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Harald Stenger und Jörg Butt – Sag beim Abschied leise Servus

Kai Butterweck | Donnerstag, 9. August 2012 7 Kommentare

Mit Harald Stenger und Jörg Butt verabschieden sich zwei verdiente Persönlichkeiten von ihren Ämtern. Die Presse beschäftigt sich mit den Hintergründen

Jan Christian Müller (FR) kennt die Gründe für Stengers Aussortierung: „Den jovialen Niersbach, seit März neuer DFB-Präsident, und den hemdsärmeligeren Stenger verband nie auch nur annähernd ein Vertrauensverhältnis. Das ist bei Stengers Nachfolger Jens Grittner anders. Der 41-Jährige begleitete Niersbach als Pressechef des Organisationskomitees  auf dem Weg zur WM 2006 professionell und wortgewandt. Auch die Frauen-WM 2011 verantworte er medial erfolgreich. Grittner, seit 1999 im Verband,  ist jetzt auch Niersbachs Mann in der A-Nationalmannschaft. Eine politische Entscheidung, die die Machtfülle des Präsidenten unterstreicht.“

Der Beginn einer Abschiedstour

Michael Horeni (FAZ) blickt in die Zukunft und verteilt weitere Abschiedssträuße: „Die Trennung von Stenger, der von der sportlichen Führung nach vielen Kämpfen offenbar nicht mehr zu halten war, kann man auch als Zeichen für eine nahende Zeitenwende lesen. Nach der WM 2014 in Brasilien dürfte auch der Zyklus von Löws Trainerteam zu seinem Ende kommen. Der Bundestrainer hat immer wieder Andeutungen gemacht, dass es nach dann acht Jahren als Bundestrainer  neue Reize für ihn geben könnte und wohl auch sollte. Bierhoff hatte schon während der WM 2010 laut über sein Ende als Manager nachgedacht. Der Weg nach Rio, der kommende Woche gegen Argentinien beginnt, ist auch der Beginn einer Abschiedstour.“

Philipp Selldorf (SZ) bringt Bundestrainer Joachim Löw mit ins Spiel: „Jens Grittner, 42, der Stengers Amt übernimmt, stammt aus dem Haus, er gehört der Kommunikationsabteilung des DFB an. So rückt die Nationalelf wieder näher an den Verband heran. Während sich Bierhoff für eine Weiterbeschäftigung Stengers ausgesprochen hatte, verzichtete Löw offenbar darauf, sich für den Erhalt der Stammbesetzung stark zu machen. Insider mutmaßen, dass Löw sich durch dieses Zugeständnis für Niersbachs Unterstützung nach dem heftig beklagten Turnier-Aus gegen Italien erkenntlich zeigte.“

Nach Chancengleichheit sah das nicht aus

Philipp Köster (11Freunde) gratuliert dem Springer-Verlag: „Zugleich kann die Neubesetzung des Pressechefs allerdings auch bedeuten, dass der DFB und die Nationalmannschaft wieder näher an die Bild-Zeitung heranrücken, alte Privilegien wieder gewährt werden. Auffällig etwa, dass die Personalie des neuen DFB-Sportdirektors Robin Dutt exklusiv in der Bild vermeldet wurde. Und gestern Abend waren es zunächst nur Springer-Leute, die bei den Beteiligten Kommentare abfragten. Nach Chancengleichheit sah das nicht aus.“

Als Reformer überflüssig

Auch bei den Bayern gibt es einen Abschied zu verkünden. Jörg Butt ist nicht mehr Nachwuchschef beim Rekordmeister. Andreas Burkert (SZ) zeigt mit dem Finger auf Matthias Sammer: „Beim DFB gehörte der Nachwuchs zu Sammers Kernaufgabe; womöglich war Butt bei den Bayern als Reformer nun überflüssig und der Eingriffe in seinen Bereich überdrüssig. Er könnte daraus seine Schlüsse gezogen haben.“

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Kommentare

7 Kommentare zu “Harald Stenger und Jörg Butt – Sag beim Abschied leise Servus”

  1. Jens Weinreich
    Donnerstag, 9. August 2012 um 12:52

    Oh Gott, ich kann es nicht mehr hören und lesen. „Jovialer Niersbach“, „netter Niersbach“, „gut vernetzter Niersbach“. Hat jemals jemand von denen, die den Kerl ewig kennen und duzen, etwas geschrieben, was die Verhältnisse beim DFB auch nur annähernd so beschreibt, wie sie sind?

