Ball und Buchstabe
Ein Jammer für den deutschen Fußball
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| Freitag, 19. Januar 2007Die Kommentatoren bedauern den Rücktritt Sebastian Deislers vom Profifußball; überraschend sind sie aber allenfalls vom Zeitpunkt
Nico Stankewitz (stern.de) leidet mit: „Deislers Karriere bleibt unvollendet. Er hätte das Nationalteam zum WM-Titel 2010 führen können, oder die Bayern zum Champions-League-Sieg. Er war als Spieler – begabter als etwa Klose, Ballack, oder Schweini – der beste seiner Generation. Aber sein Platz in der Geschichte des Fußballs wird anderswo sein, bei den Unerfüllten und nicht in einer Reihe mit Pele, Maradona oder Zidane, in deren Nähe er hätte kommen können. Solche Spieler werden selten geboren, der Fußball hat am 16. Januar 2007 einen davon verloren.“
Roland Zorn (FAZ) blickt auf die Zeit, die nun vor Deisler liegt: „Deisler, der jahrelang als größtes Talent des deutschen Fußballs galt, hat für sich selbst die vermutlich einzig richtige Entscheidung gefunden. Er war körperlich wie seelisch nicht so gebaut, den Anforderungen und dem Druck auf einen Athleten der allerersten Qualität gewachsen sein zu können. Er erinnert damit an den ebenfalls massenhaft vergötterten Skispringer und Überflieger Sven Hannawald, der, am Burn-out-Syndrom leidend, aus allen Wolken fiel und dann Schluß machte mit seinem Sport. Jetzt hat der Mann, der immer mehr versprach, als er beim besten Willen halten konnte, den Schlußstrich gezogen. Ein Jammer für den deutschen Fußball, aber auch die Chance, endlich ein eigenes, selbstbestimmtes, anderes und vor allem privates Leben führen zu können.“
Boris Herrmann (BLZ) erinnert an Deislers hoffungweckendes erstes Tor vor rund acht Jahren: „Wenn man so will, hat Deisler einfach zur falschen Zeit am falschen Ort das falsche Tor geschossen. In seinem elften Bundesligaspiel erzielte er nach einem Alleingang über sechzig Meter sein erstes Bundesligator – so wie er es beim FV Lörrach gewohnt war. Viele sahen in ihm von diesem Tag an mindestens einen zweiten Beckenbauer am deutschen Fußball-Horizont. Er ist dann doch nur ein zweiter Lars Ricken geworden.“ Reinhard Sogl (FR) ergänzt: „Unerwartet kam der Rücktritt angesichts der medizinischen Vorgeschichte ja nicht, mit seiner Kapitulation war immer zu rechnen.“
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