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Bundesliga

Hertha BSC – Die Angst vor dem Erfolg

Kai Butterweck | Montag, 17. Dezember 2018 2 Kommentare

Statt sich nach zwei Siegen im oberen Tabellendrittel festzusetzen, bricht die Hertha aus Berlin gegen aufopferungsvoll kämpfende Stuttgarter (mal wieder) ein

Nach der unnötigen Niederlage gegen verunsicherte Stuttgarter sucht man in Berlin nach Schuldigen. Sebastian Schmitt (Berliner Zeitung) wird im Hertha-Mittelfeld fündig: „Während Skjelbred für das Grobe zuständig war, sollte Darida für das spielerische Element sorgen. Was in der ersten Halbzeit noch funktionierte, klappte ab der 60. Minute so gut wie gar nicht mehr. Das Duo verlor auch durch die fehlende Spielpraxis die Hoheit über das Zentrum und hatte den aufbäumenden Stuttgartern nichts mehr entgegenzusetzen. Innerhalb einer Viertelstunde drehte der VfB die Partie, was nicht nur Jarstein den Abend verdarb.“

Christoph Dach (Tagesspiegel) winkt genervt ab: „Was sich die Berliner mit viel beachteten Resultaten – etwa den Heimsiegen über die Bayern, Mönchengladbach und Frankfurt oder dem Punktgewinn beim ungeschlagenen Herbstmeister Dortmund – mühselig aufgebaut haben, reißen sie mit Ausrutschern wie in Düsseldorf oder nun in Stuttgart verlässlich wieder ein.“

Körperlich immer robuster werdende Schwaben

Während man sich in Berlin ärgert, reckt man in Stuttgart die Fäuste in den Himmel. Heiko Hinrichsen (Stuttgarter Zeitung) blickt bereits mit breiter Brust voraus: „Tatsächlich wird der VfB mit gestärktem Selbstvertrauen nach Wolfsburg reisen. Die gute Schlussphase spricht für die Mannschaft und ihren körperlich immer robuster werdenden Zustand. Erstmals konnte die Weinzierl-Elf in dieser Saison einen Rückstand in einen Sieg ummünzen. Von den vergangenen fünf Partien hat der VfB nun drei gewonnen – und ist in Wolfsburg auf weitere Punkte aus.“

In Dortmund träumt man nach einer perfekten Hinrunde von der Meisterschaft. Philipp Selldorf (SZ) gießt Öl ins lodernde Freudenfeuer: „Ostern fällt 2019 auf den 30. Spieltag, die Bayern spielen zu Hause gegen Bremen, Dortmund in Freiburg. Womöglich ist dann schon alles entschieden. Im vorigen August war der BVB nach all den Umwälzungen in der Führungsetage, im Trainerbüro und in der Spielerkabine für die unmittelbar Beteiligten und auch für das Publikum ein schwer einzuschätzendes Objekt der Liga, im fortgeschrittenen Dezember erscheint es nun nahezu logisch, dass der BVB die Saison mit dem Titel beendet.“

Oliver Müller (Welt) steht applaudierend vor der Trainerbank des BVB: „Die Überzeugung, vom Trainer profitieren zu können, ist beim BVB ausgeprägt wie seit vielen Jahren nicht mehr. Und Favre kann sich in Dortmund entfalten, indem er sich voll und ganz auf das konzentrieren kann, was ihm liegt: die Arbeit mit der Mannschaft. Der BVB hat sich im Sommer in verschiedenen Bereichen neu erfunden, auch die Installation von Matthias Sammer als externer Berater spielt da herein. Doch der entscheidende Faktor ist und bleibt im Fußball der Trainer: Lucien Favre ist der Chefcoach der Hinrunde.“

Kimmich und Thiago überzeugen mit präzisen Pässen und guten Ideen

Tobias Escher (11Freunde) beschäftigt sich mit dem Bayern-Aufschwung: „Kovac änderte im Mittelfeldzentrum nicht nur das taktische, sondern auch das personelle Gefüge. Javi Martinez, als alleiniger Sechser häufig überfordert, flog aus der Mannschaft. Dafür rückte Leon Goretzka auf die Doppelsechs und sorgte dort für eine verbesserte defensive Absicherung. Neben ihm läuft stets ein spielstarker Mann auf. Zunächst übernahm Joshua Kimmich diese Aufgabe. Bei ihm liefen die Fäden im Mittelfeld zusammen. Nun, da Thiago seine Verletzung auskuriert hat, darf er den Part als Spielmacher übernehmen. Egal ob Kimmich oder Thiago: Sie beide überzeugen im Spielaufbau mit präzisen Pässen und guten Ideen. Die Bayern können das Spiel wieder aus dem Mittelfeld heraus dominieren. Dies war die entscheidende Änderung, die den Bayern Stabilität sowie Spielwitz brachte.

In Gelsenkirchen wird der Ton nach nur 15 Punkten aus 15 Spielen immer rauer. David Herten (derwesten.de) hält sich vor der S04-Fankurve die Ohren zu: „Was viele Fans deutlich mehr aufregt als die enttäuschenden Ergebnisse ist die Spielweise des FC Schalke, der in dieser Saison speziell im Vorwärtsgang plan- und ideenlos daherkommt. Auch am Samstagnachmittag lahmte das Angriffsspiel der Schalker mal wieder – vor allem in der ersten Halbzeit. „Wir woll’n euch kämpfen sehen“, schrien die rund 2000 mitgereisten Fans des FC Schalke in Augsburg daher nach Spielende. Garniert wurden die Aufforderungen zum Kampf mit lauten Pfiffen.“

Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein (FR) verneigen sich vor Frankfurts Offensiv-Rakete Filip Kostic: „Es ist vor allem seine rasante Spielweise, die ihn auszeichnet, er paart Dynamik und Tempo, Willen und Durchsetzungsvermögen – das macht ihn so wertvoll für die Mannschaft. Er hat, im Vergleich zu seinen Stationen in Hamburg und Stuttgart, eine Wandlung vollzogen, die fast schon unbeschreiblich ist: vom Söldner zum Mentalitätsspieler.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Hertha BSC – Die Angst vor dem Erfolg”

  1. Marc-André
    Montag, 17. Dezember 2018 um 17:21

    Ja, auch mich überrascht Frankfurt am Meisten:
    nach dem überraschenden Trainerwechsel zu einem in Bundesliag noch unerfahrenen Trainer einfach wieder oben mitspielen, finde ich beachtlich. Schließlich gibt es ja heutzutage auch sonst immer wieder etliche Umstellungen, durch Spielertransferst, die erst Mal Unruhe stiften.

    Mein Respekt!
    Doch auch Dortmund, die ja schon seit Jahren ob mitspielen, übereugt, wenn auch nicht unbedingt durch die vielen Tore, es gibt zu häufig 2:1, 1:0 oder 3:2 siege für meinen Geschmack, doch das ist typsich Favre, war auch schon bei Hertha so.

  2. EM 2020
    Dienstag, 8. Januar 2019 um 14:48

    Ich habe echt keine Ahnung was mit der Hertha diese Saison los ist, gegen die Bayern und den BVB haut man alles raus und gegen die vermeintlich „Kleinen“ lässt man so viele Punkten liegen. Es ist schade, bin mal gespannt ob man in der 2. Saisonhälfte mehr Konstanz in das eigene Spiel rein bekommt.

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