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DFB-Pokal

DFB-Pokal – Offene Schnürsenkel und schlappe Rothosen

Kai Butterweck | Montag, 14. August 2017 1 Kommentar

In der ersten DFB-Pokal-Runde erlaubt sich Spitzbub Franck Ribéry einen Streich mit Bibiana Steinhaus. Aber nicht alle lachen. Außerdem: Dunkle Wolken über der Alster

Im Pokalspiel gegen Chemnitz zieht Franck Ribéry Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus den Schnürsenkel auf. Timur Tinç (FR) zieht dem Franzosen dafür die Ohren lang: „Wäre Ribéry auch auf die Idee gekommen, den gleichen Streich einem männlichen Schiedsrichter zu spielen? Ganz bestimmt nicht. „Diese Schiedsrichterin musste man ein bisschen schütteln wegen der Stimmung“, sagte Ribéry hinterher. Will er das also künftig bei jedem Bundesliga-Neuling machen? Dass der frühere Fifa-Schiedsrichter Hellmut Krug, der mittlerweile wieder für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) arbeitet, das im Doppelpass als „kleinen Flirt“ von Ribéry abtat, ist ein fatales Signal. Der Umgang zwischen einem Spieler und einem Schiedsrichter sollte nicht davon abhängen, welches Geschlecht einem gegenübersteht. Das heißt nicht, dass es keine Späßchen geben sollte. Aber nicht solche, wie die von Franck Ribéry.“

Ein Sinnbild der deutschen Fußball-Gesellschaft

Auch Jonah Lemm (derwesten.de) tadelt den Bayern-Spieler: „Er lächelt. Franck Ribéry scheint sich nicht ob der Peinlichkeit seiner vorangegangenen Aktion bewusst zu sein. Ein Scherz, ein Streich, ganz normal für den quirligen Franzosen. Kann doch mal passieren, war doch gar nicht so gemeint. Doch dass Franck Ribéry es tatsächlich für eine gute Idee, oder lustig, oder gar in Ordnung hält, Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus während des Pokalspiels seines großen FC Bayern beim Chemnitzer FC vor einem Freistoß heimlich die Schnürsenkel zu öffnen, zeigt: Ribéry mangelt es an Respekt für Frauen im deutschen Fußball. Und ist damit ein Sinnbild der deutschen Fußball-Gesellschaft.

Lars Wallrodt (Welt) lobt die Geneckte: „Bibiana Steinhaus tat das einzig Richtige: Sie schmunzelte, verpasste Ribery einen Knuff und ließ das Spiel weiterlaufen. Der Bayern-Profi versenkte den Freistoß zum zwischenzeitlichen 4:0, die Welt drehte sich weiter, und die kluge Schiedsrichterin ersparte uns eine weitere moralinsaure Diskussion, von der der Fußball schon viel zu viele an der Backe hat. Davon kann sich der (und die) ein oder andere eine dicke Scheibe abschneiden.“

Beim HSV brennt der Baum

In Osnabrück werden keine Schnürsenkel geöffnet. Das haben die VfL-Verantwortlichen nicht nötig. Gegen einen desolat auftretenden HSV verlässt man auch in Unterzahl als Sieger den Platz. Philipp Awounou (Spiegel Online) macht große Augen: „Beim HSV brennt der Baum, noch bevor die Bundesligaspielzeit 2017/18 überhaupt begonnen hat. Sollte auch der Saisonstart gegen den FC Augsburg missglücken, ist man schon gleich in der Krise. Markus Gisdol hatte sich eine sorgenfreie Saison gewünscht. Danach sieht es nach dem peinlichen Fehlstart im Pokal nicht aus.“

Alexander Laux (abendblatt.de) schlägt die Hände vors Gesicht: „Das Schöne an einer neuen Saison ist ja eigentlich, dass die Resettaste gedrückt werden darf: alles auf null. Jedenfalls in der Theorie. Wer aber zuverlässig grottigen Fußball zum Abgewöhnen geboten hat und nur sehr glücklich den Abstieg aus der Bundesliga vermeiden konnte, musste sich von vornherein eine Portion Misstrauen gefallen lassen: Wird jetzt wirklich alles besser? Nach der Pokalniederlage erhielten die HSV-Fans die ernüchternde Antwort: Das Leiden geht weiter.“

Matthias Linnenbrügger (mopo.de) klärt auf: „Wer stand denn da für den HSV auf dem Platz? Eine Reihe von Spielern, die weg sollen oder weg wollen: Santos und Walace, denen nach der abgelaufenen Saison gesagt wurde, dass sie sich einen neuen Verein suchen sollen, weil man nicht auf sie baue – und die noch da sind, weil bislang keine Besseren gefunden wurden! Hunt und Holtby, denen klipp und klar mitgeteilt wurde, dass man sie lieber jetzt als gleich von der Gehaltsliste hätte – und die noch da sind, weil ihnen kein anderer Klub auch nur im Ansatz so viel Geld zahlen würde! Und Müller, der seinerseits gehen wollte, weil er sich im Vergleich zu anderen Spielern unterbezahlt fühlt – und der noch da ist, weil der HSV ihm die Freigabe verweigerte. Mal ehrlich: Wenn die Hälfte einer Mannschaft nur mit halbem Herzen dabei ist, dann reicht das eben nicht einmal, zehn Osnabrücker zu besiegen.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “DFB-Pokal – Offene Schnürsenkel und schlappe Rothosen”

  1. Wolfgang Kill
    Montag, 14. August 2017 um 11:49

    Im Pokalspiel gegen Chemnitz zieht Franck Ribéry Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus den Schnürsenkel auf.##

    Ich finde es RESPEKTLOS Seitens Ribéry !
    Bei einem männlichen Schiri hätte er sich das
    sicherlich nicht erlaubt .

    Aber halt ein FC B Spieler und schon traut sich Frau Schiedsrichterin – nicht – ne gelbe Karte zu ziehen !
    Oder war es sogar ROT ??

    Die Saison ließ hoffen …. Aber mit derart weiterhin einknickenden Schiedsrichtern/In
    geht das – mir soan mir – wohl weiter auch auf dem Platz .

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