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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Champions League

Gemütlichkeit an der Säbener Straße

Matthias Nedoklan | Dienstag, 28. September 2010 1 Kommentar

Vor dem Champions League Spiel zwischen dem FC Bayern und dem FC Basel zieht die Presse fleißig Parallelen zwischen dem deutschen Rekordmeister und den Schweizern

Andreas Burkert (SZ) entdeckt die neue Münchner Gelassenheit: „Die Bayern und van Gaal hatten sich in der zurückliegenden Rückrunde versöhnt, man akzeptierte in München dann doch die Vorgehensweise des Coachs. Nachdem im Herbst 2009 noch Spannungen vorlagen und eine rasche Trennung im Raum stand, ist der 59-Jährige seit dem Double-Gewinn und dem Einzug ins Champions-League-Finale geschätzt als strategischer Projektentwickler und Talentförderer. Selbst seinen eigenwilligen Verzicht auf Neuzugänge wie Sami Khedira haben sie ihm zuletzt abgesegnet. Es nun mal im ersten Herbststurm mit Gemütlichkeit zu probieren, ist gleichwohl ein neues Münchner Verhaltensmuster. Als die Bayern vor einem Jahr nach acht Spielen in nahezu identischer Lage steckten – Rang acht, zwölf Punkte nach acht Spielen, acht Zähler hinter der Spitze –, sprachen Rummenigge und Hoeneß distanziert über van Gaal und vom Zwischenzeugnis, welches nach der Hinrunde ausgestellt werde. Nun dürfte van Gaal längeren Kündigungsschutz genießen, wenngleich das bayerische Wetteramt etwa nach einer Niederlage in Dortmund sicher erste Orkanwarnungen absetzen würde.“

Maik Rosner (Berliner Zeitung) freut sich über die neue Weitsicht des Bayern Präsidiums: „Für antizyklische Verhaltensweisen war bei Bayern München stets Uli Hoeneß bekannt. Nach Siegen polterte er als Manager gerne mal öffentlich drauflos, nach Niederlagen nahm er sich zurück oder schützte Trainer und Spieler. Mittlerweile hat sich Hoeneß als Präsident weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Es ist trotzdem naheliegend, dass der 58-Jährige nun wieder einmal antizyklisches Verhalten als Gebot der Stunde empfunden und mit präsidialem Gewicht die Vertragsverlängerung von Trainer Louis van Gaal empfohlen hat. Dem wird noch in dieser Woche entsprochen. Nach dem 1:2 am Samstag gegen den Tabellenführer FSV Mainz befindet sich der FC Bayern in einer äußerst kritischen Situation. Zehn Punkte beträgt der Abstand zu Platz eins in der Liga, und eine schnelle Korrektur ist wegen der verletzungsbedingten Ausfälle von Arjen Robben und Franck Ribéry kaum zu erwarten. Früher hätte es bei derartigem Misserfolg eine Trainerdiskussion gegeben, doch wegen der besonderen Umstände wurde vor dem zweiten Spiel in der Champions League an diesem Dienstag beim FC Basel das Antizyklische zum Geschäftsprinzip erhoben.“

Nur Butt und Lahm stützen die Defensive

Stefan Osterhaus (NZZ)  analysiert die Schwachstellen des FC Bayern: „Seit der Vereinfachung des Namens zu Jörg Butt, die er mit Beginn seines Engagements bei den Bayern vor zwei Jahren vornahm, ist der Qualitätssprung unübersehbar, und das ist nötig für die Bayern. Denn ihre Abwehr ist ein wunder Punkt. Butt ist die verlässliche Stütze in einem Gefüge, das längst keine Stabilität mehr aufweist. Neu sind die Probleme nicht. Am Samstag gegen Mainz erwies sich die linke Seite einmal mehr als verwundbar: Beide Tore zum 2:1-Erfolg in München leiteten die Mainzer über diesen Flügel ein. Das Dilemma wird von Trainer Louis van Gaal toleriert. Unumstritten sind bloß die Fähigkeiten des deutschen Internationalen Philipp Lahm auf der Außenbahn, sonst wirkt die bayrische Verteidigung konzeptlos. Die Fehlentwicklung begann in der letzten Saison, und warum van Gaal, der erklärte Barça-Fan (und ehemalige Coach der Katalanen), der Verbesserung der Defensive so wenig Beachtung schenkt, ist rätselhaft. Würden doch einem Offensiv-Apostel wie van Gaal erstklassige Innenverteidiger mehr Optionen im Angriffsspiel eröffnen – in Barcelona demonstrieren Piqué und Puyol dies Woche für Woche. Die Bayern amputierten sich solcher Fähigkeiten selbst. In der letzten Saison ließen sie den Brasilianer Lucio zu Inter Mailand ziehen.

