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Champions League

Bayern in der Champions League: ein dickes blaues Auge

Kai Butterweck | Donnerstag, 14. März 2013 6 Kommentare

Der FC Bayern München zittert sich ins Viertelfinale der Champions League: Außerdem: Katerstimmung auf Schalke und Aufatmen in Barcelona

Die Bayern ziehen trotz der Heimschlappe gegen den FC Arsenal ins Viertelfinale der Champions League ein. Andreas Burkert (SZ) wischt sich den Schweiß von der Stirn: „Das Seltsame war, dass Arsenal nicht gleich nachsetzte nach dem frühen Führungstreffer, dass es nicht aufrückte und die Münchner noch mehr in Verlegenheit brachte. Dabei offenbarten die Bayern früh, trotz des vielen Ballbesitzes und erster Schusschancen für Kroos, dass die Kugel nicht so flüssig wie gewohnt durch ihre Reihen lief. Der gelb-gesperrte Schweinsteiger, zuletzt ein umsichtiger Halt-Geber, schien den Bayern in der Zentrale abzugehen; Ersatzmann Luiz Gustavo ist zwar ähnlich zweikampfstark, aber eben kein Spieleröffner – und Ribéry (Bänderdehnung) zudem einer der wenigen, der auf diesem Niveau nicht zu ersetzen ist.“

Arrogante Bayern

Maik Rosner (FR) kritisiert das überhebliche Auftreten des Rekordmeisters: „Nach der Niederlage und dem erwarteten Einzug ins Viertelfinale fiel der Jubel entsprechend überschaubar aus, zumal sich Javíer Martinez auch noch eine Gelbsperre eingehandelt hatte. Zu wenig hatten die arroganten Bayern zudem lange gegen das einst in Europa hochgeschätzte, nun aber nur noch mittelmäßige Arsenal geboten. Dass die Münchner dagegen zum Kreis der Titelkandidaten gezählt werden, unterstrichen sie diesmal nicht.“

Klaus Bellstedt (stern.de) blickt enttäuscht in Richtung Münchner Ersatzbank: „Von selbst ging zuletzt viel beim souveränen Bundesliga-Tabellenführer. Was auch an Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger lag. Dass diese beiden Schlüsselspieler nicht zu ersetzen sind, konnte man an diesem spätwinterlichen Abend von München eindrucksvoll erkennen. Wenn auch nur zwei Mosaiksteine im Gesamtkunstwerk fehlen, dann gerät der Bayern-Motor ins Stottern. Einerseits ist das verständlich, andererseits aber auch bedenklich. Stichwort: Qualität der Bankspieler.“

Schwache Schalker Offensive

Der FC Schalke O4 scheidet gegen Galatasaray Istanbul aus. Hendrik Buchheister (SZ) hadert mit der Schalker Angriffsabteilung: „Die Gäste aus Istanbul agierten nicht nur ungemein aggressiv. Sie verstanden es auch, ihr Spiel zuzuspitzen dank der wuchtigen Angreifer Didier Drogba und Burak. Die Schalker dagegen taten sich in der Offensive schwer ohne ihren am Knie verletzten Topstürmer Klaas-Jan Huntelaar. Ersatzmann Teemu Pukki mühte sich zwar rührend, und er hatte auch seinen Anteil am Ausgleich durch Michel Bastos. Doch höchsten Ansprüchen genügen Pukkis Durchsetzungsvermögen und seine Zielstrebigkeit nicht, das war an diesem Europapokal-Abend erneut zu beobachten.“

Peter Müller (derwesten.de) fordert mehr Engagement: „Wenn Schalke aus dem K.o. in der Königsklasse etwas lernen kann, dann dies: Du kannst den Mount Everest nicht in Badelatschen bezwingen – erst recht nicht, wenn du anfangs mutlos bist. An ihrem Auftreten muss die Mannschaft arbeiten, und an einigen Stellschrauben im Aufgebot wird zur neuen Saison der Manager drehen müssen.“

