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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Nachschuss

Schalke sucht den neuen Klopp

Matthias Nedoklan | Mittwoch, 9. März 2011 22 Kommentare

Mal wieder endet auf Schalke eine Ära, bevor sie begonnen hat. Der Blick auf das Erfolgsmodell Klopp schmerzt, ist aber auch eine Chance für einen wirklichen Umbruch. Ein Kommentar

Gestartet ist Felix Magath auf Schalke als ein Messias mit einer eindrucksvollen Vita. Den fast ruinierten VfB Stuttgart führte er mit jungen Spielern wie Kevin Kuranyi und Alexander Hleb in die Champions League, holte mit Bayern zwei Mal das Double und führte den VfL Wolfsburg aus dem Nichts zur Meisterschaft. Magath versprach dem Verein, immerhin seit 52 Jahren ohne Meistertitel die begehrte Schale – innerhalb seiner vierjährigen Vertragslaufzeit.

Und so glaubten alle an den, mal als liebevoll knurrigen, mal als eiskalt berechnend beschriebenen Fußball-Lehrer. Und Magath gelang alles. Sein erstes Spiel mit Schalke in der Bundesliga gewann er mit zwei Treffern des als Chancentod beschriebenen Kevin Kuranyi. Und schon nach dem 2. Spieltag und einem 3:0-Heimsieg gegen Bochum stand Schalke auf dem ersten Platz – die Euphorie war grenzenlos. Junge Wilde wie Joel Matip, Christoph Moritz und Lukas Schmitz wurden eingesetzt und zeigten überzeugende Leistungen. Bis zum vorletzten Spieltag träumte man in Schalke berechtigt von der Meisterschaft, am Ende triumphierten jedoch die Bayern.

Magath braucht keine Liebe

Im Sommer waren erste Risse in der Beziehung zu vernehmen, der Boulevard schrieb von einem kurzen Flirt mit der Leipziger Niederlassung des Red Bull Imperiums. Ohne Rücksicht auf die empfindliche Fan-Seele verpflichtete Magath Christoph Metzelder. Der hatte 2007, als Dortmund den Schalkern die sicher geglaubte Meisterschaft verdarb, noch über Schalke gespottet. Die Fans, so die klare Botschaft von Magath, seien ihm egal. Drohten die Anhänger mit Liebesentzug, antwortete Magath wie der Fuchs, dem in der Fabel die Trauben zu hoch hingen. Er brauche keine Liebe.

Und ohne Kuranyi, ohne Bordon, ohne Westermann, ohne Rafinha hagelte es für Schalke Niederlagen. In der Bundesliga 2010/11, so kann man getrost bilanzieren, kam der S04 nie in Tritt. Im Pokal steht man, nicht überzeugend aber immerhin, im Finale, in der Champions League winkt das Viertelfinale. Magath wird das nicht mehr retten. Ein Trainer und Manager, der sich so stark mit Mitarbeitern anlegt wie Magath, hat im Misserfolg keinen Kredit. Spätestens am Saisonende soll die Ära Magath, die in Wirklichkeit nicht mal zwei Jahre dauerte, wieder vorbei sein.

Dortmund hatte Geduld und wurde belohnt

Gesucht wird ein Typ „Klopp“ – jung, emotional, begeisternd. Dabei übersieht der Vorstand, dass eben dieser Klopp zu haben gewesen wäre. 2008 deutete der künftige Meistertrainer seinen Abschied aus Mainz an, Dortmund und Schalke waren nach Thomas Doll und Mirko Slomka auf der Suche nach einem Cheftrainer. Doch Schalke wollte das Saisonfinale der 2. Liga nicht abwarten und präsentierte Fred Rutten als neuen Cheftrainer. Dortmund wird nach drei Jahren mit eben diesem Typ Klopp im Sommer Deutscher Meister. Und Schalke ist wieder auf der Suche.

Kommentare

22 Kommentare zu “Schalke sucht den neuen Klopp”

  1. Manfred
    Mittwoch, 9. März 2011 um 16:58

    Ist das der neue Glaskugeljournalismus :O ?
    Direkter Freistuß.