Bayern und Basel ohne Neuzugänge

David Wiederkehr (SZ) könnte auch den FC Bayern meinen, wenn er schreibt: „Es war also vielleicht ein Fehler, nur marginal verstärkt in die neue Saison zu gehen. Vom Kontrahenten aus Bern kam der ivorische Regisseur Gilles Yapi, aus Tunesien der junge sambische Nationalspieler Fwayo Tembo und von den Grasshoppers Zürich kehrte das Schweizer Torhütertalent Yann Sommer zurück. Fink setzte nicht auf Stars, sondern wollte die Positionen doppelt besetzen, auch mit Nachwuchsspielern. Den Stamm, sofern es angesichts seiner Rotation zwischen den Spielen denn einen gibt, erachtete er als konkurrenzfähig für den Ligabetrieb und die Champions League“

Jörg Hanau (FR) rückt Thorsten Fink ins Rampenlicht: „Der vermeintliche Beau aus Deutschland hat sich in der Schweiz einen Namen gemacht. Und doch steht er erst am Anfang seiner zweiten Karriere. In Basel läuft sein Vertrag bis 2011 − mit einer Option bis 2012. In der Schweiz weiter top − der FC Basel ist aktuell Tabellenzweiter −, begreift Fink die Champions League als Bühne. Auch für sich selbst“

Sprung ins Entmüdungsbecken

Jürn Kruse (Welt) springt mit ‚Gigi‘ Oeri, Präsidentin des FC Basel, ins Entmüdungsbecken:  „Christian Gross versuchte alles, sie davon abzuhalten. Doch Gisela „Gigi“ Oeri ließ sich vom damaligen Baseler und heutigen Stuttgarter Trainer nicht beirren: Die Mäzenin stieg mit ihren Fußballspielern ins Entmüdungsbecken – in einem blau-roten Ganzkörperanzug aus Seide, den Pokal fest in den Händen.  Der Vorfall liegt acht Jahre zurück und hat der starken Frau des FC Basel nicht geschadet. Die Fans schätzen sie, auch gerade wegen ihrer Exzentrik, und außerdem gab es für den Sprung ins Wasser gute Gründe: Erstmals nach 22 Jahren feierten Oeri und Co. Meisterschaft und Pokal – die erste sportliche Rendite für Oeris Engagement. Doch so exzentrisch die in Baden geborene Oeri zuweilen sein mag, ist sie dennoch Unternehmerin mit schweizerischer Nüchternheit und Präzision. Ihr 1998 eröffnetes Puppenhausmuseum – das größte seiner Art in Europa – ist nicht etwa nur aus einer jahrzehntelangen Sammelleidenschaft, sondern auch aus kühler Akribie entstanden: Oeri kaufte 1998 ein klassizistisches Gebäude in der Baseler Innenstadt. Beste Lage. Sie entsandte Scouts in die ganze Welt, die alsbald mit 2.500 Teddybärchen zurückkamen. Hinzu gesellten sich Puppen, Kaufmannsläden und Karussells. Rasch kamen 6000 Exponate auf 1000 Quadratmetern zusammen.

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Kommentare

1 Kommentar zu “Gemütlichkeit an der Säbener Straße”

  1. MIck
    Dienstag, 28. September 2010 um 13:22

    Bayern wird Basel heute Abend wegfegen. Genauso wird es dem BVB am Wochenende ergehen. Unter Druck spielt der FCB immer noch am besten. Louis van Gaal wird seine Spieler schon richtig einstimmen, da bin ich mir sicher!

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