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Das Unmittelbare des Tivoli-Erlebnisses

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Das Unmittelbare des Tivoli-Erlebnisses

Alemannia Aachen spielt erfolgreich Fußball von gestern, der Ressort-Chef FAZ-Sport nimmt Stellung zum Ruanda-Plagiat, u. v. m.

Jörg Stratmann (FAZ 4.2.) mag Alemannia Aachen, „einen skandalträchtigen Klub, dessen heißblütige Fans gerade das Bodenständige, Urwüchsige so mögen, das derart hautnah in kaum einem anderen Stadion vorgeführt wird. Auf dem Tivoli wird Fußball noch so gezeigt, wie er einmal war. Hier wirkt alles enger und kleiner, weil die Tribünen, vor allem die überdachten Stehplatzränge der Gegengeraden, direkt an den holprigen Rasen grenzen. Die Nähe war Ursache des Skandals um das Wiederholungsspiel gegen Nürnberg, weil Club-Trainer Wolfgang Wolf neben seiner Bank unmittelbar vor den ersten Tribünensitzen von einem Wurfgeschoß niedergestreckt worden war. Deshalb haben die Alemannen die Sitze der Teams wieder vor der Ehrentribüne plaziert und obendrein Netze vor die Ränge hinter den Toren montiert. Doch das Unmittelbare des Tivoli-Erlebnisses bleibt. Und am liebsten wäre es gerade einem altgedienten Haudegen wie Rechtsverteidiger Willi Landgraf, es regnete an diesem Mittwoch. Denn dann haben es Techniker und Feingeister auf dem tiefen Boden noch schwerer, und ein robuster Arbeiter wie der 34 Jahre alte und nur 1,66 Meter lange Alemanne wäre in seinem Element. Natürlich legt gerade Jörg Berger auch Wert aufs gepflegte Kombinationsspiel. In ihren lichtesten Momenten kann auch die Aachener Mannschaft manch hübschen Spielzug inszenieren.“

Der letzte Seelenverkäufer des Profifußballs

Christoph Biermann (SZ 4.2.) schreibt über die Bedeutung des heutigen Spiels in Aachen: „Man könnte vermuten, dass etliche Aachener Profis eher gelassen ins Viertelfinale gehen. Ob Karlheinz Pflipsen, Stefan Blank oder Kai Michalke, Alexander Klitzpera, Quido Lanzaat oder Ivica Grlic und die im Winter nachverpflichteten Bachirou Salou und Christian Fiel, sie alle hatten schon ihre Zeit in der Bundesliga. Zumeist waren es jedoch eher schlechtere als bessere. Wohl auch deshalb heuerten sie bei einer Alemannia an, die mitunter wie der letzte Seelenverkäufer des Profifußballs wirkte. „Diese Spieler haben aber gewusst, dass sie hier eine Chance bekommen“, sagt Trainer Jörg Berger. Für etliche von ihnen war es sogar die letzte Gelegenheit, ihrer Karriere noch etwas Glanz zu geben – und das unter denkbar schlechten Bedingungen. Weil bei der Alemannia mit vollen Händen das Geld ausgegeben worden war, drohte dem überschuldeten Klub im Sommer 2002 der Lizenzentzug. Ein Notvorstand putzte Klinken bei den Sponsoren, und die Spieler mussten Gehaltskürzungen hinnehmen. Zugleich erheiterten die Aachener das Publikum bundesweit mit der so genannten „Kofferaffäre“ des abgesetzten Präsidiums. Ein Geldkoffer war verschwunden, in dem auch noch fingierte Transferzahlungen für einen gar nicht ablösepflichtigen Spieler waren. Mühsam wurde der Klub seitdem saniert und ist inzwischen „rundum erneuert“, wie Jörg Schmadtke sagt, sogar das Vereinslogo wurde überarbeitet. Zu danken war das vor allem dem Manager-Novizen. Der ehemalige Torwart von Fortuna Düsseldorf baute in Zusammenarbeit mit Trainer Berger die Mannschaft so um, dass sie trotz eisernen Sparkurses sportlich besser wurde.“

