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Hecking ohne Handschrift

Frank Baade | Donnerstag, 20. August 2009 Kommentare deaktiviert für Hecking ohne Handschrift

Zwei Stimmen zu Dieter Heckings Rücktritt bei Hannover 96, dem altmodisches Arbeiten attestiert wird, bei der Nachfolgersuche fällt der obligatorische Name Matthäus, Slomka hat wohl die besten Karten

Christian Otto nimmt im Tagesspiegel Präsident Kind in die Pflicht: „Das üble Spielchen mit den Fans, die auf den eigenen Trainer pfeifen, hatte Hecking seit Monaten ertragen müssen. Weil seine Mannschaft angesichts einer wackeligen Abwehr zur ‚Schießbude der Liga‘ getauft worden war und nach einer völlig verkorksten Saison keine Besserung in Sicht kam, wurde gestern nach nur zwei Spieltagen vor den Toren von Hannover die Zukunftsfrage gestellt. Hecking hat Spieler, Fans und Offizielle von seiner Arbeit zuletzt nicht mehr überzeugen können. Für die Mannschaft, von der ein Großteil unter Hecking nur noch wenig Spaß am Beruf hatte, kam dessen Abgang in der gestrigen Kürze unvermittelt. Bei Kind hatte der Spaß aufgehört, als zum ersten Saisonheimspiel nur 29.000 Zuschauer gekommen waren – und die Mehrheit davon war auch enttäuscht wieder nach Hause geschlichen. Wer jetzt kommen soll, ist unklar. Ein angebliches Treffen von Schmadtke mit Lothar Matthäus wurde dementiert. Dass Mirko Slomka als möglicher Nachfolger in Frage kommt, wird nicht verneint. Der frühere Schalker Coach hat seine Laufbahn einst als Jugendtrainer bei 96 begonnen und war zuletzt, auch wenn er seinem Freund Hecking nie wehtun wollte, ständiger Gast in Hannovers Arena. Bei der Suche nach einer tragfähigen Lösung wird sich auch der Präsident selbst fragen müssen, warum die Ansprüche in Hannover stets so groß sind und angesichts diverser Entlassungen im Grunde nie richtig Ruhe einkehrt.“

Im Prinzip ein Polizist

Jörg Marwedel verweist in der SZ darauf, dass Dieter Hecking immerhin der Trainer mit der längsten Dienstzeit bei Hannover 96 geworden ist — magere drei Jahre reichen angesichts der hohen Trainerfluktuation in Hannover schon, um zum Rekordtrainer zu werden. Den Forderungen der Fans nach Heckings Demission habe Präsident Kind nicht nachgegeben, wohl aber den beiden Aspekten, die auch Christian Otto oben nennt: Ein halbleeres Stadion und zudem keine funktionierende Kommunikation mehr zwischen Spielern und Trainer: „Im Prinzip komme bei Hecking sein alter Beruf als Polizist immer wieder durch. Er sei kein moderner Trainer, am liebsten würde er, wie früher, nur Anordnungen geben. Die von Kind verbreitete Version, der Coach habe sich zuletzt positiv verändert, konterte dieser in einer Sendung im NDR: ‚Ein Dieter Hecking hat sich nicht verändert.‘“ Eine Handschrift Heckings sei nicht erkennbar gewesen, die teuren Neueinkäufe oft verletzt. Am schlimmsten sei jedoch gewesen, dass Hecking über sich hinweg bestimmen ließ, mit welcher Taktik gespielt werde: Im letzten Jahr seien es einflussreiche Spieler gewesen, in diesem Jahr Sportdirektor Schmadtke, die über diese entschieden hätten.

Nach Jörn Andersen nicht nur die nächste Trennung von einem Trainer, auch der nächste Trainer, dessen Ruf bei dieser Trennung deutlich angekratzt wird.

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