indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Vermischtes

Butt ist dabei, Showdown in Bochum, Schuldenberge auf Schalke

Marc Vits | Donnerstag, 6. Mai 2010 6 Kommentare

Joachim Löw bestimmt seine Nummer drei, in Bochum und Hannover stehen die Trainer im Blickpunkt und auf Schalke türmen sich die Schuldenberge.

Für Thomas Hummel (SZ) ist die Berufung von Hans-Jörg Butt zum dritten Torwart bei der WM in Südafrika alles andere als eine Überraschung: ,,Schon 2002 war Butt als dritter WM-Torwart mit in Japan und Südkorea, als stiller Mitarbeiter hinter den heißen Köpfen Oliver Kahn und Lehmann. Er bringt zumindest auf Klubebene viel Erfahrung mit. Butt wird am 22. Mai gegen Inter Mailand sein zweites Champions-League-Finale bestreiten nach 2002, als er mit Bayer Leverkusen gegen Real Madrid 1:2 verlor. Er gilt als integrer Charakter und wird in dem abgeschotteten Mannschaftshotel dazu beitragen, wider den Lagerkoller zu arbeiten und eine gute Atmosphäre zu schaffen.“ Ein wenig anders sieht dabei Jens Lehmann die Dinge, der Butt dazu rät, sich nicht auf die Bank zu setzen.

Die Reaktion des Stuttgarter Torwarts auf die Nominierung Butts thematisiert auch Oliver Trust (FAZ). Lehmann habe sich bis zu seinen Aussagen vom gestrigen Mittwoch über Neuer, Wiese und Butt zwar ,,eher wie ein Musterprofi aufgeführt. (…) Und das nach turbulenten Monaten, in denen er nicht nur konstant Spitzenleistungen, sondern auch einen manchmal aggressiv anmutenden, überdeutlich zur Schau gestellten Ehrgeiz gezeigt hatte.“ Doch wie schon so oft in seiner fußballerischen Karriere, die am Samstag mit der Partie bei der TSG Hoffenheim enden wird, ,,hatte es ein Ende mit der Zurückhaltung des Vierzigjährigen.“ Das liege wohl auch an seinem Credo, immer der Beste sein zu wollen. An diesem Lebensmotto habe bis jetzt noch nie jemand gezweifelt und wird es wohl auch nicht mehr:,,Der Satz gilt noch bis Samstag gegen viertel nach fünf.“

Slomka oder Wosz? Endspiel in Bochum

Das entscheidende Spiel im Abstiegskampf wirft seine Schatten voraus. Für Heiko Rehberg (HAZ) steht  in der  Begegnung zwischen dem VfL Bochum und Hannover 96 vor allem Mirko Slomka im Vordergrund. Für ihn sei es ,,das wichtigste Spiel seiner Trainerkarriere.“ Denn, ,,gewinnt Slomka mit 96 beim VfL Bochum, dann hat er den ,Roten‘ in ihrer schwierigsten, dramatischsten und turbulentesten Saison die 1. Liga gerettet. Gibt es eine Niederlage, dann wird sie vermutlich zum Absturz in die 2. Liga führen.“ An mangelnder Unterstützung soll es aber nicht liegen: ,,Sonnabend drückt Hannover ihm kräftig die Daumen.“

Auch in Bochum ruhen die Hoffnungen auf den Klassenerhalt beim Trainer. Michael Eckardt (Der Westen) sieht Dariusz Wosz als ,,letzte Trumpfkarte, die dem VfL geblieben ist. Er soll, nein, er muss die Mannschaft am Samstag zum Sieg gegen Hannover 96 führen.“ Für die anstehende Begegnung sei  der Trainer sich bewusst, dass seine Mannschaft das Spiel machen müsse. Doch das „Anti-Depressivum“ Wosz ,,ist Überzeugungstäter, und wenn man ihm schon eine Ball-Philosophie andichten will, dann die eines attraktiven, grundsätzlich nach vorne ausgerichteten Fußballs.“ Für dieses Offensiv-Denken spreche auch die Begnadigung eines vom Ex-Trainer Heiko Herrlich Ausgemusterten. Wosz erste Tat als Cheftrainer sei es nämlich gewesen, ,,Mimoun Azaouagh zurück ins Boot zu holen.“

Zwei Ligen, Ein Problem

Schalke 04, der Überraschungs-Vizemeister dieser Saison, sitzt auf einem großen Schuldenberg. Laut Jörg Strohschein (Tagesspiegel) belaufen sich die momentanen Verbindlichkeiten des Fussball-Konzerns aus Gelsenkirchen auf „248,6 Millionen Euro.“ Dennoch gebe es Grund zum Optimismus, da durch das „Erreichen der Champions League (…) mindestens 20 Millionen Euro in die Schalker Kassen gespült werden.“ Weitere Mittel zur Tilgung der Schulden sollen die Erhöhung der Eintrittspreise und eine im Sommer beginnende Fan-Anleihe sein. Trotzdem wolle S04 kein Sparverein werden, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies mitteilt. ,,Vielleicht geisterte deshalb gestern auch bereits der Name von Michael Ballack als möglicher Neuzugang rund um das Trainingsgelände“, spekuliert Strohschein.

