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Der Blindflug geht weiter

Oliver Fritsch | Freitag, 12. Oktober 2007 Kommentare deaktiviert für Der Blindflug geht weiter

Weiter starke Zweifel am Konzept – wer könnte vom Kirch-Deal der DFL profitieren?

Marcus Theurer (FAZ) verweist auf die hohen Hürden des Pay-TVs in Deutschland: „Zweifelhaft ist, ob es Bundesliga und Kirch gelingt, mit einem fertig produzierten Fußballprogramm für mehr Konkurrenz um die Bezahlfernsehrechte zu sorgen. Wenn mögliche Neueinsteiger das Bundesligafernsehen von der Stange kaufen können, statt es aufwendig selbst zu produzieren, würden diese eher das Wagnis eingehen, hoffen die Vereine. Die Erfahrungen mit dem gescheiterten Premiere-Herausforderer Arena lehren freilich anderes: Arena blieb nicht deswegen erfolglos, weil der Sender selbst keine ordentlichen Bundesligaberichte hinbekommen hätte, sondern weil Vermarktung und technische Verbreitung via Kabel und Satellit nicht funktionierten. An diesen Markteintrittsbarrieren kann auch der Regenmacher Kirch nichts ändern.“

Auch Daniel Theweleit und Axel Kintzinger (Financial Times Deutschland) zweifeln an den Strategien der DFL und Leo Kirchs: „Die Mehreinnahmen sind zu vernachlässigen. Gab es bisher 420 Millionen Euro pro Saison, sollen es von Kirch 500 sein. Das ist, verteilt auf sechsunddreißig Profiklubs, nicht allzu viel. Zudem droht Ungemach von anderer Seite. Die wegen der hohen Bundesliga-Präsenz im Free-TV sehr großzügigen Sponsoren könnten ihre Zuwendungen kürzen, sollte ihr Klub nur noch von wenigen Hunderttausend Fans im Bezahlfernsehen zu sehen sein und nicht mehr von rund sechs Millionen Zuschauern in der ARD-Sportschau. Denn dass sich das neue Geschäft nur lohnt, wenn aktuelle Bundesliga-Bilder samstags nicht vor 22 Uhr ausgestrahlt werden, ist einer der wenigen Punkte, über die Einigkeit herrscht bei der DFL. Nur so könnten dem Bezahlfernsehen mehr Zuschauer zugetrieben werden. Ob die Rechnung aufgeht, ist ungewiss. In Deutschland verhält sich das Publikum anders als in Ländern, in denen die Spiele seit vielen Jahren nur gegen Gebühr zu sehen sind. Der Versuch von Sat 1, mit einem Live-Spiel am Samstag ab 20.15 Uhr Quote zu machen, musste vor ein paar Jahren nach wenigen Wochen abgebrochen werden. Und ob das im internationalen Vergleich mäßige Niveau der deutschen Eliteliga ausreichend Abonnenten fürs Pay-TV beschert, ist fraglich. Kirch und DFL ahnen das Problem und planen deshalb eine Art Mini-Abos. Demnach können Zuschauer für einen kleinen Preis ausschließlich die Spiele ihres Lieblingsvereins buchen. Der Blindflug geht, wie es aussieht, weiter.“

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