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Bundesliga

Union Berlin – Die neuen Bayern-Jäger

Kai Butterweck | Dienstag, 30. August 2022 Kommentare deaktiviert für Union Berlin – Die neuen Bayern-Jäger

Die Presse beschäftigt sich mit dem Köpenicker Höhenflug, verzweifelnden Bayern und dem aufwühlenden Comeback eines Herthaners

Auf Schalke gelingt Union Berlin der höchste Sieg der Vereinsgeschichte. Julian Graeber (Tagesspiegel) blickt gespannt in die Kristallkugel: „Mit dem Spiel gegen die Bayern startet für die Berliner ein gewaltiger Belastungstest. Abgesehen von der Länderspielpause Ende September spielt Union zweieinhalb Monate lang im Drei-Tage-Rhythmus. 18 Spiele in 70 Tagen. Reisen nach Braga, Brüssel, Malmö. Dass die Mannschaft dabei weiter so konstant punktet wie aktuell, ist nur schwer vorstellbar. Wobei die Berliner die Grenzen des Vorstellbaren in den vergangenen vier Jahren doch mit einer beeindruckenden Regelmäßigkeit durchbrochen und anschließend verschoben haben.“

Daniel Theweleit (FAZ) kennt die Köpenicker Erfolgsformel: „Die Berliner haben scheinbar ein Entwicklungstempo gefunden, das sich perfekt für ein richtig gesundes Wachstum zu eignen scheint. Jahr für Jahr werden wichtige Spieler abgegeben, so wie in diesem Jahr Taiwo Awoniyi oder Grischa Prömel, die Suche nach den passenden Nachfolgern geht aber immer auf. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Profis, die bleiben, ein Gerüst darstellen, das für dauerhafte Stabilität sorgt.“

Vergleichbares Prinzip

Philipp Selldorf (SZ) kommt mit einem interessanten Vergleich um die Ecke: „Der Charme besteht darin, dass Ruhnert, Fischer und die manchmal renitente Vereinsgemeinschaft drauf und dran sind, dem SC Freiburg als alternativer Vorzeigeklub Konkurrenz zu machen. Die Freiburger haben als Nischenverein Karriere gemacht und gehören inzwischen der deutschen Oberklasse an – der Berliner Stadtteilklub befindet sich gerade auf einem ähnlichen Weg. Das Prinzip ist jedenfalls vergleichbar: Der Manager findet preiswert die Spieler, die der Trainer besser und wertvoller macht.“

Der FC Bayern verzweifelt an einem sehr gut aufgelegten Yann Sommer. Stefan Hermanns (Tagesspiegel) adelt den Keeper der Fohlen: „Die Münchner Arena war schon häufiger Schauplatz herausragender Torwartleistungen. Die beiden Frankfurter Oka Nikolov und – in der vergangenen Saison – Kevin Trapp haben sich hier besonders hervortun können. Yann Sommer aber hat am Samstag alle übertroffen. 19 Paraden wurden für ihn gezählt, mehr als für jeden anderen Torhüter in der Bundesliga seit Beginn der Datenerfassung vor 30 Jahren. Damit löste Sommer den bisherigen Rekordhalter Alexander Schwolow ab, dem im Januar, ebenfalls gegen die Bayern, 14 Rettungstaten für Hertha BSC gelangen.“

Fehlende physische Durchschlagskraft

Rouven Chlebna (welt.de) gibt eine Vermisstenanzeige auf: „Nach der Torflut in den ersten drei Saisonspielen machte sich gegen tiefstehende und kompakt verteidigende Gladbacher erstmals in dieser Saison das Fehlen von Robert Lewandowski bemerkbar. Zwar kombinierte sich die Sturmreihe um Sané, Müller und Sadio Mané, dem erneut zwei Tore wegen Abseits aberkannt wurden, fast minütlich in den Strafraum, doch in vielen Situationen fehlte die physische Durchschlagskraft des polnischen Stürmers, der nun beim FC Barcelona seine Tore schießt.“

Ben Redelings (n-tv.de) ist voller Vorfreude: „Die verlorenen Punkte zu Hause gegen die Borussia haben mehr an den erfolgsverwöhnten Münchenern genagt, als sie es vermutlich selbst zugeben würden. Und so werden die Bayern am Samstag mit viel Respekt nach Berlin fahren und die Union-Fans zusammen mit den Anhängern der Bundesliga auf eine Sensation spekulieren. Schließlich ist allen zusammen eins bewusst: Der Ausgang dieses Spitzenspiels wird den Verlauf dieser Saison maßgeblich beeinflussen!“

Gute Nachrichten aus Charlottenburg

Jan Christian Müller (FR) freut sich über und mit Hertha-Comebacker Marco Richter: „Es gibt – man glaubt es kaum nach einem Pokalaus (beim Zweitligaletzten Eintracht Braunschweig) und vier Ligaspielen allesamt ohne Sieg – Gutes zu berichten von Hertha BSC: Offensivmann Marco Richter konnte erstmals nach seine Hodenkrebsoperation wieder mittun. Es hätte eine echte Herz-Schmerz-Geschichte werden können beim Spiel daheim gegen Borussia Dortmund. Aber Joker Richter scheiterte mit seinem Schuss in der 79. Minute an der Latte.“

Max Kruse und Niko Kovac passen nicht wirklich zusammen. Thomas Kilchenstein (FR) fasst zusammen: „Es gehören nicht viele seherische Fähigkeiten dazu, zu behaupten, das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler sei angespannt. Beide können nicht miteinander, Kruse ist genervt vom autoritären Kovac, der einen anderen Fußball spielen lässt als Kruse spielen kann. Kovac ist nicht in der Lage, einem eigenwilligen Profi seine genialischen Momente zu geben, die nicht auf niedrigen CK-Werten und Laktattests fußen. Ein Kruse braucht Freiräume, ja auch Pausen, um seinen Fußball zu spielen, ein Kovac ist nicht gewillt, ihm diese Freiheiten zu gewähren. Da kann der sehr ehrgeizige Ex-Frankfurt- und Bayern-Trainer nicht über seinen Schatten springen.“

Müdes Zweikampffestival

Jonas Wengert (Zeit Online) langweilt sich in Sinsheim: „Hoffenheim gegen Augsburg: Das Spiel hielt, was es vorab versprach – sehr wenig. Einen einzigen ansehnlichen Angriff boten die Akteure in 90 Minuten und der führte gleich zum Siegtreffer für die TSG. Zugegeben, ein wirklich schönes Tor inklusive Direktabnahme von Dennis Geiger in den Winkel. Darüber hinaus war es ein Zweikampffestival, angereichert mit einer Vielzahl unmotivierter langer Bälle.“

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