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Bundesliga

VfB Stuttgart – Aus dem Schneider

Kai Butterweck | Montag, 10. März 2014 2 Kommentare

Der VfB Stuttgart trennt sich von Trainer Thomas Schneider. Nun soll Huub Stevens die Kohlen aus dem Feuer holen. Außerdem: Galaktische Bayern, stolpernde Frankfurter und träumende Augsburger

Nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen Eintracht Braunschweig zieht man in Stuttgart die Reißleine. Thomas Schneider geht, Huub Stevens kommt. Doch was passiert mit Fredi Bobic? Peter Stolterfoht (Stuttgarter Zeitung) hat einen Vorschlag: „Fredi Bobic ist zurzeit der größte von vielen Verlierern beim VfB. Sein Balakov-Vorschlag und die Zusammenstellung eines möglicherweise nicht bundesligatauglichen Kaders haben seine vor der Saison noch so starke Position innerhalb des Vereins enorm geschwächt. Man solle seine Arbeit an dieser Mannschaft messen, hatte Bobic zu Rundenbeginn gesagt. Wenn man dies täte, bliebe Bernd Wahler nichts anderes übrig, als Fredi Bobic am Saisonende zu entlassen.“

Bobic hat den Rückhalt der Fans verloren

Auch Jürgen Löhle (Spiegel Online) nimmt sich den VfB-Manager zur Brust: „Bobic hat den Rückhalt der Fans verloren. 18 der 25 Spieler aus dem aktuellen Kader hat er verpflichtet, zum großen Teil Spieler, die den VfB offenbar nicht weiterbringen. Das meinen zumindest die Fans, und die Spieler tun seit Monaten wenig, was die Anhänger vom Gegenteil überzeugen könnte. So schwindet das Ansehen des Managers, der sich vor kurzer Zeit noch zum Liebling der Massen aufschwang, als er den ungeliebten und rabaukenhaften Gerd E. Mäuser aus dem Präsidentenamt drängte und mit ihm gleich den selbstverliebten Aufsichtsratschef und Unternehmer-Funktionär Dieter Hundt. Dafür wurde Bobic in den Vorstand berufen, was seinen Job deutlich sicherer machte. Fragt sich nur, wie lange noch.“

Philipp Selldorf (SZ) freut sich auf Huub Stevens: „Stevens wurde nicht als Exorzist verpflichtet, sondern weil es ein Markenzeichen seiner Trainerlehre ist, den Teams ein Gleichgewicht zu geben. Die Besinnung auf den sogenannten „Stuttgarter Weg“ hatte der VfB zu einem Leitmotiv der Saison erhoben, Spieler aus dem eigenen Internat sollten wieder in den Mittelpunkt rücken. Auf dieser Route gab es nun eine Vollbremsung. Es gibt Gründe, warum Stevens nicht als großer Jugend- und Fortschrittsförderer gilt. Aber man braucht jetzt seine Hilfe, um über eine Umleitung ans Ziel des Stuttgarter Wegs zu gelangen.“

Mit Stevens kehrt die alte Fußballschule zurück

Roland Zorn (FAZ) klärt den letzten Unwissenden auf: „Während Schneider den vielen Nervenbündeln in seiner Mannschaft zuletzt nicht mehr die mentale Zuversicht einspeisen konnte, die in der vertrackten Lage des Tabellen-Fünfzehnten nötig gewesen wäre, und dazu selbst so etwas wie leise Verzweiflung verspürte, ist Stevens einer, der immer von der Richtigkeit seiner rauen, aber stets kerzengeraden Arbeitsweise überzeugt war. Mit ihm kehrt die alte Fußballschule auf den Cannstatter Wasen zurück.“

Klaus Schüttler (Welt Online) koordiniert Arzttermine: „Beim VfB ist der neue Trainer besonders als Seelendoktor gefragt. Die lange Pleitenserie hat bei den Spielern Spuren hinterlassen. Allein fünfmal verspielte die Mannschaft in der Rückrunde während der Schlussviertelstunde eine Führung und stand am Ende mit leeren Händen da. „Reine Kopfsache“, meint Bobic. Gegen Braunschweig war das nichts anders.“

