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Ascheplatz

Wir sehen uns wieder – 2014 in Brasilien

Jan-Kristian Jessen | Mittwoch, 14. Juli 2010 3 Kommentare

Die nächste WM in Brasilien beginnt zwar erst in vier Jahren, doch die Presse kümmert sich schon jetzt um die Stadien-Problematik, die hohen Ziele der Wirtschaft und das neue Logo

Josef Oehrlein von der FAZ wagt einen Blick vier Jahre in die Zukunft und sieht noch einige Probleme auf Brasilien, den Ausrichter der WM 2014, zukommen: „Es gab sogar schon einen schweren Rückschlag bei den Vorbereitungen für 2014. Die Fifa hat die Pläne für die Umgestaltung des Morumbí-Stadions in São Paulo zur WM-Spielstätte nicht akzeptiert. Damit würde São Paulo, die größte Stadt Brasiliens, aus der WM völlig herausfallen, und das ist unvorstellbar. Dort soll nach dem Willen der Stadtoberen sogar das Eröffnungsspiel stattfinden.“ Das Morumbí-Stadion gehöre dem FC São Paulo: „Deswegen sollen keine öffentlichen Mittel hineingesteckt werden. Eine Frist, welche die Fifa für eine Nachbesserung gesetzt hatte, ist verstrichen, weil kein Geldgeber aufzutreiben war. Der Oberbürgermeister des Stadtmolochs, Gilberto Kassab, glaubt daran, dass die Fifa-Führung doch noch einlenkt.“ Nun sei wahrscheinlich allein Präsident Lula in der Lage den gordischen Knoten zu lösen: „Bei seinen Auftritten in Südafrika hat er sich weit aus dem Fenster gelehnt: ‚Wir werden die beste WM aller Zeiten auf dem Planeten organisieren’, versprach er. Er ist zwar nur noch bis Ende des Jahres im Amt, kann aber mit seinem großen politischen Einfluss noch entscheidende Weichen stellen.“ Neben São Paulo müsse er sich dabei auch um die südbrasilianische Stadt Curitiba Gedanken machen: „Das Stadion dort gehört ebenfalls einem privaten Club.“

Auch Andreas Fink (Focus Online) schaut auf Brasilien, das als letztes von der internationalen Finanzkrise erfasst wurde und das zu den ersten gehörte, die sich aus dem Strudel herauskämpften: „Das Land, dessen Wirtschaft im ersten Quartal 2010 um zehn Prozent wuchs, noch schneller als jene Indiens. Das enorme Erdölfunde meldet und Uran anreichert. Das gigantische Summen investieren wird, um die große Sause in vier Jahren zu finanzieren. 624 Milliarden US-Dollar will der Staat allein für Infrastruktur ausgeben, verprach Lula in Südafrika. 30 Jahre Investitionsrückstand müsse das Land nachholen.“ Die Tropenschönheit wisse, dass sie sich herausputzen müsse, wenn die Welt zu Besuch komme: „Moderner soll Brasilien werden, schneller, sicherer. Alles soll gut werden. Blöd nur: Noch ist gar nichts gut. ‚Viele der Fristen sind abgelaufen und nichts ist passiert. Das ist unglaublich’, wetterte Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke bei seinem Besuch im Mai. In Guarulhos, dem internationalen Airport von São Paulo, kann man nach einem Überseeflug schon mal gemütliche drei Stunden in der Warteschlange der Einwanderungsbehörde zubringen, auch die meisten anderen Flughäfen arbeiten ‚am Rande des Kollaps’, wie das offizielle Institut für angewandte Wirtschaftswissenschaften in einem kürzlich präsentierten Report schrieb.“

Drei grüne und gelbe Hände

In Johannesburg haben unterdessen Brasilien und die Fifa das Logo für 2014 vorgestellt, wie Peter Burghardt von der SZ beobachtet hat: „Drei grüne und gelbe Hände umfassen darauf den Pokal. Eine Jury mit Prominenten wie dem Architekten Oscar Niemeyer, dem Model Giselle Bündchen und der Sängerin Ivete Sangalo hatte das Design ausgewählt. Es zeige ‚die Talente der Brasilianer, ihre Freude an der Arbeit, die Landesfarben‘, erläuterte der einstige Dreher und Gewerkschaftsführer Lula. Der populäre Politiker und begnadete Entertainer lobte die Südafrikaner, ‚unvergesslich‘. Aber für sein Brasilien verspricht er ‚eine Postkarten-Weltmeisterschaft‘.“ Damit diese Realität werde, müsse sich auch sportlich einiges verändern: „Eine junge Selecao soll die Mission WM-Titel in Angriff nehmen und lernen, wie man möglichst attraktiv gewinnt. Alles andere als der Titel wäre 2014 Vaterlandsverrat.“

Kommentare

3 Kommentare zu “Wir sehen uns wieder – 2014 in Brasilien”

  1. Manfred
    Mittwoch, 14. Juli 2010 um 22:16

    Ach, ja, das Logo. Ein andere Sichweise ist die hier:
    http://www.hayungs.de/wm-logo-2014-design-guide

  2. Dirk
    Donnerstag, 15. Juli 2010 um 09:00

    Wenn man bedenkt, dass in Brasilien einige Verlierer des Finales von 1950 fast ein Leben lang für diese Niederlage persönlich verantwortlich gemacht wurden, dann dürfte klar sein, was für ein Druck in vier Jahren auf der Selecao lasten wird.

  3. derTorsten
    Donnerstag, 15. Juli 2010 um 17:08

    Schön, dass dieses „die Stadien werden nicht fertig“ Geblubber dieses Mal schon vier Jahre vorher anfängt. Nach den abgesagten Olympischen Spielen in Athen und der um zwei Jahren verschobenen WM in Südafrika ist das ja auch mehr als gerechtfertigt!

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