indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Dortmund versus Bayern – Duell der Giganten

Kai Butterweck | Dienstag, 10. April 2012 8 Kommentare

Das kommende Gipfeltreffen zwischen Borussia Dortmund und Bayern München zieht die Presse in seinen Bann

Der 30. Spieltag steht ganz im Zeichen des Spitzenspiels in Dortmund. Thomas Hummel (SZ) wundert sich über schweigsame Bayern: „Das Vorspiel aus München erinnert an den Ton der Staats- und Regierungschefs vor einem Eurokrisen-Gipfel in Brüssel: Nur ja niemanden reizen, nur ja keine Missstimmung erzeugen, die Brisanz aus der Veranstaltung nehmen. Und die Fragen lauten: Haben die Bayern nach drei Niederlagen in Serie in den vergangenen Duellen wirklich so viel Respekt vor Borussia Dortmund? Wollen sie den Gegner einlullen? Wollen sie Dortmund mit den eigenen Waffen besiegen?“

Schwere englische Wochen

Elisabeth Schlammerl (FAZ) befasst sich mit dem körperlichen Zustand der Münchener: „Bisher gab den Münchner ein frühes Tor stets Sicherheit und ließ fast immer ein Offensivspektakel folgen, aber die Augsburger ließen sich nicht aus ihrem Konzept bringen, sondern ordneten sich schnell. Die Münchner zogen dagegen zurück, schoben den Ball in der eigenen Hälfte in bedächtigem Tempo hin und her. Die Bewegungen wirkten pomadig, die nun schon fünfte englische Woche hintereinander hatte offenbar Spuren hinterlassen, es fehlte sowohl gedanklich als auch körperlich die Spritzigkeit.“

Peter Ahrens (Spiegel Online) setzt die Mannen von Jupp Heynckes unter Druck: „Mancher bei den Bayern mag insgeheim auf einen Dortmunder Ausrutscher beim Magath-Team in Wolfsburg spekuliert haben: Dadurch, dass der BVB jedoch die Hürde bei den heimstarken Niedersachsen beeindruckend souverän genommen hat, liegt der Erfolgsdruck eindeutig auf Seiten des Rekordmeisters. Bei einer Niederlage und dann sechs Punkten hinter einem noch selbstbewussteren Tabellenführer Dortmund wäre die Meisterschaft aus Münchner Sicht kaum noch möglich.“

Das Kräftemessen zweier Glaubensrichtungen

Maximilian Bensiger (goal.com) kann es kaum mehr abwarten: „Während im Ruhrpott ehrliche harte Arbeit zählt, das Grundeinkommen niedrig – die Arbeitslosigkeit hoch ist, und der Klub eine zentrale Rolle im Leben der Anhänger spielt, ist München eine kulturelle Hochburg mit gutbetuchter Klientel. Während in Dortmund tausende Vollblutfans den Signal-Iduna-Park füllen, trifft man in der Allianz-Arena ein Mischpublikum aus Touristen, Logenbesuchern bis hin zu ähnlich fanatischen Fußball-Verrückten. Dementsprechend unterschiedliche Philosophien verfolgen die beiden Klubs. Es ist also nicht nur ein Duell um Deutschlands Fußballkrone, sondern auch – um es mal überspitzt auszudrücken – das Kräftemessen zweier Glaubensrichtungen. Es ist alles für den ultimativen Bundesliga-Kracher angerichtet.“

Lehrstunde in taktischen Fragen

Christian Otto (Tagesspiegel) zeigt sich beeindruckt vom taktischen Verständnis des BVB: „Das Dortmunder Bemühen, sich dem Gipfeltreffen mit dem FC Bayern München am kommenden Mittwoch schadlos zu nähern, endete in Wolfsburg als Lehrstunde in taktischen Fragen. Viele Mannschaften sind in dieser Saison schon an dem unbarmherzigen Gastgeber verzweifelt, weil dieser unter der Regie von Felix Magath in der Defensive gerne zwei massive Viererreihen aufbietet. Gegen bieder agierende Teams mag das zum Erfolg führen. Aber die Dortmunder, angeführt von den überragenden Shinji Kagawa und Gündogan, schafften es immer wieder, das Defensivbollwerk des VfL auszutricksen.“

