch und unverbraucht bei uns im Land angekommen, wie wir es von abgezockten Fußballprofis gar nicht mehr gewöhnt sind. Die Wahrheit ist aber auch: Die derzeit beste U21-Mannschaft Europas ist im eigenen Land nur die zweitbeste U21-Mannschaft. Denn die Besten ihrer Jahrgänge waren nicht in Polen, sondern in Russland beim Confed-Cup, und auch sie bildeten nur die zweite Reihe, weil die Allerbesten auf Anraten des Bundestrainers irgendwo am Strand liegen durften. Das hat zu einer Kettenreaktion geführt, bei der sehr viel Energie frei wurde. Sehr viel besser hätte es das Fußball-Labor Löw nicht entwickeln können.“

Stefan Giannakoulis (n-tv.de) verneigt sich vor Joachim Löw: „Seit 2014, seit er mit seiner Mannschaft den Weltmeistertitel in Brasilien gewonnen hat, gilt er als unantastbar. Sagen wir es so: Seine Position hat sich in diese Sommer nicht verschlechtert. Es ist sein Verdienst, dass er das Signal ausgesandt hat: Kommt alle, hier geht was. Kommt und spielt!“

Auch Lukas Stockhofe (Spiegel Online) zieht seinen Hut: „Der Ausgang des Finalduells des jüngsten gegen das älteste Team des Turniers legt nahe, dass Löws Plan voll aufgegangen ist. Die Fehler der von ihm so verehrten spanischen Weltmeister von 2010 im Hinterkopf, nutzte er den Rahmen der „Mini-WM“, um seinen Kader personell aufzufrischen und ihr taktische Variabilität anzutrainieren. Mit Timo Werner, Stindl und Goretzka teilen sich drei DFB-Spieler den Titel als treffsicherste Turnierschützen. Niklas Süle stellte ebenfalls unter Beweis, dass er für die WM im kommenden Jahr eine ernsthafte Option sein kann. Eine Statistik kann Löw heranziehen, um auch seinen letzten verbliebenen Kritikern zu trotzen: Als Bundestrainer ist er bei seinen vergangenen fünf großen Turnieren immer mindestens ins Halbfinale eingezogen, zweimal gewann er sogar Trophäen. Wer gewinnt, hat recht. Punkt.“

Eine Eins verdiente sich niemand

Darf man hierzulande nun von Titeln in Serie träumen? Oliver Fritsch (Zeit Online) hält den Ball flach: „In einem WM-Viertel- oder -Halbfinale braucht es eine eingespielte Mannschaft oder herausragende Individualisten, je nach Gegner manchmal sogar beides. Man kann jedoch nicht behaupten, dass beim Confed Cup oder der U21-EM viele Deutsche so stark gespielt hätten, dass der Trainer bald nicht mehr an ihnen vorbeikommt. Eine Eins verdiente sich niemand. Gary Lineker, der bereits wieder Witze über den ewigen Sieger Deutschland macht, darf aufatmen. Die deutsche Mannschaft wird auf Jahre hin, zumindest für eine gute Handvoll Gegner, schlagbar bleiben.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Confed Cup – Aus dem Schatten ins Licht”

  1. Charly
    Freitag, 7. Juli 2017 um 21:45

    Die beruhigende Flachpass-Attitüde des Oliver Fritsch (ZOn)überzeugt doch ein wenig mehr als das Kick & Rush der sonstigen Medienvertreter, die schwer beeindruckt vom Tagesgeschehen den hektischen No-Look-Steilpass in die Zukunft favorisieren.
    Natürlich wird Germany auf Jahre schlagbar sein. Den bösen Opponenten namens BRA, ITA, ESP, FRA, ARG und so wird es allerdings genauso ergehen. Wissen das eigentlich nur Fritsch und ich?

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