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Bundesliga

So würde Bayern gerne spielen

Oliver Fritsch | Montag, 3. November 2008 Kommentare deaktiviert für So würde Bayern gerne spielen

Im Windschatten von Hoffenheim und Bayern spielt sich Bayer Leverkusen nach vorne / Mit Lukas Podolskis Abschied aus München wird bald gerechnet / Energie Cottbus investiert zu wenig in die Mannschaft (BLZ) / Bremen ist von Diego abhängig (SZ)

Schon wieder vier Tore, schon wieder eine makellose Leistung – Hoffenheim führt auch nach dem 11. Spieltag und einem 4:1 gegen Karlsruhe die Tabelle an und erntet das Lob der Presse. Andreas Burkert (SZ) weist der TSG zu, „inhaltlicher Trendsetter“ zu sein, denn ihr „Plan eines Spiels, der aus Pressing, Initiative und Offensivdrang besteht, dürfte nachhaltig die Moderne prägen. Tore, Tore und nochmals Tore stehen als Idee hinter allen Anstrengungen, denn Hoffenheim versteht sich als Dienstleister. Und nicht als Gefangener des Fußballs.“

Sein Konkurrent Luca Toni ist verletzt, Lukas Podolski muss in München dennoch auf die Bank. Obwohl Podolski nach seiner Einwechslung gegen Bielefeld ein entscheidendes Tor vorbereitet und einen Elfmetertreffer erzielt hat, rechnet Sebastian Krass (Tagesspiegel) mit einem baldigen Abschied: „Seit Monaten wächst Wort für Wort die emotionale Distanz, wo ohnehin noch nie Nähe war. Es ist schon Podolskis dritte Saison in München. Mittlerweile glaubt niemand mehr ernsthaft, dass noch eine vierte hinzukommen wird. Die Frage ist vielmehr, ob schon nach zweieinhalb Jahren Schluss ist. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Bayern Stürmer suchen, die dem Konkurrenzkampf in einer europäischen Spitzenmannschaft besser gewachsen sind, fußballerisch und psychisch.“

Alle reden von Hoffenheim oder von Bayern, doch Peter Penders (FAZ) richtet den Fokus auf Bayer Leverkusen, das die Vorzüge und Reformansätze seiner beiden Konkurrenten verbinde – und das ohne große Töne: „In Leverkusen haben sie ihren Trainingsalltag komplett umgestellt, allerdings keine Buddha-Figuren aufgestellt, dafür aber völlig geräuschlos den Zehnstundentag für Fußballprofis eingeführt. Der Fußball, den sie spielen, ist keinen Deut weniger attraktiv als der bestaunte Hoffenheimer Sturmlauf, mit einem Unterschied allerdings: Das Leverkusener System scheint weniger anfällig in der Defensive.“ Über das Attraktivitätsniveau von Bayers jungem Team schreibt Penders: „Leverkusen spielt so, wie es Klinsmann mit seinen Bayern gerne würde und wegen der Ansammlung von Stars vielleicht nie schaffen kann.“

Großer Erfolg ohne großen Worte

Michael Horeni (FAZ) widmet sich der „rheinischen Fußball-Sonderzone“ Köln, die es Christoph Daum ermöglicht habe, verloren gegangene Seriosität zurückzugewinnen. Durch den 3:1-Sieg in Stuttgart steht Köln auf einem soliden Mittelfeldplatz, und von Daum sind keine lauten Töne zu vernehmen. „Seit der Rückkehr in die Bundesliga“, billigt Horeni, „ist es erfreulich still um Daum geworden, und auch sportlich setzt der Trainer nicht mehr auf Attacke. Die stabile Defensive ist das Fundament eines Erfolgs, der sich nicht mehr aus Überschwang und großen Worten speist, sondern allein aus fachlichen Qualitäten. Das ist zwar nur ein kleiner Erfolg innerhalb der Liga, aber ein großer für Christoph Daum.“

Tribünen schießen keine Tore

Diego zeigt sich erstmals seit langem in guter Form, und schon gewinnt Bremen hoch gegen Berlin, was Christof Kneer (SZ) zu einer kritischen Bestandsaufnahme veranlasst: „Das 5:1 zeigt den Bremern, wie abhängig sie von der Kunst des Brasilianers Diego sind.“ Damit sei die Niederlage gegen Leverkusen drei Tage zuvor (wenn schon nicht überwunden, dann wenigstens) verdrängt, die den Bremern sehr zu schaffen mache. „Gegen Leverkusen verlor Werder, weil die Leverkusener moderner und offensiver wirkten, was zufällig jene Attribute sind, auf die Werder sich seit einem halben Jahrzehnt – zurecht – einiges einbildet. Das Spiel gegen Leverkusen schmeckte so bitter, weil es sich wie das Ende einer kleinen Ära anfühlte.“

Matthias Wolf (Berliner Zeitung) wirft dem Vorstand von Energie Cottbus die falsche Strategie vor: „Warum wurden von den 9 Millionen Euro Gewinn aus der vergangenen Saison nur 1,7 Millionen (für elf Spieler) ins Team gesteckt? Deutlich weniger als in den Arena-Umbau. Tribünen schießen keine Tore. Man kann sich, was die Qualität der Spieler angeht, auch zu Tode sparen. Man hat sich im Sommer auf die DVDs der Spielerberater verlassen. Wie schon vor dem ersten Abstieg 2003, als das damalige Management bequem wurde. Nur ein Mitarbeiter aus dem Klub beobachtet regelmäßig das Meer der Profis. Noch Fragen, warum Cottbus keine Austern findet?“

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