Daniel Theweleit (FR) verneigt sich vor Galatasaray-Coach Fatih Terim: „Neben der seltsamen Furcht gab es aber noch einen zweiten Aspekt, der als Erklärung für die misslungene erste Halbzeit taugen könnte. Fatih Terim, dieser spezielle Trainer der Türken, hatte die Schalker mit einer Mittelfeldformation überrascht, in der Wesley Sneijder das offensive Zentrum einer Raute bildete. Die Überraschungsstrategie ging perfekt auf. Wobei schon auf den Zetteln mit den taktischen Formationen,  zu sehen war, was Terim vorhat. Vielleicht hat es der Schalker Coach Jens Keller versäumt, da schon zu reagieren, die unerwartete Grundordnung der Türken bereitete den Schalkern nämlich enorme Probleme.“

Messi war der Schlüssel für den Triumph

Der FC Barcelona macht das Unmögliche möglich: als erste Mannschaft in der Champions League dreht der Klub ein 0:2 aus dem Hinspiel und zieht ins Viertelfinale ein. Thomas Hummel (SZ) feiert die Schattenmänner von Superstar Lionel Messi: „Der Argentinier war der Schlüssel für den Triumph.   Doch der Schlüssel musste im übertragenen Sinne erst ins Schloss getragen werden. Und das machten andere. Der ewig unterschätzte Linksaußen Pedro etwa, der mit seiner aufopferungsvollen Laufarbeit schon die deutsche Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2010 vor unlösbare Probleme gestellt hatte. Im Verbund mit David Villa führte Pedro das Pressing der Spanier.“

Christian Spiller (Zeit Online) stolpert über erstaunliche Archiv-Fakten: „Das Spiel der Katalanen gegen Milan am Dienstagabend war das dritte Pflichtspiel, das der Verein während einer päpstlichen Konklave abhielt. Alle drei gewann er, das gegen Real Madrid am 26. Oktober 1958, das gegen Las Palmas am 14. Oktober 1978, und eben das gegen den AC Milan am 11. März 2013. So weit so gut, doch da kommt noch was: Alle Spiele endeten 4:0. Gut möglich, dass das alles nur Zufall ist. Am Mittwoch wird sicherlich kein blau-karminroter Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle wehen. Doch bei diesen Katalanen kann man nie wissen. Vielleicht liegt ihnen ja dieses kirchliche Machtvakuum. Weil sie ihre eigenen Götter haben. Lionel Messi zum Beispiel.“

Ralf Itzel (FR) lehnt sich erleichtert zurück: „Endlich fand der Kreiselfußball wieder Zuspitzung. Ein mutiges, hungriges, zielgerichtetes Barça kreierte ständig Chancen. An der Ehre gepackt, zeigten alle Bestform, vor allem das Mittelfeld mit Sergio Busquets, Xavi, Iniesta und Messi.“

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Kommentare

6 Kommentare zu “Bayern in der Champions League: ein dickes blaues Auge”

  1. Millernroar
    Donnerstag, 14. März 2013 um 13:07

    „Der ewig unterschätzte Pedro“, schreibt die SZ. ??? Wer hat ihn unterschätzt?!? Vermutlich die SZ selber, aber die müssen doch nicht ihre Ahnungslosigkeit zum Maßstab aller machen!

  2. Kölsche Ziege
    Donnerstag, 14. März 2013 um 13:35

    Ich glaub, für die Bayern ist es letztlich perfekt gelaufen. Den notwendigen Dämpfer gekriegt und trotzdem weitergekommen. Jetzt sind alle wieder wach und werden konzentrierter an die nächsten Aufgaben herangehen.
    Gruß
    Die kölsche Ziege

  3. Die Blog- & Presseschau für Freitag, den 15. März 2013 | Fokus Fussball
    Freitag, 15. März 2013 um 11:19

    […] Butterweck (Indirekter Freistoß) hat eine Presseschau zur Champions League erstellt, mit Schwerpunkt auf den […]

  4. HUKL
    Freitag, 15. März 2013 um 13:49

    Es wären fast zwei blaue Augen für die Bayern geworden. Statt die gefühlte Gesamtniederlage gegen Arsenal hinzunehmen, wachte nach einer längeren Unterbrechung plötzlich wieder „Meister Attacke“ auf und wetterte – nicht etwa gegen seine eigenen Spieler – sondern gegen die Presse und anderen Medien! Auch das gibt es. Der Grund:
    In der ruhigen, überragenden Phase der letzten Meisterschaftsspiele mit dieser unglaublichen Erfolgsserie hätten diese mit Kritik gespart und damit die Spieler regelrecht eingelullt und nicht zu Reibereien angestachelt, die eventuell 5 % mehr Leistung gebracht hätten!

