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Deutsche Elf

Nationalelf – Licht und Schatten

Kai Butterweck | Mittwoch, 11. September 2019 Kommentare deaktiviert für Nationalelf – Licht und Schatten

Nach dem EM-Quali-Wochenende beschäftigt sich die Presse mit einzelnen Spielern, dem Trainer und der Gesamtsituation

Eine Heimschlappe gegen die Niederlande und ein Krampfsieg gegen hochmotivierte Nordiren: Das Fundament der deutschen Nationalmannschaft wirkt brüchig. Philipp Selldorf (SZ) zeigt mit dem Finger auf Marco Reus: „In der Theorie ist Reus für das neue Nationalteam ein wertvoller und sehr wichtiger Spieler, denn zweifellos ist er „ein überragender Fußballer“, wie ihn Bundestrainer Löw in Belfast jetzt wieder würdigte. Allerdings sollte es für Reus nicht genug sein, ab und zu hervorragend mitzuspielen. Er müsste mehr beitragen als ein paar Tore, Steilpässe und gelungene Dribblings. Dieses Nationalteam, dessen Führungsebene mit den beiden verbliebenen Weltmeistern Manuel Neuer und Toni Kroos sowie dem aufwärts drängenden Joshua Kimmich dünn besetzt ist, könnte eine weitere erfahrene Führungskraft gut gebrauchen.“

Eine beachtliche Quote

Lars Gartenschläger (Welt) adelt Serge Gnabry: „Der Chef im deutschen Nationalteam ist Gnabry sicherlich nicht. Aber zumindest ist der Profi vom FC Bayern derzeit derjenige, der für viel Würze sorgt. Auch am Montagabend, als die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw in Nordirland 2:0 (0:0) gewann, war das wieder der Fall. Gnabry, 24 Jahre alt, rackerte viel in der Offensive und erzielte in der Nachspielzeit den Endstand. Es war sein neuntes Tor in seinem erst zehnten Länderspiel, dazu kommen noch zwei Vorlagen – eine beachtliche Quote. Allein sie zeigt auf, wie wichtig der offensive Mittelfeldspieler im jungen, neu formierten Nationalteam mittlerweile geworden ist.

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) ist guter Dinge: „Die Deutschen wirkten gegen die Nordiren anfangs noch richtig angefasst. Es fehlte die Sicherheit in ihrem Spiel, das alte Selbstverständnis, der unbeirrbare Glaube an die eigene Qualität. Insofern war der Sieg in Belfast in seinem Zusammenkommen recht schmucklos, für das weitere Fortkommen aber auch ungemein wichtig. Weil die Nationalmannschaft in erster Linie ihre Selbstzweifel besiegt hat.“

Löcher in der Defensive

Dieter Hoß und Tim Schulze (stern.de) stapeln Fragezeichen: „Löw findet offensichtlich keine Formation, die seine Spielidee so umsetzt, dass sie auch defensiv stabil ist – obwohl mit Toni Kroos und Joshua Kimmich zwei Spitzenkräfte im defensiven Mittelfeld zur Verfügung stehen und mit Ilkay Gündogan und Leon Goretzka zwei weitere Optionen von hoher Qualität. Auffällig ist, dass die Mannschaft überhaupt keine Balance findet, wenn sie selbst das Spiel macht. Sofort entstehen Löcher in der Defensive, die Mannschaftsteile fallen auseinander und die Abstimmung geht verloren.“

José-Carlos Menzel-López (tz.de) blickt in die Kristallkugel: „Sein Posten als Bundestrainer ist ihm bis zur Fertigstellung seines Projekts im kommenden Sommer bei der Europameisterschaft sicher. Jetzt ist ohnehin nicht der Zeitpunkt, um die nächste Trainerdiskussion zu eröffnen. Vergangenen Sommer schon. Oder nach dem Abstieg aus der Nations League. Anstatt einen neuen Impuls zu setzen, setzten die Verantwortlichen beim DFB aber weiterhin auf Löw und müssen diesen Weg nun konsequent weitergehen. Das weiß auch Löw.“

Hummels würde dem Kader gut tun

Marc Behrenbeck (sky.de) beschäftigt sich mit einem Ehemaligen: „Hummels würde dem Kader gut tun, aber auch nur, wenn sich der Dortmund-Rückkehrer hinten anstellen würde. Denn nun muss vornehmlich die Jugend ran und genau aus solchen Spielen lernen. Fakt ist, und da bin ich mir sicher, Joachim Löw wird nicht einknicken. Erst recht nicht durch ein kleines Unwetter, sondern erst dann, wenn man mitten im Auge des Orkans wäre und sich selbst nicht mehr befreien könnte.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) outet sich als Fünferkette-Allergiker: „Leider erleben die Achtziger und Neunziger im deutschen Fußball ein Revival. In der Bundesliga seit ein paar Jahren, seit diesem Jahr auch in der Nationalmannschaft, in beiden Duellen mit den Niederlanden etwa. Es soll eine taktische Variante sein, doch ist es nichts anderes als das Eingeständnis von Schwäche. Irgendwie, sagt sich der Trainer, bekomme ich den Laden hinten nicht mehr dicht, also beordere ich einen Mann zurück. Das ist die Waffe des Kleinen. Das ist Kapitulation.“

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