Bundesliga
Gladbach – In der Ruhe liegt die Kraft
| Montag, 2. Dezember 2013Mit viel Geduld und leisen Tönen aus dem Hintergrund mausern sich die Gladbacher zum ersten Verfolger-Team des Spitzentrios. Außerdem: Tristesse in Berlin, Modelle gegen Langeweile, Chaos in Frankfurt, Erleichterung in Hannover und Schalker Maulkörbe
Raffael schießt Gladbach gegen den SC Freiburg zum Vereinsrekord. Artur vom Stein (derwesten.de) lehnt sich entspannt zurück: „Natürlich gab es in den vergangenen Jahren unzählige Rückschläge, aber die sind mittlerweile nur noch Ausschläge einer langsam wie stetig ansteigenden Erfolgskurve. Das Erfolgsgeheimnis? Ein vergleichsweise unaufgeregtes Umfeld und ein Präsident wie Rolf Königs, der offenbar gelernt hat, dass es klüger ist, sich öffentlich zurückhalten und auf starke Leute zu vertrauen, die Rückgrat und Kompetenz genug haben, um auf vordergründigen Aktionismus zu verzichten. Geduld, Kreativität, ein stringentes Konzept, das man auch bei Rückschlägen durchhält – Gladbach taugt in vielerlei Hinsicht zum Vorbild für so manch anderen Verein aus der Bundesliga.“
Karsten Kellermann (RP Online) freut sich über die Entwicklung von Borussia-Stürmer Patrick Herrmann: „Der Flügelspieler ist derzeit nicht nur Torjäger, sondern auch ein effektiver Vorbereiter. Seine Vorlagen zeigen, dass er gereift ist: Er hat den Blick für die Situation, ahnt den Laufweg des Kollegen voraus und spielt den Ball dorthin, wo er hin muss. Herrmann reagiert nicht mehr nur mit seiner Geschwindigkeit auf die Aktionen der Mitspieler, er initiiert sie selbst. Mit ihm ist es wie mit den anderen Borussen: Er hat Favres neuen Ansatz jetzt „intus“. Das macht ihn wieder stark.“
Sie sind besser im Reagieren als im Agieren
In Berlin geht die Gastmannschaft zum dritten Mal in Folge ohne Gegentreffer vom Platz. Dominik Bardow (Tagesspiegel) weiß, warum: „Die Gäste aus dem schwäbischen Teil Bayerns zogen sich von Beginn an zurück und überließen den Berlinern viel Ballbesitz, dafür aber keinen Raum. Das war undankbar für Hertha, denn selbst das Spiel machen ist nicht die Stärke der Berliner. Sie sind besser im Reagieren als im Agieren, erobern lieber den Ball als ihn lange zu halten, dann kommt ihr schnelles Umschaltspiel zum Tragen. Doch dafür muss der Gegner auch etwas Offensive zum Umschalten anbieten.“
Der Verlust des FC Bayern wäre nicht zu verschmerzen
Aufgrund der immer stärker werdenden Liga-Dominanz des FC Bayern München, spricht sich Oliver Kahn für eine Europaliga aus, in denen die besten 18 europäischen Klubs jedes Wochenende aufeinandertreffen. Nach Ansicht von Lars Wallrodt (Welt Online) käme das einem Todesstoß für die Bundesliga gleich: „Da steckte natürlich eine Menge Provokation hinter. Auch Kahn weiß, dass die Bundesliga ohne den FC Bayern eingehen würde. Die Münchner garantieren jedem Verein zumindest einmal pro Saison ein ausverkauftes Stadion und haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Liga über die Fünfjahreswertung einen weiteren Startplatz in der Champions League hinzubekam. Ihr Verlust wäre nicht zu verschmerzen.“
