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Vogelwilde Bundesliga

Kai Butterweck | Dienstag, 7. Dezember 2021 Kommentare deaktiviert für Vogelwilde Bundesliga

Bayern schlägt Dortmund, Gladbach geht unter, Hertha kann doch noch kämpfen und in Leipzig ziehen dunkle Wolken auf: Zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest geht es auf den Liga-Plätzen hoch her

Am 14. Spieltag präsentiert sich die Liga von ihrer unterhaltsamen Seite. In Gladbach beispielsweise markiert die Heimmannschaft einen historischen Tiefpunkt. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) blickt mit sorgenvoller Miene in die Zukunft: „Gladbachs Problem ist nicht, dass es der Mannschaft an Qualität mangelt; Gladbachs Problem ist, dass sich die Mannschaft ausschließlich auf ihre Qualität verlässt. Es reicht schon, ihr mit ausgeprägter Intensität zu begegnen, mit Gier und Leidenschaft, um ihr offenbar nicht zu beherrschende Schwierigkeiten zu bereiten. Für die Adventszeit verheißt das nichts Gutes. In den letzten drei Spielen dieses Jahres treffen die Gladbacher auf Leipzig, Frankfurt und Hoffenheim. Auf Mannschaften also, die bekannt sind für: Gier, Intensität und Leidenschaft.“

Ingo Durstewitz (FR) beschäftigt sich mit dem Coach der Fohlen: “ Adi Hütter hat selten einen Plan B in der Tasche, lieber geht er mit Plan A unter und rennt ins Verderben. Der Offensivliebhaber ist keiner, der schnell korrigieren und Unheil abwenden kann, wenn sich ein Spiel in die falsche Richtung entwickelt, da sieht er fast ohnmächtig zu. In Frankfurt ist hinter vorgehaltener Hand schon länger über taktische Defizite getuschelt worden. Auf administrativer Ebene, aber auch teamintern.“

Arbeitsverweigerung bei Ecken und Freistößen

Fabian Scheler (Zeit Online) macht große Augen: „Stellen Sie sich vor, es ist kalt, doch Sie freuen sich trotzdem auf einen schönen Fußballabend ihrer Mannschaft. Sie packen sich dick ein und fahren raus zum Stadion, doch kaum haben Sie in der harten Sitzschale eine bequeme Haltung gefunden, liegt ihr Team 0:6 zurück. So erging es den anwesenden Borussia-Fans. Nie lag eine Mannschaft nach 37 Minuten so hoch zurück, nie sah man so eine Arbeitsverweigerung bei Freistößen oder Ecken.“

In Stuttgart erlebt der neue Hertha-Coach Tayfun Korkut ein Wechselbad der Gefühle. Sebastian Schlichting (Tagesspiegel) gratuliert zum ersten Punktgewinn: „Korkuts Team hat am Sonntag beim VfB Stuttgart etwas bewerkstelligt, was seit dem Spiel gegen Werder Bremen im März des vergangenen Jahres nicht mehr gelungen ist – obwohl es nicht eben wenige Gelegenheiten gab: Hertha nahm nach einem Zwei-Tore-Rückstand einen Punkt mit, Endstand 2:2. Daher darf das Debüt von Korkut trotz unübersehbarer Mängel als durchaus geglückt bezeichnet werden.“

So macht Fußball wieder Spaß!

Beim Betrachten des großen Ganzen klatscht Ben Redelings (n-tv.de) begeistert in die Hände: „7:1, 0:6, 3:2 und 2:3. Das vergangene Bundesliga-Wochenende hatte Tore satt zu bieten. Insgesamt fielen 41 Treffer in den neun Partien. Sagenhafte 4,5 im Durchschnitt pro Spiel. In der größten Tor-Dürre-Saison, der Spielzeit 1989/90, waren es gerade einmal knapp 2,6 Treffer pro Begegnung. Da hatte die Bundesliga am Wochenende deutlich mehr zu bieten. Und neben dem Tore-Reigen gab es zudem einige Rekorde, viele hitzige Situationen und so manche Kuriosität zu bestaunen. Kurzum: So macht Fußball auch an trüben Wintertagen Spaß!“