  2. Steffen
    Mittwoch, 9. März 2011 um 17:32

    “ Ein Trainer und Manager, der sich so stark mit Mitarbeiter anlegt wie Magath, hat im Misserfolg keinen Kredit.“

    Welcher Misserfolg? Hat man in Schalke tatsächlich geglaubt, dass dieses Jahr die Meisterschaft drin ist? Kein Mensch mag die Personalpolitik von Herrn Magath verstanden haben, aber ihr Misserfolg ist bis dato nicht belegt. Fakt ist, dass er nicht die Zeit bekam.

    Was also soll ein neuer Trainer anders machen? Wie soll ein neuer Trainer nach dem Modell Klopp Erfolg haben, wenn man nicht einmal einem Mann wie Magath die Zeit gibt? Ein jüngerer soll her! Am Besten einer der dem Boulevard nach dem Maul redet.

    Die Schalker sollten sich mal überlegen was sie wollen Historie oder Erfolg. So was lächerliches wie diesen Verein bzw. dieses Umfeld hat man schon lange nicht mehr gesehen.

  3. Breeze
    Mittwoch, 9. März 2011 um 17:53

    Erfolg ist immer Subjektiv. Und da viele Schalker, gerade im Vergleich mit Dortmund, mit der Situation in der Liga unzufrieden sind, sehen sie diese Situation als Misserfolg. Und der Widerstand aus der Kurve war ja kaum zu übersehen.
    Champions League und vor allen Dingen DFB-Pokal sind da nur schwache Trostpflaster.

    Viel Interessanter finde ich ja die Frage, warum Magath gesagt hat, er wolle zu einem Verein mit Emotionen und echten Fans, nur um diese dann kaum mit dem Arsch anzugucken. Ich glaube kaum, dass er so doof war die Fans als willenlose Stimmungsmacher zu betrachten.

  4. Christoph
    Mittwoch, 9. März 2011 um 18:28

    Die Frage ist doch, warum werden solche Geschichten ausgegraben, kurz bevor Schalke in ein wichtiges Spiel geht?

    Schalke braucht Erfolg und Geld, sonst fliegt ihnen der Laden um die Ohren. Da ist Geduld so wie sie Dortmund bewies Fehl am Platze.

  5. Matthias Nedoklan
    Mittwoch, 9. März 2011 um 19:01

    @ Steffen: Platz 10 ist schon ein Misserfolg

    @ Breeze: kann das nur unterschreiben.
    Andererseits hätte Schalke auch Wissen müssen, mit wem man sich da einlässt. Magath ist eben ein kühler Rechner. Das wusste man vorher.

    @ Christoph: ja der Zeitpunkt der Nachricht ist eine Katastrophe. Man hätte sowas intern beschließen müssen und dann zum Saisonende bekannt geben.

  6. augelibero
    Mittwoch, 9. März 2011 um 19:31

    @Matthias: Gratulation, eine zutreffende Analyse. Die bisherige sportliche Bilanz von Magath bei Schalke ist ambivalent – dennoch: Der Verein hat offenbar vergessen, was vor Magath los war.

    Wir kennen die Hintergründe von Magaths abstruser Personalpoltik nicht. Magath hat mit Ramschverkauf wertvoller Spieler einen großen Schaden angerichtet, auf der anderen Seite aber mit den Erfolgen (Vizemeister, Champuionsleague und Pokalfinale) FÜR SCHALKER VERHÄLTNISSE einiges vorzuweisen.

    Mal sehen, wie es danach weitergeht.

  7. Manfred
    Mittwoch, 9. März 2011 um 19:43

    Der Zeitpunkt der Nachricht, die von !EINER ZEITUNG! punktlandungsgenau lanciert wurde, ist sicher mies, aber die wirkliche Katastrophe ist, daß einfach darauf eingegangen und so getan wird, als sei das ein in Stein gemeißelter Fakt.
    Die WAZ hat in den letzten Jahren weder sonderlich kompetent noch auf irgend eine Weise exklusiv über Schalke berichtet und auf einmal haben die den Stein der Weisen gefunden?
    Von wem ist der Artikel? G.E.Rücht?
    Mannmannmann…