    Für mich ist das eine eigenartige und auch seltene Wende im (erwünschten ) Umgang mit den Bayern! Da muss der gute U. Hoeneß aber sehr starke Gewissensbisse gehabt haben, wenn er von den Medien plötzlich einen anderen, kritikreicheren Umgang, ausgerechnet jetzt, kurz vor den letzten entscheidenden Metern der verschiedenen Zieleinläufe, erwartet, sogar fordert.

    Ist das glaubwürdig? Nein! Wenn man die Geschehnisse nicht nur in München möglichst immer durch die neutrale Brille beobachtet, wäre eine spontane oder dauerhafte Kritik wegen den erzielten positiven Resultaten vor dem Arsenal-Spiel und der erfreulich ruhigen Lage im direkten Umfeld des Clubs durch Funk, Fernsehen und Presse unvorstellbar, regelrecht realitätsfremd gewesen, auch nicht, um die Spieler aufzuwecken, damit sie sich zusätzlich noch „reiben“ sollen!

    Genau dieser jetzt regelrecht von ihm geforderte unglaubliche Wunsch des „Aufpuschens von Außen“ mit Kritik für seine Spieler war doch aus seiner Sicht genau die Ursache gewesen, bei der Vergabe der verschiedenen Tröphäen in der nahen Vergangenheit nicht ganz oben auf dem Treppchen oder Rathausbalkon gestanden zu haben.

    Nun wartet mit Juventus eine italienische Mannschaft auf die Bayern, wobei besonders die Turiner Zuschauer für „Reibung“ sorgen könnten……..

  5. A. K.
    Samstag, 16. März 2013 um 04:52

    HUKL, Intelligenz sieht aber anders aus…

    Von zig Aussagen, hat U.H. in einem Nebensatz erwähnt, dass er auch festgestellt hat, dass die Medien voraussetzen dass der FC Bayern immer zu gewinnen hat …
    Was ist mit der BILD-Schlagzeile … Heute hauen wir Arsenal weg … ist das nicht arrogant? Die Bayern haben das nicht gesagt – die BILD hat sich diese Schlagzeile ausgedacht um Klicks zu ergattern…
    Und HUKL Du arme Socke drehst die Kritik von U. H. um und kapierst nicht, dass es um etwas ganz anderes ging in seiner „Kritik an den Medien“ …

    Armselig, so was …

  6. HUKL
    Samstag, 16. März 2013 um 13:43

    @ A.K.

    Zunächst vielen Dank für die netten Komplimente, lieber „BILD“ – Zeitungsleser!

    Mich würde wahnsinnig interessieren, was denn der U.Hoeneß mit seiner Aufforderung zur Kritik an seinen Verein sonst meinte?

    Vielleicht doch noch eine Erklärung meinerseits:
    Nicht nur die Medien, sondern auch alle anderen
    Leute, wie Sie (wir sollten bei dieser Anrede bleiben) und ich erwarten von solch einer Mannschaft wie Bayern durchweg möglichst nur Siege. Wenn es einmal doch nicht klappt, wie geschehen, kann man aber wohl nicht mit Rundumschlägen verschiedene Redakteure bestimmter Medien verantwortlich machen!

    Neuester Angriffspunkt von U.H. ist übrigens sein ehemaliger Mitarbeiter van Gaal, der sich in seiner Trainerrolle in München als „Gott-Vater“ gefühlt haben soll….

    Damit wir uns richtig verstehen, ich führe keine Neiddiskussion und habe Anerkennung für seine Vergangenheit,wenn er nur nicht immer so poltern würde……

    Übrigens hat er sich als einer der Wenigen öffentlich gegen den berüchtigten FIFA-Chef Blatter gestellt und wartet, wie viele andere auch, auf die längst angekündigte Aufklärung über die schlimmen Vorgänge im dortigem Dachverband. Dafür erhält er meine Anerkennung!

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