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Hertha BSC – Dardai geht, Korkut kommt

Kai Butterweck | Mittwoch, 1. Dezember 2021 Kommentare deaktiviert für Hertha BSC – Dardai geht, Korkut kommt

Der blau-weiße Hauptstadtclub kommt einfach nicht zur Ruhe. Nach dem ernüchternden Remis gegen Augsburg muss Hertha-Coach Pal Dardai seinen Platz räumen. Der neue Mann an der Seitenlinie steht auch schon bereit. Sein Name: Tayfun Korkut

Pal Dardai ist nicht mehr Trainer von Hertha BSC. Der neue Cheftrainer der Berliner heißt nun Tayfun Korkut. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) ist gespannt: „Korkut ist lediglich der Mann für den Übergang. Er soll den letzten Job, den Bobic Dardai für diese Spielzeit eigentlich noch zugestanden hatte, erfolgreich zu Ende führen: die Mannschaft halbwegs unfallfrei durch die Saison bringen, so dass im nächsten Sommer ein großer Trainer den Laden übernehmen und von null anfangen kann. Das ist angesichts der Tabellenkonstellation nicht ohne Risiko, weil der in sich unausgegorene Kader und die immer noch wacklige Mannschaft sich jetzt wieder auf einen neuen Chef und eine neue fußballerische Idee einstellen müssen.“

Frank Hellmann (FR) schließt sich an: „Das viele Geld, das der zwielichtige Investor Lars Windhorst in den Klub gepumpt hat, ist zu großen Teil schon verbrannt. Die Alte Dame macht einen zerrupften Eindruck, die Imagewerte sind schlecht – Lokalrivale Union steht in allen relevanten Bereichen besser da. So kann der Trainerwechsel nur eine Maßnahme sein, mit dem Baumeister Bobic die Besserung einleitet. Viele weitere Schritte werden noch folgen müssen, sonst bekommt auch der gute Ruf des Managers noch Schrammen ab.“

Dominik Kaiser (ran.de) schlägt die Hände vors Gesicht: „Taktische Sturheit und Fehler kosteten in den ersten drei Spielen Punkte, defensive Stabilität war in nicht mehr als drei Partien vorhanden. Ein offensives Spielkonzept? Fehlanzeige. Stimmen dann die Ergebnisse nicht, muss ein Trainer gehen – so läuft es im Profifußball. Tayfun Korkut ist der sechste Hertha-Trainer in den vergangen zwei Jahren. Für die bemitleidenswerten Hertha-Fans ist es nur noch ein neues Kapitel in einer Chronik des Grauens.“

Nikolas Pfannenmüller (90min.de) ist skeptisch: „Als großer Trainer ist Dardais Nachfolger Korkut sicherlich nicht zu sehen. Als Übungsleiter von Hannover 96, dem 1. FC Kaiserslautern und Interimscoach von Bayer Leverkusen hat Korkut keinen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen. Nur als Trainer des VfB Stuttgart in der Rückrunde der Spielzeit 2017/2018 konnte er zeitweise glänzende Ergebnisse einfahren, zu Beginn der Folgesaison hingegen verpuffte sein aufgebauter Nimbus so schnell wie er ihn erlangt hatte.“

Steffen Rohr (kicker.de) zeigt sich überrascht: „Hertha BSC hat im Januar in höchster Not Pal Dardai zur Rückkehr auf die Bank der Profis überredet – und im Herbst, so scheint’s, wunderten sich manche im Klub, dass man Pal-Dardai-Fußball bekommen hat: schmerzhaft unspektakulär in den meisten Sequenzen, aber nach all den teuren Verirrungen und Verwirrungen der vergangenen beiden Jahre zuletzt eben doch mit einem erkennbaren Zuwachs an Kompaktheit und taktischer Disziplin. Auch deshalb mutet der Zeitpunkt der Trennung überraschend und aktionistisch an. Bobic, dieser Beweis ist spätestens jetzt erbracht, nimmt keine Rücksicht auf angesammelte Treuepunkte.“

Christof Kneer (SZ) weiß genau, was Bobic vorhat: „So liest sich die Verpflichtung des soliden, aber maximal unaufregenden Korkut nun wie ein Bekenntnis zur Selbstbeschränkung, was man angesichts der eingesetzten Mittel ein bisschen kläglich finden darf. Nicht wegen Korkut, der ein durchaus ambitionierter Vollprofi ist. Aber er wird für Hertha das sein, was auch Dárdai war: eine Brückentechnologie, deren Laufzeit bis Sommer 2022 begrenzt ist. Dann wird Bobic versuchen, einen Trainer zu holen, der zu seinen großen Plänen passt. Das ist es, was Herthas Trainerwechsel bedeutet: Bobic sagt, hey, Berlin, vergessen wir mal diese Saison, wa. Im Sommer fangen wir noch mal neu an.“

Stephan Uersfeld (n-tv.de) beobachtet Fredi Bobic: „Er wird zum Chaosforscher. Er schaut tief in den Verein hinein. In dem Chaos erkennt er alles, aber eben keine Muster, wie das eben so ist, wenn die Dinge außer Kontrolle geraten sind. Er sieht perfekte Spiele (gegen Frankfurt), leidenschaftliche Spiele (Gladbach), belanglose Spiele (viele, sehr viele) und solche mit tiefen, unermesslichen Abgründen – wie das desaströse Derby bei Union Berlin. Dem eigentlichen Endpunkt der Dardai-Zeit. Danach formt sich eine endgültige Entscheidung. Daran kann auch das Spiel gegen Augsburg nichts mehr ändern.“

Sebastian Stier (FAZ) nimmt das große blau-weiße Ganze auseinander: „Die Personalie Korkut passt nach den dürftigen Transfers ins Bild. Dessen Verpflichtung löst in Berlin kaum Begeisterung aus. Wie auch? Korkuts Arbeitspapier ist bis zum kommenden Juni befristet. Die Botschaft dahinter ist eindeutig, die Verantwortlichen wollen mal wieder Zeit gewinnen. Korkut soll den Übergangstrainer geben, bis dann zur neuen Saison ein vermeintlich klangvoller Name übernimmt. Nur, warum sollte sich ein tatsächlich renommierter Trainer Hertha antun nach drei Jahren Schlingerkurs? Im Verein träumt man sich einer vermeintlich rosigen Zukunft entgegen und vergisst dabei die Gegenwart.“

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