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Deutsche Elf

Nationalelf – Ein Licht am Ende des Tunnels

Kai Butterweck | Mittwoch, 17. Oktober 2018 3 Kommentare

Trotz der Niederlage gegen Frankreich erhebt sich die Presse von ihren Stühlen

Eine verjüngte Nationalelf sorgt in Paris für unerwartetes Aufsehen. Julien Wolff (Welt) steht applaudierend vor der deutschen Trainerbank: „Löw baut die neue Generation recht spät in die Stammelf ein – doch er tut es. Zum ersten Mal seit der desaströsen WM war es eine deutsche Elf, wie sie sich viele Fans und Experten wünschen. Den nun eingeschlagenen Kurs muss er unbedingt weiterführen. Dass er nach dem Spiel betonte, die Personalentscheidungen aus voller Überzeugung und nicht lediglich auf Druck der Öffentlichkeit getroffen zu haben, spricht für ihn.“

Auch Stefan Hermanns (Tagesspiegel) gratuliert dem DFB-Coach: „Löw hat gedacht, nach dem grandiosen Scheitern bei der WM sei er dazu verdammt, Ergebnisse zu liefern. Deshalb hat er sich für einen Neuanfang entschieden, der in Wirklichkeit keiner war. Er hat den alten Kräften vertraut und war zu zaghaft, den immer noch vorhandenen Talenten zu trauen. Erst gegen die Franzosen ist er von dieser starren Haltung abgerückt. Mit der Niederlage hat Löw mehr gewonnen als mit dem 0:0 im Hinspiel gegen den Weltmeister vor einem Monat.“

Frisches Blut statt alter Verbundenheit

Florian Plettenberg (sport1.de) markiert den weiteren Weg: „Diese Niederlage kann für Joachim Löw nur dann als Sieg gewertet werden, sofern der Bundestrainer weiter konsequent den Umbruch vollzieht – und knallhart ist. Motto: Leistung statt Name, frisches Blut statt alter Verbundenheit! Fußball-Deutschland ist bereit, einer jungen, wilden und motivierten Elf Fehler zu verzeihen – ebenso einem Weltmeister-Trainer, sofern er den Neuanfang auch glaubhaft umsetzt.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) ist guter Dinge: „gegen den Weltmeister darf man verlieren. Nach der bitteren Niederlage in Amsterdam war das knappe 1:2 gegen Frankreich mindestens ein, zwei Schrittchen nach vorne. Auch weil Joachim Löw neue junge Stürmer brachte – damit kam prompt neuer Schwung ins deutsche Spiel. Dass Frankreich trotzdem gewann, machte angesichts des Mut machenden Auftritts nichts, fast nichts.“

Saskia Aleythe (SZ) sitzt mit einem Grinsen im Gesicht vor dem Fernseher: „Statt Standfußball konnte man in Paris tatsächlich wieder eine Offensive erkennen, die dem Gegner spielerisch gefährlich wurde, auch weil die Franzosen Räume zuließen. Sané und Serge Gnabry brachten eine neue Schnelligkeit ins Spiel der Deutschen, kreierten Chancen durch Konter und nicht mehr nur durch Eckbälle und Flanken, die in den Strafraum segelten, wie es zuletzt gegen die Niederlande der Fall gewesen war.“

Wer soll in dieser Mannschaft ein Tor schießen?

Peter Ahrens (Spiegel Online) schmeißt ein dickes Fragezeichen in die Runde: „Schnelle Konter, eine stabile Deckungsformation und sichere Kombinationen aus dem Mittelfeld heraus – das gab es eine gefühlte Ewigkeit nicht. Ein Problem blieb allerdings nach wie vor ungelöst: Wer soll in dieser Mannschaft ein Tor schießen?“

Jan Feddersen (taz) schielt in Richtung Insel: „In Paris fehlte nur einer von den Alten, der das deutsche Spiel etwas mehr hätte sortieren, dirigieren können: Mesut Özil. Er wäre die richtige Mann gewesen, mit WM-Siegerfahrung die Jungen mit seinem Überblick zu sichern, ihnen die passenden Bälle zu servieren. In diesem Gelsenkirchener Straßenfußballer, der er mal war, nicht den Anführer eines Neuaufbaus zu erkennen, ist Joachim Löws wichtigster, entscheidender Fehler: schade.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Nationalelf – Ein Licht am Ende des Tunnels”

  1. wolfgang kill
    Mittwoch, 17. Oktober 2018 um 12:19

    Eine verjüngte Nationalelf sorgt in Paris für unerwartetes Aufsehen. Julien Wolff (Welt)##

    und nun der Bundes-Jogi auch noch so
    als wenn diese junge Mannschaft von gestern Abend
    auf seinen Mist gewachsen wäre ?
    - er spricht noch nicht einmal zu dieser Umstellung auf jung und tut als wenn das dieselben Mannen auf dem Platz hätte auflaufen lassen ?? !!

    DAS war für „tausende Trainer“, eigentlich schon lange fällig !

    Es war ein treffender Beweis, dass er
    - sch..ße –
    aufgestellt hatte in der Vergangenheit
    mehr nicht !

  2. Charly
    Mittwoch, 17. Oktober 2018 um 13:42

    Es lag nie an der Aufstellung, sondern an der Einstellung (der Akteure).

    Löw baute übrigens auch gestern auf drei Schlüsselspieler von 2014: Neuer, Hummels und Kroos. Boateng war verletzt und formschwach abgereist, nur Müller saß lange auf der Bank.

    Ansonsten fehlten „nur“ Hector, Can und Uth aus dem Spiel gegen die NL.

    Dem TAZ-Kommentar zum Thema Özil stimme ich zu. Allerdings war der Spieler m.W. zurückgetreten.

  3. Saskia Aleythe
    Dienstag, 23. Oktober 2018 um 12:36

    Hallo,

    ich saß nicht mit einem Grinsen im Gesicht vorm Fernseher, sondern im Stadion in Paris (allerdings auch nicht grinsend ;))

    Viele Grüße, Saskia Aleythe

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