Bekommen die Fürther trotz aller Widrigkeiten und Prognosen noch die Kurve? Tobias Nordmann (n-tv.de) winkt ab: „Es ist schon kurios, dass Vergleiche mit der Tasmania in den vergangenen Monaten einen immensen Konjunkturschub bekommen haben. Erst ließen die Schalker die mittlerweile stolzen Berliner um den prominenten Eintrag in der Liga-Geschichte bangen und nun sind es die Fürther, die auf dem besten (was für ein unpassendes Wort) Wege sind, sich den Namen als schwächste Team, das es je gab, zu verdienen (noch so ein unpassendes Wort). Ein erster Meilenstein ist jetzt erreicht: Nie zuvor hatte eine Mannschaft nach 14 Spieltagen weniger als drei Punkte auf dem Konto. Fürth hat gerade einmal einen Zähler. Der Klassenerhalt? Eine Utopie.“

Mats im Fokus

Im Spitzenspiel zwischen Dortmund und Bayern steht nicht nur der Schiedsrichter, sondern auch Mats Hummels Blickpunkt. Florian Wichert (t-online.de) lässt kein gutes Haar an dem BVB-Weltmeister: „So hart das ist: Borussia Dortmund braucht für seine Ansprüche einen neuen Abwehrchef und sollte sich neben St. Juste (25) auch um einen Bayern-Spieler bemühen: Niklas Süle (26), dessen Vertrag im Sommer ausläuft, wäre der perfekte Nachfolger. Auf jeden Fall sind beide jünger und schneller als Hummels. Letzteres ist allerdings auch nicht schwer.“

Kollege Robert Hiersemann (t-online.de) sieht das ein bisschen anders: „Mats Hummels ist Weltmeister, sechsfacher Deutscher Meister und zweifacher DFB-Pokalsieger. Natürlich ist seine Zeit noch längst nicht vorbei. Er ist einer der besten Verteidiger der Bundesliga. Und worüber reden wir hier überhaupt? Mit 32 Jahren kann man noch viel erreichen. Das hat das Abwehrduo Leonardo Bonucci (34) und Giorgio Chiellini (37) jüngst bewiesen, als sie Italien bei der EM zum Titel führten.“

Schwach, schwächer, Zwayer

Oliver Müller (welt.de) nimmt sich Schiedsrichter Felix Zwayer zur Brust: „Ein Foul von Lucas Hernández an Marco Reus betrachtete er als nicht ausreichend für einen Pfiff, verzichtete sogar darauf, sich die Szene anschließend noch einmal anzuschauen. Bei einem Handspiel von Mats Hummels ließ er zunächst weiterlaufen, überprüfte die Entscheidung aber dann doch noch einmal. Bei Ansicht der Bilder ließ er offenbar sämtliche Indizien, die für den Angeklagten sprachen, außer Acht: die Bedrängnis durch Thomas Müller in seinem Rücken, die fehlende Sicht auf den Ball. Es war eine schwache Leistung von Zwayer, die er auch anschließend nicht überzeugend rechtfertigen konnte.“

Nach der Niederlage gegen Union Berlin muss Leipzigs Coach Jesse Marsch seinen Stuhl räumen. Christof Kneer (SZ) stapelt Fragezeichen: „Bei RB müssen sie jetzt Fragen beantworten, die größer kaum sein könnten. Suchen sie einen Trainer, der für den RB-Stil steht und laufen damit Gefahr, ihren Spielern wieder die alte Lehre aufzuzwingen? Weiten sie ihre Suche auf andere Trainer aus und laufen damit Gefahr, den Klub ideologisch zu entkernen? Und wer entscheidet das eigentlich in einem Klub, der gerade gar keinen Sportdirektor hat? Die Antworten auf diese Fragen dürften darüber entscheiden, ob die Leipziger das bleiben werden, was sie vorübergehend waren: ein echter Gegner für Borussia Dortmund und ein Herausforderer für den FC Bayern.“

Konstanz und Beständigkeit

Die Eintracht verliert gegen Hoffenheim. Ralf Weitbrecht (FAZ) konfrontiert alle Frankfurt-Fans mit der Realität: „Zurück auf dem Boden der Tatsachen: Für die Bundesliga-Mittelmacht muss dies nicht das Schlechteste sein. Die Niederlage hat der Mannschaft von Trainer Oliver Glasner klar vor Augen geführt: Letztlich geht es nur über Konstanz und Beständigkeit. Hakt es auch nur in einem Mannschaftsteil oder mangelt es an kollektiver kämpferischer und spielerischer Geschlossenheit, kommt das System Eintracht vom Kurs ab.“

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