indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Blitzheiler Heynckes und die Wiederbelebung des FC Bayern

Kai Butterweck | Freitag, 16. Februar 2018 3 Kommentare

Unter keinem Trainer war der FC Bayern München so erfolgreich, wie unter ihm. Die Rede ist von Jupp Heynckes, der den deutschen Rekordmeister nun zum vierten Mal trainiert und mit dessen Verpflichtung auch der Erfolg an die Säbenerstraße zurückgekehrt ist

„Es ist kein Comeback. Es ist ein Freundschaftsdienst und ich habe es nur gemacht, weil ich dem FC Bayern unglaublich viel zu verdanken habe“, sagte Heynckes nachdem seine Zusage für sein insgesamt viertes Engagement bei den Bayern bekannt wurde, im Gespräch mit dem Sportmagazin kicker. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl dabei, es kann sofort losgehen.“ Als Heynckes Anfang Oktober den von den Bayern geschassten Carlo Ancelotti beerbte, waren zunächst seine Fähigkeiten als Retter gefragt. Die Münchner schwächelten in der Liga regelmäßig, in der Champions League wurden sie von Paris St. Germain gar vorgeführt.

Rund drei Monate später sieht das Bild ganz anders aus. Heynckes, der die Seele der Bayern-Stars zu streicheln versteht wie kein zweiter, hat die Bayern wieder zu unangefochtenen Nummer eins der Liga geformt. Die Meisterschaft, das darf man schon nach dem 18. Spieltag behaupten, ist dem Rekordmeister nicht mehr zu nehmen. Im Pokal hat man bereits Leipzig und Dortmund ausgeschaltet und ist bei Sportwetten ohne Zweifel Favorit auf die Trophäe. Die frühe Entscheidung in der Liga gibt den Bayern die Möglichkeit, sich auf die Champions League zu konzentrieren. Bei der Auslosung fürs Achtelfinale hatte die Heynckes-Elf ohnehin wieder den allseits bekannten Bayern-Dusel. Während sich mit Real Madrid und Paris zwei Titelfavoriten gegenseitig eliminieren, trifft Bayern auf den vermeintlich schwächsten Achtelfinalisten, Besiktas Istanbul.

Das lässt die Bayern-Anhänger mitunter von einer Wiederholung der Triple-Saison träumen. 2013 führte der mittlerweile 72-Jährige den Rekordmeister zum Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Schlüssel zum Erfolg ist die unter Heynckes zurückgewonnene Defensivstärke. Die Bayern haben aktuell die wenigsten Gegentore der Bundesliga und das, obwohl Nationaltorhüter Manuel Neuer verletzungsbedingt bislang die gesamte Saison verpasste.

Im Moment also scheint Heynckes der ideale Übungsleiter für den FC Bayern zu sein. Das sieht auch der ehemalige Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer so: „Wenn der Jupp Spaß und Freude hat, wenn es ihm gut geht, familiär alles geklärt ist und man kommt zusammen, dann wäre es natürlich die Ideallösung. Aber das müssen die Protagonisten für sich entscheiden.“

Ging es nach den Vereinsverantwortlichen, dann würde man Don Jupp am liebsten über die laufende Saison hinaus bis 2019 halten und mit ihm auch den Generationenumbruch zu gestalten. Im Sommer aber soll definitiv Schluss sein, das hatte Heynckes zuletzt mehrfach betont.

Und auch wenn derzeit alles rund läuft, genießen kann der 72-Jährige die aktuelle Phase nicht. Nach dem 3:1-Sieg zum Rückrundenstart über Bayer Leverkusen sagte er gegenüber dem ZDF: „Als Spieler kann man das vielleicht genießen. Da macht das richtig Spaß. Als Trainer kann man das aber nicht genießen. Man ist die ganze Woche mit Gegneranalyse, mit Spielvorbereitung, Trainingsvorbereitung, mit Gesprächen, mit der Kommunikation mit Spielern und der Mannschaft beschäftigt. Nein, Bundesliga-Fußball als Trainer kann man nicht genießen.“ Erstaunliche Aussagen, wenn man bedenkt, dass Heynckes-Siegquote in dieser Saison bei 94 Prozent liegt.

freistoss des tages

Kommentare

3 Kommentare zu “Blitzheiler Heynckes und die Wiederbelebung des FC Bayern”

  1. Charly
    Freitag, 16. Februar 2018 um 19:56

    Ein angenehmer Kommentar, Herr Butterweck.

    JH befindet sich erneut auf der Höhe seiner Schaffenskraft, national allerdings dadurch begünstigt, dass die Konkurrenten sich gegenseitig neutralisieren oder eliminieren.
    Darauf hatte er vermutlich keinen Einfluss.

    Was den Punkteschnitt in der ewigen Bundesliga-Trainer-Tabelle angeht, steht der Jupp auf Platz 7. Nur Pep, Hitzfeld, Lattek, Happel, Trap und Benthaus liegen vor ihm.
    Happel und Benthaus waren jedoch ohne Freilos unterwegs.

    Wenn Heynckes so weitermacht, wird er als zweitbester Bayern-Trainer aller Zeiten in die Geschichte eingehen.

    Nach 2 CL-Siegen (mit Real und BAY) gönne ich ihm das von Herzen.

  2. Kai Butterweck
    Montag, 19. Februar 2018 um 10:08

    Gastbeitrag 😉

  3. Van Kuchen
    Dienstag, 20. Februar 2018 um 05:39

    Ich schließe mich an, ein dickes Lob für Heynckes Arbeit, besonders, wenn es ihm nicht so richtig Spaß macht, die ganze Arbeit meine ich.
    Doch:
    für die Bundesliga wäre es gut, die Dominanz hat ein Ende, denn mehr Langeweile, als jetzt, ist kaum Vorstellbar.
    die SPannung im ABstiegskampf? gähn.
    Das sich die Konzern-Klubs gegenseitig die Punkte abnehmen, unglaublich spannend.
    Was wir m.M. nach brauchen, sind Mannschaften, die nicht zusammengekauft sind, sondern aus dem bestückt werden, was der eigene Klub hochzieht.
    Das ist wettbewerb, da gibt es Spannung und Abwechslung

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

121 queries. 0,754 seconds.