indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Internationaler Fußball

An Reputation verloren

Oliver Fritsch | Mittwoch, 17. Oktober 2007 Kommentare deaktiviert für An Reputation verloren

Tobias Schächter (Berliner Zeitung) stellt fest, dass die Zweifel an Türkeis Trainer Fatih Terim inzwischen auch seine Befürworter durchdrungen haben: „Die Angst geht um, zum dritten Mal in Folge ein großes Turnier zu verpassen. Nach dem dritten Platz bei der WM 2002 wähnte man sich noch auf Augenhöhe mit den großen Fußballnationen, doch spätestens nach dem Desaster beim skandalösen Aus in den Entscheidungsspielen zur WM 2006 gegen die Schweiz hat der türkische Fußball an Reputation verloren. Mittlerweile dämmert auch den treuesten Steigbügelhaltern in den Medien, dass das Festhalten an Terim, 54, ein Fehler war. Schon nach dem erbärmlichen 2:2 auf Malta wurde Terim, der wegen des Gewinns des Uefa-Cups mit Galatasaray Istanbul im Jahr 2000 verehrt wird, ob seiner einfallslosen Taktik kritisiert.“

Im Fußball lernen wir, demütig zu sein und klein

Der österreichische Schriftsteller Franzobel (zeit.de) besteht, aus einer Mischung aus Masochismus und Religiösität heraus, auf die Teilnahme Österreichs an der EM: „Während die österreichische Literatur boomt, siecht der Fußball. So komatös, wie dieses österreichische Nationalteam momentan agiert, spielt sonst kaum noch eine Mannschaft in Europa. ‚Suboptimal‘, sagen die Reporter euphemistisch, dabei ist es grauenhaft. Da spielen Scheintote und wandelnde Leichen, die weder laufen, passen, flanken oder den Raum aufteilen, sondern nur seelenlos über das Spielfeld geistern. Das, was diese Mannschaft derzeit zeigt, ist eine besonders perfide Form der Zuschauerfolter, eine Fußball gewordene, peinlich schlechte Musikantenstadl-Parodie. Wenn man dieses Gegurke mit den Leistungen des haitianischen Skiteams vergleicht, tut man den Insulanern Unrecht. Selbst ein Basketballteam der Pygmäen könnte vergleichsweise nicht schlechter sein. (…) Österreich ist katholisch durch und durch, man hat gelernt, dass einem Sünden verziehen werden, wenn man nur beichtet. Das Nationalteam ist die Dauerbuße, die wir tun, und es ist die Plage, mit der Gott uns straft. Der Katholizismus verlangt aber auch Enthaltsamkeit. Hermes Phettberg, der großartig gründliche Laienprediger des unergründlich Abgründigen, hat einmal verkündet, das Beste, was der Mensch vor Gottes Angesicht machen kann, ist, nicht in Erscheinung zu treten, sich nobel zurückzuhalten, sich jede Entäußerung zu verkneifen. Wäre das die Lösung für die Kicker? Freiwilliger Verzicht? Selbstkasteiung? Im Fußball lernen wir Österreicher, demütig zu sein und klein. Wir erlernen die Niederlage und die Hoffnungslosigkeit, wird uns doch Spiel für Spiel die eigene Unzulänglichkeit und Schwäche vorgeführt. Bei der Euro werden wir uns als guter Gastgeber präsentieren und die Gegner reich beschenken. Alle werden sich wünschen, gegen uns spielen zu dürfen. Das ist die Wahrheit, und deshalb werde ich die Petition für den freiwilligen Verzicht auf eine Teilnahme an der Europameisterschaft nicht unterschreiben.“

taz: Das Liebesverhältnis zwischen Rehhagel und den Griechen ist in den Jahren nach dem sensationellen EM-Sieg arg strapaziert worden
FAZ: Rehhagel soll nicht in Rente gehen

Kommentare

Comments are closed.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

111 queries. 0,488 seconds.