Vielleicht hat Armin Veh ja doch recht

Der FC Bayern München steht in Wolfsburg 60 Minuten lang mit dem Rücken zur Wand. Dann wechselt Pep Guaridola auf zwei Positionen. Das Ergebnis: Innerhalb von 17 Minuten drehen die Münchner das Spiel und verlassen die Volkswagen-Arena letztlich mit einem halben Dutzend Tore auf der Habenseite. Carsten Eberts (SZ) ist sprachlos: „Der Auftritt der Münchner in Wolfsburg legte einen Schluss nahe. Vielleicht hat Armin Veh ja doch recht. Der Frankfurter Coach hatte sich manchen Protest eingehandelt, als er ankündigte, zwei seiner besten Profis gegen die Bayern zu schonen. Weil es ja doch keinen Sinn mache, so überlegen wie die Münchner sind. Es kämen schließlich wichtigere Aufgaben, in denen es etwas zu holen gibt. In Wolfsburg fühlte sich am Samstagabend manch einer an Vehs Worte erinnert. Die Wolfsburger schlichen aus der Arena, gedemütigt und mit sechs Gegentoren bedacht. Womöglich hatten sie sich sogar das Torverhältnis für diese Saison endgültig ruiniert. Als Lohn dafür, dass sie im Namen der Liga den honorigen Versuch unternommen hatten, den FC Bayern zu bezwingen.“

Warum agierte die Eintracht plötzlich so lethargisch?

Eintracht Frankfurt kommt gegen den angeschlagenen HSV nicht über ein Unentschieden hinaus. Thomas Kilchenstein (FR) erträgt die zweite Hälfte der Partie nur unter Protest: „Im zweiten Abschnitt ließen die Frankfurter nahezu alles vermissen: Nichts ging mehr, viel zu leicht wurden die Bälle hergeschenkt, Ballstafetten gab es kaum noch, ein konstruktiver Spielaufbau war nicht mehr erkennbar, ja, oft wurde der Ball einfach nur vorgebolzt, wo zeitweise der defensive Mittelfeldspieler Johannes Flum als vorderste Spitze agierte. Warum eigentlich? Warum spielte Flum plötzlich vorne? Warum nahm kein anderer das Heft des Handels in die Hand? Warum agierte die Eintracht plötzlich so lethargisch? Logisch, dass dadurch der HSV ein Übergewicht bekam, er wusste selbst gar nicht, wie ihm geschah.“

Weinzierls wichtigste Protagonisten

Nach dem Sieg gegen Gladbach träumt man in Augsburg von Europa. Anja Schramm (Welt Online) klatscht begeistert in die Hände: „Weinzierls Vorgaben sind mittlerweile unverkennbar, schnelles Umschaltspiel etwa, so wie in der zweiten Hälfte in Mönchengladbach, als aus einer solchen Situation heraus auch der Siegtreffer durch Tobias Werner kurz vor Schluss fiel. Es sind genau diese Personalien wie die von Werner, Daniel Baier oder aber André Hahn, die für den Aufschwung des FCA stehen. Einst waren sie in der zweiten Liga mitunter nicht mal Stammspieler, nun gehören sie zu Weinzierls wichtigsten Protagonisten.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “VfB Stuttgart – Aus dem Schneider”

  1. van Kuchen
    Montag, 10. März 2014 um 16:00

    @christian & TR

    Eine Antwort auf eine Diskussion der letzten Woche:

    ja, stimmt, ich habe ein wenig übertrieben, bin etwas über das Ziel hinaus geschossen.
    Das habe ich jedoch ganz bewußt getan.

    Bei meinem Kommentar handelt es sich – natürlich – um eine Meinung.
    Das diese falsch ist, sehe ich nicht so.

    Das Bayern ohne Strategie vorgeht, glabue ich nicht.

    Und, wie gesagt: sie tun dies – nachweislich – seit mehreren Jahrzehnten. Es geht hier also nicht um den aktuellen Bayern-Kader.

    Das es auch bayrische Spieler beim FCB gibt, sehe ich auch.
    Das sie allerdings auch eine Bank haben, die in der Bundesliga wettbewerbsfähig ist und wohl unter den ersten 10 landen würde, wenn sie denn dürfte, ist m.M. nach sehr wahrscheinlich.

    Daß „Alle Bundesliga-Vereine kaufen gerne gute Spieler ein-“ kaufen, ist klar.
    Bayern ist jedoch der einzige „Verein“, der anderen spielern mit zu vermutenden horrenden Gehaltsangeboten aus dem Vetrag weglockt.

    Und ein Pizzaro z.B. wäre möglicherweise auch in Bremen geblieben, wo er viele Jahre war, wenn Bayern nicht – wieder einmal – das höhere Gehalt hätte anbieten können.

    Also diskutieren tue ich gerne, doch bitte nicht nach dem Motto: der eine hat Recht, der andere nicht, sondern mit Argumenten und belegbaren Fakten.

  2. #Link11: Allesaußerfußball | Fokus Fussball
    Dienstag, 11. März 2014 um 12:06

    […] einen Brief an die Mitarbeiter der Geschäftsstelle (s. Stuttgarter Zeitung). Kai Butterweck (Indirekter Freistoß) hat Presseerzeugnisse zu dem Thema gesammelt. Roland Zorn (FAZ) erläutert, was Huub Stevens in […]

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