Was die Großen können, schaffen wir auch, denken sich anscheinend immer mehr Vereine aus dem Unterhaus. Laut Ingo Durstewitz (FR) häufe „die zweite Liga (…) im Schatten der ersten Klasse Schulden en masse an, etwa 60 bis 70 Millionen Euro. Das ist eine Menge Zaster.“ Heinz Anders, der gestern seinen Rücktritt vom Amt des Geschäftsführers bei Arminia Bielefeld bekannt gab, „wurde in Bielefeld erst das Ausmaß der Verschuldung gewahr, als es schon zu spät war.“ Auch anderen Vereinen gehe es wirtschaftlich gesehen alles andere als gut. ,,In Aachen musste schon die Kommune einspringen, um der Alemannia das Überleben zu sichern. Und dem MSV Duisburg steht ein Umbruch bevor, er muss seine Leistungsträger verkaufen, um die Lizenz zu erhalten.“

freistoss des tages

Kommentare

6 Kommentare zu “Butt ist dabei, Showdown in Bochum, Schuldenberge auf Schalke”

  1. Peter Glock
    Donnerstag, 6. Mai 2010 um 13:41

    C.c.: Wiese kann übrigens glücklich darüber sein, dass Adler ausfällt. Wäre das nicht passiert, dann hätte Löw ihn für Butt daheim gelassen.

  2. Herr Wieland
    Donnerstag, 6. Mai 2010 um 17:51

    Den Beitrag hinter dem „Freistoss des Tages“ halte ich in seiner Art für fragwürdig. Der Untertitel zur Überschrift lautet „Dem FC Schalke 04 droht Ärger mit der Europäischen Kommission“ und gleich in der Einleitung wird mit „Wettbewerbsverzerrung lautet der Vorwurf“ scharf geschossen. Es entsteht der Eindruck, eine EU-Kommission rücke Schalke 04 zu Leibe.

    Liest man den Text aufmerksam kann man herausfinden, dass sich der gesamte Beitrag auf die Aussage eines Rechtsanwalts stützt. Aufmerksamkeit ist wirklich nötig, das Wort Rechsanwalt und der Name Andrés Martin-Ehlers taucht im 4. Absatz erstmals auf. Der Mann schreibt gerne Bücher zu eben dem Thema EU-Beihilferecht und mag ein Experte sein. Trotzdem kann festegestellt werden, dass es (bislang) keinen Kläger gibt, dass sich (bislang) keine EU-Kommission mit diesem Fall befasst, dass „die Folgen“ des „Fehlverhaltens“ in keinem Satz ohne Konjunktive beschrieben werden.

    Nicht, dass ich mir keine Sorgen um die Finanzen meines Vereins machen würde. Aber gerade diesen Text halte ich in erster Linie für Eigenwerbung eines Anwalts.

  3. Steuerzahler
    Samstag, 8. Mai 2010 um 09:02

    Dieser Freistoss (besser Eigentor) des Tages belegt doch nur eins: Schalke erzeugt mehr Neid und Missgunst als jeder anderer Verein in Deutschland, und zwar völlig unabhängig vom sportlichen Erfolg und von errungenen Meisterschaften etc.. Darauf bis ich als Schalker stolz!

    Aber ich bin als Steuerzahler auch absolut dafür, dass man endlich einmal überall (mann kann dann aber nicht nur auf Schalke schauen!) einmal genauer hinschaut und all diejenigen Vereine und Kapitalgesellschaften in der Bundesliga bestraft, die direkt und indirekt vom Steuerzahler subventioniert werden.

    Man würde dann erkennen, dass Schalke ist so ziemlich der einzige Profi-Verein in Deutschland, der praktisch komplett auf eigene Kosten und eigenes Risiko und ohne Hilfe des Steuerzahlers seine Arena komplett gebaut und finanziert und dabei gleichzeitig mehr Arbeitsplätze als jeder andere deutsche Verein geschaffen hat.

    Genau umgekehrt wird doch ein Schuh daraus: Es gibt keinen anderen Verein und kein anderes Arenaprojekt in der Bundesliga, das weniger auf Kosten und Risiko des Steuerzahlers gebaut wurde und wo eine Kommune mehr von seinem Verein profitiert als in Gelsenkirchen. Nur zur Info: Schalke ist der zweitgrößte Steuerzahler und der zweigrößte Arbeitgeber in der Stadt Gelsenkirchen.

