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Bundesliga

Albtraumjob Bundesliga-Schiedsrichter

Kai Butterweck | Montag, 1. Februar 2016 Kommentare deaktiviert für Albtraumjob Bundesliga-Schiedsrichter

Am Wochenende standen sie wieder am Pranger: die Bundesliga-Schiedsrichter. Vor allem in Dortmund ging es hoch her. Außerdem: Schalker Zusammenhalt, öde Kost in München, Duracell-Mainzer und garantierte Nichtabstiegskandidaten

In Dortmund fällt ein klares Abseitstor für die Heimmannschaft. Auf der Videoleinwand im Stadion ist die Abseitsstellung deutlich für jedermann zu sehen. Die Folge: Die komplette Gästemannschaft aus Ingolstadt stürzt sich auf die Referees und protestiert. Doch der Schiedsrichter darf den Videobeweis nicht nutzen. So steht es in den Regeln. Lars Wallrodt (Welt) ist außer sich: „Eine schizophrene Situation. 80.000 Zuschauer wussten sofort, dass dem Schiedsrichter ein Fehler unterlaufen war. Inklusive Winkmann selbst, der aber den Fehler nicht korrigieren konnte. Das darf nicht sein! Das bringt die Schiedsrichter in unfassbare Bedrängnis. Die DFL muss handeln und dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passieren kann.“

Videoaufnahmen bringen oft nur eine Scheingenauigkeit hervor

Christian Kamp (FAZ) nimmt den Videobeweis-Befürwortern etwas Wind aus den Segeln: „Selbst die totale Überwachung auf dem Rasen bringt noch keine absolute Gerechtigkeit – auch wenn das manchmal suggeriert wird. Es ist das andere Paradox des Mediensports: dass das Fernsehen erst eine Qualität der Wahrnehmung geschaffen hat, wie sie das menschliche Auge gar nicht zu leisten imstande ist. Selbst die Ingolstädter protestierten nach Aubameyangs Treffer erst, als sie die Bilder in der Wiederholung gesehen haben. Und oft genug bringen die Aufnahmen, gerade bei Abseitsentscheidungen, auch nur eine Scheingenauigkeit hervor. Ein Grund, dem Schiedsrichter technisch mögliche Hilfe zu verweigern, ist das nicht. Zu einem Erfolgsmodell kann der Videobeweis aber nur werden, wenn man ihm klar umrissene Grenzen setzt.“

Es ging um mehr als nur um drei Punkte

In Darmstadt bleibt in punkto Schiedsrichterentscheidungen alles ruhig. Nach 90 Minuten gehen die Gäste aus Gelsenkirchen erstmals im neuen Jahr als Sieger vom Platz. Manfred Hendriock (derwesten.de) atmet erst einmal durch: „Mit der engagierten Leistung hat die Mannschaft ein Zeichen gesendet, dass es um das Innenverhältnis so schlecht nicht bestellt sein kann – eine Niederlage wäre nur Wasser auf die Mühlen der Kritiker gewesen. Und deswegen ging es doch um mehr als nur um drei Punkte.“

Ein kläglicher Versuch, einen spannenden Sport zu imitieren

In München schläft Fabian Scheler (Zeit Online) auf der Tribüne fast ein: „Ein kläglicher Versuch, einen aufregenden Sport zu imitieren, über den gerade wieder gesprochen wird: Bayern spielte 90 Minuten lang zu elft um den Sechzehnmeterraum der Hoffenheimer, Oliver Baumann im TSG-Tor schmiss sich ähnlich heroisch den Bällen entgegen wie Andreas Wolf und viele Spanier spielten auch mit. Es half aber alles nichts. Wer spannenden Sport liebte, informierte sich höchstens kurz über die Höhe des Sieges, um dann wieder die junge Handballtruppe beim Europameisterwerden zu beobachten. Das Münchner 2:0 war so öde, dass sich selbst der Mannschaftsmaulwurf wieder einbuddelte und schwieg.“

Maulwurf? Mit dem beschäftigt sich auch Jan Christian Müller (FR): „Ganz so entspannt, wie Guardiola mühevoll vorgab, dürfte er die Angelegenheit in Wahrheit nicht beurteilen. Dass in dieser Woche Interna über zu viele Kilos auf den Hüften und zu viele Kurztrips an freien Tagen an die Öffentlichkeit gedrungen sind, ärgert den Fußballlehrer. Glaubt man seinen Worten, dann lässt er diesen Ärger nicht mehr in großartige Aufregung kanalisieren. Guardiolas Fatalismus, Maulwürfen unter seinen Profis nicht den Garaus machen zu können, dient dem Selbstschutz.“

Die Personifizierung des Mainzer Spiels

Gegen zaubernde Gladbacher setzen sich die Mainzer mit Kraft und Ausdauer erfolgreich zur Wehr. Christoph Ruf (Spiegel Online) ist begeistert: „Manchem Spieler von Mainz 05 mag die Ballkontrolle deutlich schwerer fallen als den Stars in München, Dortmund oder Wolfsburg. Dafür sind alle zehn Feldspieler ständig in Bewegung, legen auch die Offensiven mal einen 50-Meter-Sprint hin, um die Spielverlagerung des Gegners zu unterbinden. Über 125 Kilometer betrug die Laufleistung fürs gesamte Spiel – ein überragender Wert. Julian Baumgartlinger alleine riss davon 13 ab. Der Österreicher wurde so zur Personifizierung des Mainzer Spiels.“

Peter Ahrens (Spiegel Online) beruhigt in Stuttgart nicht nur die Siegermannschaft: „Wenn Kramny-Fußball Zorniger-Fußball sein sollte, der aber anders ausgeht, dann wird der VfB mit dem Abstieg eher wenig zu tun haben. Der HSV dagegen bewegt sich nach seiner dritten Niederlage in Folge und mit nur noch einem Pünktchen Vorsprung vor dem VfB langsam in die Sphären der Tabelle, die am Ende unweigerlich auf die Relegation zulaufen. Also dürfte auch er nichts mit dem Abstieg zu tun haben.“

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