  8. Matthias Nedoklan
    Mittwoch, 9. März 2011 um 21:39

    @ Manfred ich hoffe, dass dpa, sid, SZ etc… sowas nicht ohne Überprüfung übernehmen. Da wird der AR / Vorstand geplaudert haben. Zumal bei einer Ente ja nichts leichter wäre als zu sagen: „Stimmt nicht. Magath bleibt unser Trainer“. Das wird schon so stimmen

  9. Breeze
    Mittwoch, 9. März 2011 um 21:45

    Es wird darauf eingegangen, weil es alles andere als absurd ist. Wie in den letzten Wochen (und auch Monaten) zu sehen war, ist Magath alles andere als beliebt in der Kurve. Im Zusammenhang mit dem anhaltenden Misserfolg (s.a. mein erster Beitrag) wird eine Trennung nun mal wahrscheinlicher. Und dass Schalke nicht immer Konsequenz in der Vereinspolitik beweist, macht diese Story noch etwas glaubwürdiger.

    P.S. Mir gefällt der Artikel sehr gut. Als Anregung wäre vielleicht noch einmal ein kurzer Blick auf die Schalker Stimmung vor Magaths Amtsantritt genannt. Damit kann man sowohl Magaths Verpflichtung als auch die Schalker Wankelmütigkeit gut aufzeigen

  10. Manfred
    Mittwoch, 9. März 2011 um 22:58

    Die Hoffnung, Herr Nedoklan, stirbt bekanntlich zuletzt. Allerdings liegt die schon sehr lange röchelnd im Straßengraben, wie nur einige wenige Blicke in das Bildblog tagtäglich aufs Neue beweisen.
    ‚Hirn aus, abschreiben.‘ So sieht’s aus.
    Es sei nur an die noch recht frische Story um Schalkes Annan erinnert, da schrob auch der Eine vom Annan ab 😉

  11. if20erfucker
    Mittwoch, 9. März 2011 um 23:39

    Ein Leben lang! Dieselbe Unterhose an!

  12. Matthias Nedoklan
    Donnerstag, 10. März 2011 um 00:48

    @ Manfred: ich hoffe es, vielleicht ist das letztes Wort da noch nicht gesprochen und mit ner guten Leistung wird verlängert

  13. Breeze
    Donnerstag, 10. März 2011 um 10:38

    Oder einfach nur erfüllt 😉

  14. Karl
    Donnerstag, 10. März 2011 um 10:40

    Was gestern und die WAZ Meldung betrifft, bin ich mir sicher, dass wir im Falle eines Ausscheidens mehr aus dem AR gehört hätten. Und zwar genau mit der Betonung, es sei ja schon vorher bekannt gewesen und kein Treten auf am Boden liegende.

    Zu Schalke und seinen Fans fällt mir nix mehr ein. Gehe ich mal vom für mich wahrscheinlicheren aus und sehe Schalke als Pokalsieger und in der Bundesliga bleibend. Dann hätte Magath mit Schulden bis zum Hals und der Erwartungshypothek des Vorjahreszweiten während er den vielbeschworenen Umbruch vorantrieb, einen Titel geholt, die Europaleagueteilnahme gesichert und den Verein in die letzten Acht der CL gebracht.
    Wirklich.

    Die ganze Ecke Glück, die nötig war und noch wäre, könnte das nicht entwerten.
    Zumal nach Wolfsburg von Zufall wohl nicht die Rede sein sollte.

  15. Matthias Nedoklan
    Donnerstag, 10. März 2011 um 11:18

    @ Karl : Schalke Anhänger sind nicht gegen Magath. Ein Großteil der Anhänger findet den Umbruch gut. Ein Teil der Anhänger, besonders die Ultras und organisierten Fans im Supporters Club haben persönliche Probleme mit Magaths Führungsstil. Ebenso wie der Vorstand. Die Entlassung hat nur nebenbei sportliche Gründe. Bei all dem Wahnsinn sollte man nicht vergessen, dass Schalke Mirko Slomka damals entlassen hat als Schalke auf Platz 3 in der Bundesliga stand

  16. anderl
    Donnerstag, 10. März 2011 um 11:54

    Die Fans von Schalke haben nicht mehr als Gurte am Helm. Die haben sich eindeutig zu oft ihren Kopf im Schacht angestoßen.
    Dazu hat Uli Hoeness mal was ganz schlaues gesagt: „Was glaubt ihr denn wer ihr seid!“ Punktum.
    Wenn dieses ganz Miniegos dazu in den Verwaltungsbüros es nicht ertragen können, dass Magath ihnen aufzeigt wie klein sie fussballerisch sind, dann mögen sie auf immer den FC Schalke gestalten, der zu ihnen passt: ewiges gernegroßes Mittelmaß.