Tim Schulze (stern.de) freut sich auf ein Duell auf Augenhöhe: „Nach dem wahnsinnigen 4:4 gegen Stuttgart am vorvergangenen Freitag hatten sie genug Zeit, ihre Kräfte zu sammeln. In Wolfsburg war die Mannschaft von Jürgen Klopp wieder voll da. Mit der gewohnten Offensivpower und großer Effizienz zeigte sich der BVB gut gerüstet für das Duell am Mittwoch.“

freistoss des tages

Kommentare

8 Kommentare zu “Dortmund versus Bayern – Duell der Giganten”

  1. Geert H
    Dienstag, 10. April 2012 um 07:57

    Wo kann ich spenden, damit Peter Ahrens hier nicht mehr so häufig zitiert wird?

  2. Manfred
    Dienstag, 10. April 2012 um 10:15

    Käpt‘n Obvious meinst?
    Man stelle sich nur mal vor, Augsburg hätte einen Punkt geholt, wie unmenschlich (Kahn) dann der Druck (Kahn) blablabla…
    Auch nach diesem Spiel wird nichts entschieden sein, weil: ist ja noch nicht Schluß, ne.

  3. Tobi
    Dienstag, 10. April 2012 um 11:54
  4. Henk
    Mittwoch, 11. April 2012 um 13:31

    Da hat Maximilian Bensiger ja wirklich kanllhart recherchiert: Der Ruhrpott mit seinen hart arbeitenden, ehrlichen Malochern vs. Münchener Schickeria. Gähn. Viel tiefer hätte man nicht in die Klicheekiste greifen können, zumal sich die zugrunde gelegten Charaktereigenschaften ja nun nicht gerade auf die Vereine oder die Mannschaften übertragen lassen. Halt, doch, eine Parallele gibt es: Stadt und Verein sind in Dortmund ähnlich hoffnungslos überschuldet.

    Prinzipiell unterschiedliche Wertesysteme in München und Dortmund kann ich nicht erkennen.

  5. Van Kuchen
    Mittwoch, 11. April 2012 um 14:10

    es heißt: das Grundeinkommen sei niedrig
    Nun, bei den Anwohnern mag das stimmen.

    Wer kann mir erklären, mit welcher Rechtfertigung die Spieler solche immensen Summen verdienen?

    Und nicht zum beantworten, sondern zum Reflektieren sage ich: Irgendwo muß das Geld ja abgeschöpft werden, daß den immer weniger werdenden Millionären und Milliardären dieser Welt vor die Füße geworfen wird.

  6. Van Kuchen
    Mittwoch, 11. April 2012 um 14:40

    Danke an Tobi,

    ich finde das „aktuelle“ Sportstudio auch qualitativ sehr schlecht – im VErgleich zu dem, was es mal war.
    Dazu kommt noch, daß es nun noch eine STunde später ausgestrahlt wird, als früher, weil noch ein Krimi dazwischen gequetscht wurde.

    Was meine ich damit: Früher wurde noch einmal auf andere Weise auf das bereits berichtete geblickt und in Dinge EInblick gewährt, die sonst verborgen geblieben wären und interessant erscheinen. Heute:
    Tja, was stört mich: ich erlebe es so, daß fast nur die Tore gezeigt werden und irgendwie finde ich es keine Ergänzung mehr, sondern mehr ein Wiederkäuen.

  7. Frosch
    Mittwoch, 11. April 2012 um 14:55

    Eine – durchaus ernst gemeinte – Frage angesichts der ausgesuchten Texte an den if: Wollt Ihr die Leser provozieren oder haltet ihr das wirklich für das beste des Sportjournalismus? Oder ist es gar das beste des deutschen Sportjournalismus?
    Der überhaupt nicht klischeehafte, ganz neue Vergleich über München-Ruhrpott von M. Bensinger? Das Philosophieren über Druck von P.Arens, wie es seit Olli Kahn niemand mehr hingekriegt hat? Die große Taktiklehre von C. Otto, dass Wolfsburg – welche Sensation! – zwei eng aneinander gerückte Vierer-Ketten hat.

  8. Kai Butterweck
    Donnerstag, 12. April 2012 um 10:08

    @frosch: wir wollen keinesfalls provozieren.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

118 queries. 0,491 seconds.