Auch das Einführen eines neuen Solidaritätssystems – gefordert von Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen – stößt bei dem Sportjournalisten auf wenig Verständnis: „Bruchhagens Forderungen weltfremd. Die Fußballbranche ist nicht das Teletubby-Land, es herrschen die Regeln der Marktwirtschaft. Wer richtige Entscheidungen trifft, kann viel Geld kassieren. Wer viel Geld kassiert, kann seine Position festigen oder gar ausbauen. Wer sein Geld für schlechte Spieler raushaut, rutscht ab. So funktioniert das Geschäft. Der FC Bayern ist Branchenprimus, weil in München die meisten guten Entscheidungen getroffen wurden. Niemand hat diesem Klub etwas geschenkt.“
Abstiegskampf pur
Nach der Niederlage gegen Hannover ziehen in Frankfurt immer dunklere Wolken auf. Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) sehnen die Winterpause herbei: „Kein Zweifel: Diese Frankfurter Mannschaft steckt tief, ganz tief drin im Schlamassel. Abstiegskampf pur, nachdem auch im neunten Spiel in Folge kein Sieg in der Bundesliga errungen war. In Frankfurt geht es momentan in erster Linie darum, Schlimmeres zu verhindern. Es geht nur noch darum, sich irgendwie durchzulavieren, hinüberzuretten in die Winterpause, um sich dann neu aufzustellen.“
Mit dem nötigen Elan wieder nach oben
In Hannover hingegen kann Chef-Trainer Mirko Slomka erst einmal wieder etwas aufatmen. Christian Otto (taz) lobt das Engagement der Niedersachsen: „Alle Beteiligten wollen sich gemeinsam bemühen, die Abstiegszone dauerhaft zu meiden. Die Mannschaft selbst hat erstaunlich viel Zeit gebraucht, um zu verinnerlichen, wie ernst die Lage ist. Gegen die schwachen Frankfurter waren die Hannoveraner jetzt auch deshalb so stark, weil sie den nötigen Elan aufzubringen verstanden.“
Hat jemand etwas vermisst?
Nachdem sich das ZDF für eine Live-Übertragung des nächsten Champions-League-Spiels der Dortmunder entscheidet, verweigert die Konkurrenz aus Gelsenkirchen dem Sender jedwede Interviews. Peter Penders (FAZ) schüttelt fassungslos den Kopf: „Dass da eine gewisse Rivalität im Revier herrscht und die Vereinsbrillen noch etwas dicker sind als anderswo, hätte sich bis Mainz herumsprechen können. Nun sind die Schalker tief in der Seele verletzt – und reagierten ziemlich kindisch. Sie gaben am Samstag auf Geheiß von Manager Heldt nach dem Abendspiel allen Sendern gerne Interviews, nur dem ZDF nicht, das deshalb im Sportstudio ohne eigenes Gespräch auskommen musste. Könnte aber ein Schalker Eigentor werden. Oder hat jemand etwas vermisst?“
Kommentare
2 Kommentare zu “Gladbach – In der Ruhe liegt die Kraft”
Dienstag, 3. Dezember 2013 um 15:28
Lucien Favre macht seit Jahren übrragende Arbeit in Gladbach. Nach den Abgängen der Leistungsträger Reus und Dante im letzten Jahr hat er es mit einer in meinen Augen sehr guten Transferpolitik geschaftt Grladbach vollkommen zu Recht im oberen Tabellendrittel zu etablieren.
Dienstag, 3. Dezember 2013 um 20:29
Heldt: Ich will mich im ZDF sehen!
ZDF: Wir aber dich nicht.
Heldt: Warum nicht?
ZDF: Ist der Zwerg interessanter als der Riese?
Heldt: Das ist nicht fair. Wir sind UEFA-Cup-Sieger 1997, der Meister der Herzen!
ZDF: Ein Zwerg.
Heldt: Okay, dann rede ich nicht mehr mit euch.
ZDF: Och komm! Ist der Zwerg nicht dann am zufriedensten, wenn er auch der Zwerg bleibt?
Heldt: Ich gucke auch keinen BVB mehr!
ZDF: Wieso nicht?
Heldt: Weil die mich auch nicht sehen wollen.
ZDF: Du Armer!
Heldt: Joa.
Heldt ab.