  17. Emma
    Donnerstag, 10. März 2011 um 12:20

    Die Frage ist doch, ob es der nachfolger richten kann, die Erwartungen sind meiner Meinung nach schon sehr hoch gesteckt.
    Vg Emma

  18. Kai Butterweck
    Donnerstag, 10. März 2011 um 12:38

    ich werde ja vor allem nach gestern eher immer skeptischer

  19. anderl
    Donnerstag, 10. März 2011 um 12:42

    @Kai Butterweck:
    skeptischer im Bezug auf was?

  20. Kai Butterweck
    Donnerstag, 10. März 2011 um 13:06

    @anderl: ob es auf Schalke noch mit rechten Dingen zugeht. Natürlich ist die Lage in der Liga nicht gerade vielversprechend, und natürlich ist Magath eine schwierige Personalie, aber ein eigentlich zu erwartender Pokalsieg in Berlin,sowie ein möglicher Einzug ins Halbfinale der CL sind meiner Meinung Dinge, die zu vielem führen sollte, aber nicht zu einer Trainer-Diskussion; schon garnicht im letzten Drittel der Saison….außer scheinbar auf Schalke. Aber vielleicht wird ja mit König Otto alles besser;)

  21. augelibero
    Donnerstag, 10. März 2011 um 14:34

    Man muss sich schon wundern, worum es im Fußball heute alles geht. Kommunikationsstil, Einbeziehungen, etc.

    Jetzt mal ganz ehrlich: Wenn meine Mannschaft schlecht spielt und verliert, tröste ich mich dann damit, dass der Trainer ein guter Kerl ist, die Verwaltung schon am Mittwopch über die Aufstellung informiert hat und den Fans in der Stadionzeitung erklärt, dass magels Qualität in der Mannschaft heute leider nicht mehr drin ist. Und womöglich seine Personalentscheidungen mit dem Kontostand (genauer gesagt: der unmittelbar drohenden Insolvenz) begründet?

    Zu Magat-Veh-und van Gaal:
    Schalke ist nicht Bayern. Was Magath mit diesem desolaten Verein hinbekommt, ist sensationell. Was van Gaal aus diseen unerschöpflichen Möglichkeiten macht, kann jeder. Und Veh ist ein „one-hit-wonder“: ein großes Jahr mit dem VfB, ansonsten gescheitert, gescheitert, gescheitert. So wie der HSV seit Happel (gegen den Magath ein kommunikativer Vulkan ist).

    Nur zur Erinnerung für alle Freunde der modernen Zeiten: Die Wahrheit liegt aufm Platz. Auch im Kommunikationszeitalter.

    Gratulation an Magath für den CL-Erfolg!

  22. Karl
    Freitag, 11. März 2011 um 10:00

    @Matthias Nedoklan: Klar sind „die“ Schalke Anhänger keine homogene Gruppe. Ganz wenige würden auch fünfte Liga im Parkstadion spielen, wenn nur „alles“ sonst „wie früher“ wäre. Andere finden dies, wieder andere jenes, das ist immer und überall so. Und wenn es dann halt sportlich zeitweise überraschend gut läuft, ist’s der Führungsstil, morgen dann wieder die bösen Söldner.

    Nur, im sportlichen Bereich kann man noch halbwegs argumentieren.
    Mehr oder weniger unterschwelliges „es ist nicht mehr wie früher“ oder „niemand nimmt mich wichtig“ bricht sich anders Bahn.

    Nicht verstehen wollte ich, dass man sich in solchen Situationen dann nicht bewusst an das unmittelbar greifbarere hält. Dass man das tatsächlich nicht tut, entnehme ich der Unruhe, die durch die eher fantastische sportliche Realität, wie ich sie hingemalt habe, ganz und gar nicht begründet wäre.

    War aber natürlich auch mehr Luftablassen als alles andere 🙂
    Schönes Wochenende.

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