    Unerträglich.

    Hat jemals einer der Dauer-DFB- und Nationalmannschaftsberichterstatter die an Fürstentümer erinnernde Machtübergabe von Zwanziger an Niersbach kritisiert und exakt skizziert – so wie es Journalisten tun sollten?

    Auch deshalb macht sich der IF langsam überflüssig, weil viele Texte so belanglos und weit am Geschehen vorbei formuliert sind.

    Musste mal raus. Habe ich wieder jemanden als Demagogen beleidigt? Nö? Dann ist ja gut. Weitermachen – mit dem embedded journalism beim DFB!

  2. Don Fabio
    Donnerstag, 9. August 2012 um 13:40

    Ich mag Niersbach auch nicht. Aber was liegt denn gegen ihn vor? Und kommt er in den hier zitierten Texten wirklich so gut weg? Gut vernetzt ist er doch sicher. Und jovial ist ja keine politische Kategorie.

  3. augelibero
    Donnerstag, 9. August 2012 um 16:53

    Das sind ja Themen… Wird Zeit, dass der Ball wieder rollt.

  4. Philipp Lahm in der Politik und Hannover 96 in der Euro League | Fokus Fussball
    Freitag, 10. August 2012 um 10:46

    […] Jens Weinreich echauffiert sich über die Berichterstattung im Fall Stenger. Siehe Kommentare. […]

  5. HUKL
    Montag, 13. August 2012 um 12:48

    Von Jens Weinreich haben wir nun erfahren, dass auch der „Neue“, Niersbach, neben Blatter und Zwanziger nicht gerade zu seinem Freundeskreis zählt.

    Ehe er sich aber wieder mit weiteren persönlichen Einzelbemerkungen verheddert, sollte er weiterhin emsig an den auch besonders mich interessierenden Themen:
    „Wohin flossen die weiteren Schmiergelder bei der FIFA“ und „Wie kam Deutschland zur WM 2006″
    dranbleiben.

    Bekanntlich war das Aufwirbeln des letzten Themas ein Selbsttor unseren Verbandsoberen, die nach Jahren der Zurückhaltung erst nach dem Öffnen der FIFA-Akten aus ihren Löchern krochen und wagten, den großen Chef persönlich anzugreifen, bzw. ihn teilweise sogar zum Rücktritt aufzufordern. Das ließ sich der König natürlich nicht gefallen und schlug entsprechend zurück. Einfach peinlich!

    Nur den einzelnen mutigen Journalisten, wie z.B. auch J. Weinrich, ist es zu verdanken, dass die nach Jahren mit Staub bedeckten
    „faulen Akten“ doch noch Personen an das Tageslicht spülen, die bisher in unserer Gesellschaft eher als gefeierte Helden galten…..

    Aus meiner Sicht war Harald Stenger nicht gerade der größte Sympathieträger, doch die Art des vollzogenen „Familienwechsels“ nach vielen Jahren Tätigkeit war nicht gerade astrein, Herr Niersbach!

  6. Frosch
    Montag, 13. August 2012 um 15:33

    Früher hätten die Journalisten dem Pressesprecher die Hand geschüttelt, sich – wenn angebracht – für die Arbeit bedankt und von ihm verabschiedet.
    Heute schreiben sie ellenlange Texte über seinen Abschied. Vom Pressesprecher. Was kommt als nächstes? Essays über den DFB-Portier?

  7. nuffsaid
    Mittwoch, 15. August 2012 um 10:59

    Ich stimme Jens Weinreich (#1) voll und ganz zu! Ich kann mit dem IF auch nur noch sehr wenig anfangen, seitdem Oliver Fritsch hier nicht mehr die Geschicke leitet. Die Qualität der Presseschauen hat, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, inhaltlich furchtbar stark nachgelassen, weswegen ich hier nur noch sehr selten vorbei schaue. Schade!

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