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Champions League

Risikoarme Suche nach einer Position fürs Rückspiel

Oliver Fritsch | Freitag, 25. April 2008 Kommentare deaktiviert für Risikoarme Suche nach einer Position fürs Rückspiel

Die Kommentatoren können dem 0:0 im Halbfinalhinspiel zwischen Barcelona und Manchester nicht viel abgewinnen

Paul Ingendaay (FAZ) stellt mit Bedauern fest, dass die Strategien beider Klubs zu sehr auf ihren jeweiligen Star zugeschnitten seien: „Man sagt nach Darbietungen wie dem Remis des FC Barcelona gegen Manchester United gern, auch in drei oder vier Stunden Spielzeit wäre wohl kein Tor gefallen. Interessanter ist, dass allein der Gastgeber Siegeswillen erkennen ließ, während Manchester sich weit hinten verschanzte und nur auf die Galoppaden seines schnellsten Stürmers vertraute [Cristiano Ronaldo, of]. Gut 65 Prozent Ballbesitz für die Katalanen verraten alles. Der Mann der ersten Stunde – solange der Muskel nicht zwickte – hieß Leo Messi. Messi müsste ein Luxusstürmer sein, dem die Kameraden die Bälle servieren, wie er sie braucht. Doch in Schlagerspielen wie diesen fungiert er auch als Regisseur, und damit ist er überfordert. Nebenleuten wie Zambrotta fehlt es an der Brillanz, mit seinen Ideen etwas anzufangen. Und das übrige Team läuft Gefahr, an seiner eigenen technischen Begabung zugrunde zu gehen, weil der Raum eng gestrickt, nicht geweitet wird. Wenn nötig, schiebt, streichelt und hätschelt Barça den Ball vierzigmal. Aber niemand packt sich das Ding, stürmt damit zum Tor und haut drauf.“

Ronald Reng (FR) will mal schnell ein Lob für Manchesters Trainer loswerden, kann sich ein Gähnen aber nicht verkneifen: „Es ist beeindruckend, in dieser Saison zu erleben, dass Alex Ferguson sich als Trainer taktisch gravierend erneuert hat. Er schien sein Spielsystem schon in den Achtzigern gefunden zu haben. Die Jahre und die Spieler gingen ins Land, aber sein United blieb: ein Team in der 4-4-2-Formation, das wuchtig über die Flügel angriff. Im 22. Jahr aber ist United nun Erster in England, Favorit in der Champions League und ein Vorbild für moderne Vielseitigkeit. Permanent variiert Ferguson zwischen drei Spielsystemen. Leider wählte er in Barcelona das langweiligste, ein defensives 4-5-1 mit Cristiano Ronaldo als alleinigem Stürmer. So schrien 100.000 im Camp Nou vergeblich nach einer großen Nacht. (…) Die Versuchung für Fachleute ist immer da, solch ein intensives 0:0 als exzellentes Muster an Taktik und Tempo zu preisen. Auch diese Partie hatte was, die angedeutete Rückkehr von Barças totalem Pressing und Passspiel (das im Strafraum allerdings weiterhin stottert), die Autorität von Barças Yaya Touré im Mittelfeld, die Synergie zwischen Uniteds Abwehr und Mittelfeld beim Verteidigen oder die absolute Dominanz des Flachpasses im Team des ehemaligen Flanken-Fanatikers Ferguson. Doch letztlich blieb es ein Hinspiel: die risikoarme Suche nach einer Startposition für die Entscheidung in Manchester.“

In der NZZ lesen wir literarisches: „Ronaldo, der sich in den drei ersten Minuten benommen hatte, als wäre dieser Abend seine private Solo-Vorstellung, hatte die Fußballgötter mit seinem Genie erzürnt. Er verschoss den Penalty weit. (…) Die ersten drei Minuten glichen einem Paukenschlag. Sie schienen zunächst sämtliche Erwartungen und Prognosen zu bestätigen – am Ende dieser magischen Ouverture jedoch waren alle Weissagungen ins Gegenteil verkehrt.“

Die Video-Highlights, also auch einem Ronaldo-Interview, auf 101greatgoals

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