    Wenn anderswo (z.B. in Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg, Köln, Hannover, Berlin, Bremen, Kaiserslautern u.a.) nicht-multifunktionale Stadien von vornherein komplett auf Kosten und Risiko des Steuerzahlers und ohne jede (Risiko-)Beteiligung der Vereine gebaut wurden und werden (und zudem oft Miete weit unter Marktüblichkeit verlangt wird), dann ist es erst recht legitim, wenn sich auch die Stadt Gelsenkirchen zu einem winzigen Teil an der Finanzierung der multifunktionalen Schalker Arena beteiligt, zumal es nur vorübergehend ist, weil vetraglich festgelegt wurde, dass Schalke die Anteile wieder zurückkaufen wird. Die gesamte Arena-Finanzierung ist letztendlich ein enormer Wettbewerbsnachteil für Schalke!

    Es ist ja auch nicht wahr, dass dort der Steuerzahler in Gelsenkirchen einen Profiverein ohne Gegenleistung subventioniert, wie in anderen Städten (Frankfurt, Kaiserslautern, Dortmund, Berlin) übrigens schon mehrfach geschehen um konkret die Profi-Lizenz zu rettten, ohne dass das da kritisiert wurde. Denn die Stadt Gelsenkirchen (bzw. die GEW) kauft vielmehr Anteile an der multifunktionalen Arena, erwirbt also einen Wert (viele sagen: Schalkes Tafelsilber), der Rendite abwerfen wird – und rettet damit sein Aushängeschild, seinen Imageträger, seinen mit Abstand wichtigsten Wirtschaftsfaktor und zweitgrößten Steuerzahler und zweigrößten Arbeitgeber in der Stadt Gelsenkirchen. Nicht umsonst war das gesamte Stadtparlament für die Beteiligung, die also auch noch mehr als anderswo demokratisch legitimiert wurde.

    Dabei ist es ja nicht einmal die Stadt Gelsenkirchen, sondern in der Tat die GEW, die ihre Gewinne schon seit Jahren nicht an den städtischen Haushalt abführt, sondern öffentliche Projekte finanziert. Sie hat z.B. den Zoo zu einem touristischen Höhepunkt entwickelt. Und wenn es ein kaufmännisch und strukturpolitisch sinnvolles öffentliches Projekt in Gelsenkirchen gibt, dann das Gelände rund um die Arena, das vor dem Bau der Arena noch als Brachland galt und jetzt Gelsenkirchens wertvollstes Entwicklungsgelände ist und wo die meisten neuen Arbeitsplätze entstehen.

    Man muss doch nun wirklich kein Schalke-Fan sein, um das vollkommen legitim zu finden. Wenn es aus Steuerzahler- und Wettbewerbshütersicht einen Verein gibt, dem man den geringsten Vorurf machen kann in Deutschland, dann ist das Schalke 04.

  4. stinknormalerfanvonstinknormalemverein
    Sonntag, 9. Mai 2010 um 06:59

    @steurzahler 3. „Wenn es aus Steuerzahler- und Wettbewerbshütersicht einen Verein gibt, dem man den geringsten Vorurf machen kann in Deutschland, dann ist das Schalke 04.“

    hahahahaha.

    also wenn man als schalke-fan irgendwie rechtfertigen muss, dass gelsenkirchen 15+mio€ eben in den profifussball und nicht in andere mehr oder minder soziale ausgaben steckt, bieten sich andere schwarze schafe/vereine, welche ihre kommunen bluten lassen, selbstverständlich an.

    aber zu behaupten, es gäbe gar keine halbwegs gewissenhaft operierenden vereine in deutschland (oder wenigstens nicht soo grob stadtauspressend wie schalke) ist nun wirklich schlimmer quatsch.
    es sind allein von den 36 in liga eins und zwei mehr als ich an zwei händen abzählen kann.

    und als nächstes dann kohle für ballack raushauen. und dann den nächsten sparhaushalt für gelsenkirchen und ne tariferhöhung bei der gew beschliessen. würg.

  5. Steuerzahler
    Sonntag, 9. Mai 2010 um 10:38

    @stinknormal: schade (aber auch bezeichnend), dass Sie keinen Verein nennen (können!), der weniger vom Steuerzahler direkt oder indirekt subvetioniert wird als schalke.

    nochmal (auch wenn sie´s nicht wahrhaben wollen: die stadt GE beteiligt sich zu einem kleinen (viel kleiner als anderswo!) an der Schalker Arena.

  6. Peter Glock
    Sonntag, 9. Mai 2010 um 18:10

    schön, dass sie den FC Bayern nicht erwähnt haben! Der hat seine Arena ja auch selbst finanziert. Die Infrastruktur hat der Steuerzahler gezahlt. Aber die Arena muss der FCB komplett allein bezahlen, nach dem der TSV 1860 München nicht mehr in der Lage ist, sein Schärflein beizutragen.

    Dennoch haben Sie vollkommen Recht, lieber Steuerzahler: In jeder Stadt mit Bundesligaverein wird der örtliche Spitzenverein massiv unterstützt. Kaiserslautern ist da der Extremfall.

    Das gehört zu Panem et Circenses.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

115 queries. 0,618 seconds.