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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

EM 2020

Euro 2020 – Dänemark im Rausch

Kai Butterweck | Dienstag, 22. Juni 2021 Kommentare deaktiviert für Euro 2020 – Dänemark im Rausch

Die Presse beschäftigt sich mit dem überraschenden Achtelfinaleinzug der Dänen, einem Verband ohne Rückgrat und einem deutschen Kicker mit seltsamer Körpersprache

Riesenjubel in Kopenhagen: Nach dem beeindruckenden Sieg gegen Russland ziehen die Dänen ins Achtelfinale ein. Henrik Bahlmann (spiegel.de) jubelt mit: „An dieser Stelle könnte man bereits von einem Happy End schreiben. Eriksen befindet sich zu Hause und auf dem Wege der Besserung, seine Teamkollegen erreichten nach dem schockierenden EM-Auftakt doch noch die K.-o.-Runde. Ein Ende muss es aber noch nicht sein, vielmehr bleibt die Hoffnung, dass das Happy End für diese dänische Mannschaft erst in ein paar Wochen folgt – am 11. Juli im Finale von London. Dass sie das Potenzial haben, zeigten sie gegen Russland.“

Christoph Dieckmann (Zeit Online) pendelt zwischen Freude und Sorge: „Die Russen sind Letzte und müssen heim. Ihre Leistung war von deprimierendem Biedersinn. Liegt das an nationaler Selbstgenügsamkeit, also spielkultureller Monotonie? Fast alle Russen kicken hochbezahlt im eigenen Land, fast alle Dänen über Europa verstreut. Der Meister Brøndby Kopenhagen hat nicht mal einen Ersatzspieler in Kasper Hjulmands Team. Diese spirituell entflammte Gemeinschaft trifft nun auf Wales. 24.000 Rotweiße feierten eine Orgie des Lebens, sämtlich unmaskiert. Man wollte es ihnen gönnen und sah es besorgt.“

Aufgeben? Keine Option

Jörg Strohschein (sportschau.de) macht es sich im Kinosessel gemütlich: „Das Drehbuch zum Spielfilm zwischen Dänemark und Russland hätte eigentlich nur ein Hollywood-Regisseur schreiben können. So kitschig sind meist nur Blockbuster aus den USA. Die Dänen mussten gewinnen und waren auf Mithilfe der Belgier gegen Finnland angewiesen. Die rund 25.000 Zuschauer feierten ihr Team von Beginn an, sangen gemeinsam, peitschten ihr Team unaufhörlich nach vorne. Selbst als die Dänen einen zweifelhaften Elfmeter hinnehmen mussten und die eigentlich ausreichende 2:0-Führung durch den russischen Gegentreffer einen veritablen Rückschlag bedeutete, ließen die dänischen Fans nicht nach. Aufgeben? Keine Option.“

Philipp Köster (11Freunde) gefällt nicht jede Berichterstattung: „Natürlich wurde der Sieg hinterher als sportliche Grußadresse an den fehlenden Star Christian Eriksen interpretiert, der nach seinem Zusammenbruch im ersten Spiel gegen Finnland inzwischen mit einem frisch eingesetzten ICD-Herzschrittmacher aus dem Krankenhaus entlassen wurde und der letzten Freitag das Team besucht hatte. Doch Vorsicht mit der derlei boulevardesken Projektionen. So platt, wie gestern im TV über den dramatischen Zwischenfall als Motivationshilfe fürs dänische Team gesprochen wurde, erschien er plötzlich schon so anekdotisch wie etwa der McDonalds-Besuch der 92er-Europameister. Und das muss nicht sein.“

Auf Schmusekurs mit Viktor Orban

Die Uefa schmettert den Münchner Allianz-Arena-in-Regenbogenfarben-Antrag ab. Günter Klein (FR Online) schüttelt den Kopf: „Da fragt die Uefa nach, ob der deutsche Teamkapitän Manuel Neuer mit seiner Regenbogenbinde provozieren wolle – doch über Affenlaute und Nazi-Parolen beim Anhang des nächsten DFB-Gegners Ungarn hört man hinweg. Weil man auf Schmusekurs mit dem Ministerpräsidenten Viktor Orban ist, der sich als Sportveranstalter seinen Platz in Europa zurückerobern will, den er gesellschaftlich – zu Recht – verloren hat.“

Mathias Freese (nwzonline.de) stellt Bunt-Allergiker an den Pranger: „Könnte das Regenbogen-Stadion zu Spannungen führen, die mit Fußball an sich eigentlich nichts zu tun haben? Klar – doch das ist dann nicht die Schuld der Stadt München oder des DFB. Wer sich an einer Arena in Regenbogenfarben stört – egal, ob es am Geschmack liegt oder am Symbol – bei dem liegt das Problem, und bei niemandem sonst.“

Miesepetrig und unmotiviert

Timo Werner und Leroy Sane spielen in den Planungen von Joachim Löw bislang noch keine große Rolle. Kerry Hau (spox.com) nimmt sich Letztgenannten zur Brust: „Sane, so der Plan, sollte eines der Gesichter des neuen DFB-Teams mit Blick auf die EM werden, ein unverzichtbarer Leader im Angrifff. Nach zwei Turnierspielen ist klar: Er ist es nicht. Wenngleich Pep Guardiola und Hansi Flick ihn zu mehr Mannschaftsdienlichkeit und Defensivarbeit erzogen haben, ist Sane im Grunde immer noch derselbe wie 2018. Einer, der auf dem Platz miesepetrig und umotiviert daherkommt, eine seltsame Körpersprache an den Tag legt.“

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