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Internationaler Fußball

Kühler Fremdkörper

Oliver Fritsch | Freitag, 9. September 2005 Kommentare deaktiviert für Kühler Fremdkörper

Nach dem 0:1 in Nordirland – Christian Eichler (FAZ 9.9.) schildert die Isolation Sven-Göran Erikssons: „Trotz der immer noch günstigen Ausgangslage machte sich nach dem Trauerspiel eine altvertraute Stimmung aus Wut, Defätismus und böser Selbstironie breit: Ist Englands Fußball wieder einmal nur zu blöd zum Siegen? Als Eriksson 2001 den Job übernahm, führte er mit dem epochalen 5:1-Sieg in Deutschland die Engländer aus dem Abseits noch zur WM. Der emotionale Widerstand gegen den ersten Ausländer im höchsten Amt des Fußball-Mutterlandes schien zu schwinden. Doch Eriksson blieb wie ein kühler Fremdkörper im englischen Spiel der Leidenschaft, zeigte zu wenig Herz, um den Fans ans Herz zu wachsen – trotz 21 WM- und EM-Qualifikationsspielen ohne Niederlage. Im 22. nun die erste unter seiner Regie: Sie reicht, um den bestbezahlten Nationaltrainer der Welt in akute Abstiegsgefahr zu bringen.“

Ur-Vorwurf

Raphael Honigstein (FR 9.9.) fügt hinzu: „Schwerwiegender als die mangelnde Spielordnung wiegt für die Engländer, dass die Mannschaft zum wiederholten Male jegliche Einsatzbereitschaft und Standhaftigkeit vermissen ließ. Der Ur-Vorwurf an Eriksson – die Spieler hätten vor lauter Taktik und anderem neumodischen Krimskrams die gute alte Kriegermentalität vergessen – hat wieder Hochkonjunktur.“

Bildstrecke Nordirland-England, faz.net

Frei vom Erbe des zerfallenen Jugoslawiens

Nach dem 1:1 in Spanien – Ronald Reng (SZ 9.9.) stellt fest, dass Serbien/Montenegro gereift ist: „Serbiens Spiele im Ausland sind Zusammenkünfte einer Nation von Auswanderern. In ihrem Quartier in Madrid war drei Tage lang ein Kommen und Gehen, mit dem Cocktail-Empfang des Botschafters als bizarrem Höhepunkt. In der Mitte des Saals hielten Würdenträger eine Rede nach der anderen und erhoben enthusiastisch die Gläser. Hinten saß aufgereiht, stumm und ohne etwas zu trinken zu bekommen, die Nationalelf. In solchen Momenten scheint Serbien noch immer Jugoslawien zu sein. Die Leidenschaft für große Worte, die Begeisterung für stundenlange Kaffeegespräche, haben überlebt. Tatsächlich aber ist dies, sechs Jahre nach Ende des Krieges, die erste serbische Nationalelf, die frei ist vom Erbe des zerfallenen Staates. (…) Vier Jahre hat die serbische Auswahl gebraucht für den Übergang vom nostalgischen Überbleibsel zu einer Mannschaft, die sich in ihrer Rolle als geschrumpfte Fußballnation zurechtfindet. Eine Fußballelf muss nichts Außergewöhnliches können; ihr muss nur klar sein, was sie kann.“

NZZ: das Für und Wider des frenetischen Fussballpublikums in Dublin

Tsp: Ronaldo war der Star der vergangenen WM – doch Brasilien verehrt inzwischen seine jungen Rivalen

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