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Champions League

Un grande equipo

Oliver Fritsch | Donnerstag, 30. September 2004 Kommentare deaktiviert für Un grande equipo

Vier Stürmer gegen Valencia, „die Bremer Fans schwärmen vor allem von einem: von Thomas Schaaf / „Werder Bremen – in Europa ist (noch) das kein großer Name“ (Tsp) – Chelsea, „ein gefräßiges, blaues Monster“ (SZ)

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Werder Bremen-FC Valencia 2:1

Un grande equipo

Frank Heike (FAZ 1.10.) widmet sich den Trainern: „Daß der Sieg ohne sechs Stammkräfte und in völlig ungewohnter taktischer Ausrichtung mit drei, später vier Stürmern gelang, ließ die Bremer Fans vor allem von einem der ihren schwärmen: von Trainer Thomas Schaaf. Der immer mehr an Profil gewinnende Meistercoach hatte die Flucht nach vorn gewagt und Klasnic, Valdez und Klose von Beginn an aufgeboten. Als alles auf ein ziemlich wertloses Remis hindeutete, brachte Schaaf noch Charisteas. Besser hätte Schaaf es nicht machen können. (…) Claudio Ranieri hatte umsonst vor Werder gewarnt. „Un grande equipo“ sei Bremen, immerhin der deutsche Meister, also nicht zu unterschätzen, sagte er. „Gegen Bremen kann man verlieren, aber ihr Journalisten wolltet ja nicht glauben, wie stark Werder ist“, rief Ranieri den mitgereisten spanischen Reportern zu. Der Italiener ist ein viel zu feiner Mann, um auf einen Begleitumstand der Niederlage hinzuweisen, den viele Kollegen als Ausrede benutzt hätten. Marchenas Platzverweis durch den Schiedsrichter fußte auf einem Irrtum. Der Engländer Riley zeigte dem spanischen Abwehrspieler in der ersten Halbzeit Gelb, obwohl im Fernsehen deutlich zu sehen war, daß sich Klasnic fallen ließ, ohne berührt worden zu sein. Es war nicht die einzige Schwalbe, mit der Bremer Offensivspieler ihre Bemühungen beflügeln wollten. Als Marcheda tatsächlich ein Foul beging, führte es prompt zu Gelb-Rot. Die Atmosphäre auf dem Feld war danach sehr feindselig unter den Spielern.“

Dabei hat alles so gut für die Spanier angefangen – Benno Schirmmeister (taz 1.10.): „Für seinen „mangelnden Ehrgeiz“ sei Valencia bitter bestraft worden, bewertet die spanische Sportzeitung El Marca das Match: zu Recht. In der zweiten Minute bereits hatte Vicente das erste Tor geschossen. Völlig überrumpelt von der Attacke hatte die erstmals in dieser Besetzung antretende Bremer Abwehr nur zusehen können. Verunsichert, nervös und fahrig versuchte man sich ins Spiel zurückzukämpfen. Ballsicher, mit Traumpässen und rasanten Kontern hingegen die Spanier.“

Werder Bremen – in Europa ist das kein großer Name

Steffen Hudemann (Tsp 1.10.) hat die Gästezuschauer per Handschlag begrüßt: „Sie hatten sich viel Mühe gegeben. Im Weserstadion hatten die Bremer einen spanischsprachigen Ansager engagiert. Vor dem Stadion riefen die Fans zum deutsch-spanischen Freundschaftsfest auf. Werder wollte ein guter Gastgeber sein beim ersten Champions-League-Heimspiel seit mehr als zehn Jahren. Das Problem: Es waren kaum Spanier da. Nur 83 Zuschauer waren aus Valencia angereist, um ihre Mannschaft beim Deutschen Meister spielen zu sehen. Werder Bremen – in Europa ist das kein großer Name. Bei den ganz Großen mitzuspielen oder nur dazuzugehören, sind eben doch zwei verschiedene Dinge.“

Chelsea London-FC Porto 3:1

Ein gefräßiges, blaues Monster

Mit José Mourino ist erneut zu rechnen – Raphael Honigstein (SZ 1.10.): „Mourinho hört sich gerne selber reden, aber wer will es ihm verdenken? Der Mann erzählt relativ interessante Dinge und hat meistens auch Recht. „Das wird ein ganz normales Spiel“, hatte der portugiesische Trainer des FC Chelsea vor dem Wiedersehen mit seinem alten Verein mit ultracooler Miene verkündet, und genauso kam es. Seine blauen Hochkaräter fertigten den FC Porto so unaufgeregt und locker ab, dass einem Angst und Bange werden konnte. Der Qualitätsunterschied zwischen der Elf von Öl-Milliardär Roman Abramowitsch und dem Titelverteidiger der Champions League war gewaltig. Trotzdem sagte Victor Fernández: „Das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wieder.“ Mit dieser typischen Verliererbeschwerde lag Portos Trainer insofern nicht daneben, als dass das Match trotz vier Toren weniger Spannung entwickelt hatte als eines dieser pseudo-realistischen Detektiv-Programme im Kabelfernsehen. Der Ausgang war früh abzusehen, zu deutlich waren die Rollen verteilt. Allerdings hat Mourinho mit den enormen Finanzmitteln seines Bosses (noch) nicht jene Elf von Schönspielern geschaffen, von der Abramowitsch träumt. Es ist eher ein gefräßiges, blaues Monster, das da entsteht: Chelsea kombiniert individuelle Qualität mit großer Arbeitsmoral und einem grundsoliden taktischen Konzept zu knallhartem Ergebnisfußball.“

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