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Bundesliga

De Camargos Tor beglückt die Gladbacher Seele

Martin Hauptmann | Freitag, 20. Mai 2011 2 Kommentare

In einem munteren Relegations-Hinspiel zwischen Gladbach und Bochum erzielt der Belgier Igor de Camargo  in der Nachspielzeit das wertvolle 1:0; die Vorteile fürs Rückspiel liegen jetzt bei der Borussia

Richard Leipold (FAZ) lobt die Ansehnlichkeit des Spiels: „Sie empfanden die Zusatzaufgabe Relegation offenkundig nicht als Last, sondern zeigten sich voller Lust auf Fußball, als wollten sie sich dankbar zeigen dafür erweisen, dass sie nach einer jeweils schwachen Hinrunde doch noch die Chance eröffnet, sich auf diesem Umweg Zutritt zur ersten Liga zu verschaffen. […] Zwanzig Minuten vor Schluss beorderte Funkel seinen ‚Joker’ Giovanni Federico auf den Rasen. Der Mittelfeldspieler hatte, von der Bank kommend, schon manch wertvolles Tor erzielt. Doch dieses Vergnügen war an diesem dramatischen Fußballabend de Camargo vorbehalten, der mit seinem späten Treffer doch noch nachholte, was Hanke und andere zuvor versäumt hatten.“

Ein Kampf um Liga 1

Jürgen Schmieder (Süddeutsche) bleibt ein hart umkämpftes Spiel im Gedächtnis: „Es wurde gefoult und getreten, sich beim Kopfball duelliert, wild gegrätscht, zuvor versprungenen Bällen hinterher gehechtet.Tapferes und ehrliches Handwerk also, das durchaus seinen Reiz hatte. Es kamen in der ersten Halbzeit einige Torchancen zu Stande, die eher erkämpft als erspielt wurden und für die nicht einmal Louis van Gaal den Begriff ‚kreiert‘ verwenden würde.“

Gladbach nun Favorit

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) sah eine ‚erstaunlich offene’ Partie. Gladbach könne weiter hoffen: „Das Fanprojekt von Borussia Mönchengladbach hatte für das Relegationsspiel ihrer Mannschaft gegen den VfL Bochum eine strenge Kleiderordnung verfügt. Alle Anhänger der Gladbacher sollten in Grün erscheinen. Grün – die Farbe der Hoffnung. Doch der Erfolg fiel recht überschaubar aus. Grüne Inseln waren im ausverkauften Borussia-Park gestern Abend nicht auszumachen. Aber Hoffnung ist für die Gladbacher wieder ein bisschen größer geworden. Durch ein Tor in der Nachspielzeit gewann der Erstligist das Relegations-Hinspiel gegen Bochum 1:0. Es war ein Moment, der den Borussia-Park erbeben ließ.“

Und dennoch: Bochum bleibt gefährlich

Christian Paul (Spiegel) zieht einen Vergleich mit einem Leinwand-Helden: „Der VfL Bochum ist wie James Bond. Er kehrt immer wieder zurück. Jedesmal, wenn der Club aus der Bundesliga abgestiegen ist, war er im Jahr darauf prompt wieder da. 1994, 1996, 2000, 2002 und 2006: Fünfmal gelang es dem VfL bereits, die zweite Liga sofort wieder zu verlassen. In diesem Jahr droht die Serie jedoch zu reißen.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “De Camargos Tor beglückt die Gladbacher Seele”

  1. Hans Klemm
    Samstag, 21. Mai 2011 um 12:09

    Wie es immer so ist, registrierte der passive Fernsehzuschauer neben der Freude des Siegers auch das Leid der Unterlegenen Bochumer.
    In diesem wichtigen Treffen wurde allerdings das insgesamt vorentscheidende Tor nicht in, sondern nach der Nachspielzeit erzielt.

    Zum Leidwesen der Gäste hat der Schiedsrichter allerdings richtig gehandelt, denn nur er legt nach vorausgegangener Funkberatung mit seinen Assistenten die Verlängerungszeit fest, die dann an der Seitenlinie mit Hilfe der hochgehaltenenen beleuchteten Tafel, für jedermann sichtbar, angezeigt wird.

    Wäre der vorentscheidende letzte Gladbacher Einwurf in der Mitte des Platzes gewesen, hätte danach sofort abgepfiffen werden müssen. Hier entwickelte sich aber anschließend eine Strafraumsituation, die laut Regel nicht unterbrochen werden darf! Wie andersrum der Hexenkessel reagiert hätte, kann man sich vorstellen…..

    In einem WM-Spiel zwischen Brasilien und Schweden (1978) nahm es der Schiedsrichter ganz genau und pfiff während des Fluges nach einer Ecke der Brasilianer ab, obwohl sie dabei ein Tor erzielten! Darüber wurde weltweit noch lange diskutiert!

    Umstritten bleibt für mich aber diese Nachspielzeitregel. Warum, wie z.B. beim Handball, können sich anbahnende größere Unterbrechungen (schwere Verletzungen) nicht durch ein jeweiliges Zeichen des Schiedsrichters an eine neutrale Zeitmessungsstelle im Stadion gesandt werden, die dann die entsprechenden Nachspielminuten über die vorhandene Tafel kurz vor dem Ende beider Halbzeiten anzeigt. Bis dahin könnte sich der Spielleiter nur noch voll auf die Aktionen der Spieler konzentrieren!

    Allerdings würde das nur für den Profibereich zutreffen, wo falsche Entscheidungen des Schiedsrichters die Vereine nicht nur sportlich schädigen, sondern damit auch ganz schnell ihre wirtschaftlichen Fundamente stark schwächen können.

  2. Ulfert
    Samstag, 21. Mai 2011 um 13:43

    „Wäre der vorentscheidende letzte Gladbacher Einwurf in der Mitte des Platzes gewesen, hätte danach sofort abgepfiffen werden müssen.“

    Nein, der Schiedsrichter entscheidet wann er abpfeifft. Zum Beispiel kann er auch vor der Ausführung des Einwurfes abpfeiffen, oder in der Nachspielzeit eine Verzögerung bemerken, die eine weitere Nachspielzeit rechtfertigt.

    Der prinzipielle Unterschied zum Handball ist klar: Im Handball hat der Schiedsrichter nicht die alleinige Spielleitung. So MUSS ein Freiwurf im Handball auch nach der regulären Spielzeit noch (direkt) ausgeführt werden – das ist im Fußball nicht der Fall.

    Der Schiedsrichter berücksichtigt auch im Fußball die Verletzungsunterbrechungen, nur wird eben die Zeit nicht angehalten, sondern nachgespielt. Das macht in der Auswirkung dann keinen Unterschied, „umstritten“ ist diese Regelung daher nicht.

    Was ich sehr angenehm fand waren die Reaktionen der Trainer anschließend im ARD-Studio. Funkel hat sich recht schnell beruhigt und die Trainer haben voller Respekt voneinander und miteinander gesprochen. Es hat auch keiner der Spieler – soweit ich das gehört habe – so etwas gesagt wie „wenn die Spieler lieber auf die Uhr gucken als auf den Platz sind sie selber Schuld“ – solche Aussagen wären bei anderen Vereinen/Personen durchaus denkbar. Selbst die Reaktion des Bochumer Torwarts auf die sehr provozierend gestellten Fragen des Reporters waren noch sehr zurückhaltend, verglichen mit der Steilvorlage.

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