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Bundesliga

Verrückte Liga

Matthias Nedoklan | Montag, 30. August 2010 Kommentare deaktiviert für Verrückte Liga

Ein Spieltag aus dem Kuriositäten-Kabinett: Wolfsburg führt und verliert, Bayern geht auf dem Betze unter und Gladbach und Leverkusen verzichten gänzlich auf die Defensive

Michael Horeni (FAZ.net) analysiert die Lage „auf“ Schalke und in Wolfsburg. „Null Punkte nach 180 Minuten Bundesliga-Fußball für den Vorjahreszweiten sowie den Meister von 2009 sind zunächst nicht mehr als klassische Fehlstarts zweier Klubs, die von höchsten Ambitionen getrieben werden und sich auf dem Transfermarkt mit einem Einsatz tummeln, dass einem schwindelig werden kann.“ Besonders bei den Königsblauen sei die Lage angespannt: „Das ‚System Magath‘ steht nach den beiden herausragenden Erfolgserlebnissen erst beim Wolfsburger Werksklub und dann beim westfälischen Herzensklub auf dem Prüfstand. Das ist ein ebenso erstaunlich frühes wie eindeutiges Misstrauensvotum – und gar kein gutes Zeichen für eine langfristig angelegte Beziehung.“

Schalker Kaufhaus des Westens

Tobias Rabe (FAZ.net) fasst einen spektakulären Spieltag zusammen: „Wolfsburg mit Diego führt 3:0, aber Mainz siegt. Freiburg dreht die Partie in Nürnberg. Schalke verliert zu Hause, St. Pauli spät, Stuttgart wieder. In Bremen fallen sechs Tore, und in Leverkusen neun.“ Der Abschluss der Transferperiode sei brisant wie nie, einige Klubs müssten noch nachrüsten: „Der interessanteste Marktplatz ist das ‚Kaufhaus des Westens‘. Felix Magath hat den Schalker Kader schon kräftig verändert, nun kamen Ciprian Deac von CFR Cluj und Hans Sarpei, der gegen Hannover gleich in der Startelf stand. Der Einstand misslang. Mit dem AC Mailand soll über einen Wechsel von Klaas-Jan Huntelaar Einigkeit bestehen; 13 Millionen Euro stehen als Ablöse im Raum.“

Ulrich Hartman (SZ) verabschiedet die bisher traditionell sichere Abwehr des FC Schalke 04: „Dass Spieler wie Rafinha, Marcelo Bordon und Heiko Westermann nicht mehr für Schalke spielen, machte sich in der Stabilität der Mannschaft ebenso fatal bemerkbar wie in der neuen Harmlosigkeit bei Standardsituationen. Obwohl die Saison jetzt schon zwei Spieltage alt ist, erweckt Magaths Schalke den Eindruck einer Mannschaft im frühen Stadium der Saisonvorbereitung.“

Bremer Heißdüse wird zur Attraktion

Ralf Wiegand (SZ) begrüßt Marko Arnautovic in der Bundesliga: „Gerade erst sind sie ja alle zusammen mühsam aus dem Sommerlock geklettert, das mit Geschichten über den schwierigen Herrn Arnautovic, seine Autos, seine Partys und seine Frauen randvoll gefüllt war.“ Werder sei wohl der einzige Verein in der Liga dem man bedenkenlos zutraue, mit vermeintlich schwierigen Charakteren zu Recht zu kommen: „Hier hat sich schon manche Heißdüse zur Attraktion der Liga aufgeschwungen, oder würde jemand behaupten, Ailton oder Mario Basler seien einfach gewesen?“

Moritz Kielbassa (SZ) warnt den FC Bayern nach der Niederlage in Kaiserslautern: „Arjen Robben, der zentrale Antriebsspieler der Vorsaison, ist schwer verletzt. Mit noch mindestens zehn Wochen Pause kalkulieren die Bayern für ihren Dribbler. Noch streben die Bayern in diesem brisanten Fall eine gütliche finanzielle Einigung mit dem niederländischen Verband an, der Robben zur WM mitnahm, was aus Münchner Sicht unverantwortlich war.“

Gomez verpasst Neuanfang

Michael Horeni (FAZ.net) sorgt sich um Bankdrücker Mario Gomez: „Bei der Premiere fehlten Robben und Olic wegen Verletzung – Gomez blieb auf der Bank. Gegen Kaiserslautern bekam Olic trotz seiner Spiel- und Vorbereitungspause sofort den Vorzug in der Startformation. Gomez hat Vertrag bis 2013, aber die nächste Chance auf einen Neuanfang geht schon am Dienstag dahin. Der FC Liverpool wollte nach der Verletzung seines Stürmers Torres hören, ob Gomez und sein Klub sich ein einjähriges Ausleihgeschäft vorstellen könnten. Gomez aber, der zu den höchstbezahlten Profis der Liga zählt, winkt ab. Egal, wer anfragt.“

Matti Lieske (Berliner Zeitung) freut sich über eine Bundesliga in der nichts selbstverständlich ist: „Die Bundesliga ist weit entfernt von englischen Verhältnissen. In der Premier League erledigen die Topklubs ihre Aufgaben gegen den inferioren Rest mit aufreizender Selbstverständlichkeit. In Deutschland ist nichts selbstverständlich, nicht mal ein Bayern-Sieg beim Aufsteiger. Keine andere der großen Ligen kennt so viele Außenseitersiege, Einbrüche, Formkrisen, Überraschungsteams wie die Bundesliga.“

Gladbacher Raketen überholen Leverkusen

Frank Nägele (FR) kümmert sich nach einer spektakulären 3:6-Pleite um den Patienten Bayer Leverkusen: „Die Wenigsten durften sich trotz des Europa-League-Spiels am Donnerstag auf Erschöpfung berufen. Heynckes hatte fünf Spieler in die Startelf beordert, die er in Simferopol geschont hatte. Darunter auch Ballack, der sofort versuchte, sich als Mittelpunkt zu etablieren. Leider verlor er jeden Zweikampf und jedes Laufduell. Gladbach konterte einfach weiter über Idrissou und Reus, die wie Raketen wirkten im Vergleich zum gesamten Leverkusener Defensivverbund inklusive des Mittelfelds um Ballack. Jene Mannschaft, die in der Hinrunde der Vorsaison nur ein Gegentor nach Kontern hinnehmen musste, wurde von Mönchengladbach auseinandergenommen.“

Oliver Trust (Tagesspiegel) blickt auf die Baustellen in Stuttgart: „Neben Hauptbahnhof und Stadion zeigt sich auch die Mannschaftsleistung des VfB weiterhin als ausbaufähig.  Ein Gutes hatte die zweite Niederlage im zweiten Saisonspiel der Fußball-Bundesliga. Der Stuttgarter Manager Fredi Bobic wird nicht mehr viel Zeit darauf verwenden müssen, die Klubführung von weiteren Verstärkungen zu überzeugen. Heute wird der Klub mit Mauro Camoransesi von Juventus Turin einen neuen Spieler vorstellen. Der 33 Jahre alte italienische Nationalspieler soll rund zwei Millionen Euro kosten und die rechte Seite im Mittelfeld verstärken.“

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