Tsp: „Im DFB-Pokal sanieren sich die unterklassigen Vereine“

Das Land ist ein rechter Polizeistaat mit diktatorischen Zügen

Oke Göttlich (taz 4.2.) durchschaut die Propaganda des Gastgebers Tunesien (Afrika-Cup): „Linientreue ist Tunesiens Präsident Zine El Abidine Ben Ali gewohnt. Wahlen gewinnt er stets mit einem Neunundneunzig-Prozent-Ergebnis. Die ballonseidene Jogginganzugskollektion, die man beim Afrika-Cup in den Stadien bewundern kann, dürfte ihm dennoch besonders gefallen. Sein Konterfei verziert den gesamten Rückenbereich und demonstriert, was Ben Ali von der Verbindung zwischen Sport und Politik erwartet. Seit Jahren versucht er mit Hilfe des Sports die junge Bevölkerung zu begeistern. Najed Braham, Stürmer der Nationalelf, strahlt denn auch, wenn er sagt: Unser Präsident macht alles für uns. Sport ist sehr wichtig in diesem Land. Tunesien investiert in Sportplätze und die Bewerbung für internationale Sportereignisse. 5,5 Millionen Euro ließ sich das Staatsoberhaupt allein die spektakuläre Eröffnungsfeier der 24. Afrikameisterschaft kosten. Mit den Afrikameisterschaften in diesem Jahr und den Handball-Weltmeisterschaften 2005 stehen bereits zwei Großveranstaltungen auf der Agenda, die es dem Präsidenten ermöglichen, im großen Stil in die sportliche Infrastruktur des Landes zu investieren. Dabei setzt Ben Ali nicht auf private Investoren, sondern lässt die großen Komplexe, wie jenen im Tuniser Stadtteil Rades, ausschließlich aus öffentlichen Mitteln finanzieren. Das Centre Olympique bietet neben einem 65.000 Zuschauer fassenden Fußballstadion mit Tartanbahn eine Schwimmhalle, ein Leichtathletikstadion, ein olympisches Dorf für 3.500 Bewohner und eine im Bau befindliche Halle für die Handball-WM mit einem Fassungsvermögen für 12.000 Zuschauer (…) Beim Afrika-Cup organisierte der ambitionierte nordafrikanische Staat bezahlte Journalistenreisen zum Eröffnungsspektakel, um auch ausländische Medien von den professionellen Rahmenbedingungen zu überzeugen. Einen tieferen Einblick in die politischen Zusammenhänge des beliebten Urlaubslands konnten sie nicht gewinnen. Denn hinter der freiheitlichen Fassade verbirgt sich ein Staat mit einem repressiven Klima. Das Land gilt als wichtiger Partner Europas und Amerikas im Kampf gegen den islamischen Fundamentalismus in Afrika. Amnesty international kritisiert, dass dieser Antiterrorkampf auch als Vorwand für die Verfolgung von missliebigen Oppositionellen benutzt werde. Das Land ist ein rechter Polizeistaat mit diktatorischen Zügen, und die Menschenrechte werden hier mit Füßen getreten, sagt Helga Lindenmaier von amnesty international. In Tunesien herrsche keine Pressefreiheit, und die Zeitungen üben sich zudem in Selbstzensur. Ein tunesischer Journalist, der die Regierung leise für die hohen Ausgaben des teuersten Afrika-Cups der Geschichte kritisiert, möchte nicht namentlich genannt werden.“

Richard Leipold (FAZ 4.2.) erklärt das Erfolgsmodell Jörn Andersen, Trainer RW Oberhausens: „Andersens Oberhausener Paradigmenwechsel kam wie aus dem Nichts. Vorher hatte er einige Jahre die Junioren des Schweizer Klubs FC Luzern trainiert. Das war ein anderes Niveau, sagt er, aber Trainer ist Trainer. Vor allem wenn hinter der Person eine Strategie steckt – oder eine Philosophie, wie der einstige Bundesligaschützenkönig Andersen seine Formel des modernen, offensiven Fußballs nennt, bei dem viele Spieler angreifen und die Mannschaft hinten trotzdem gut steht. In Oberhausen waren sie den oft ungenießbaren Sicherheitsfußball Marke Aleksandar Ristic gewohnt, altbackene Abwehrarbeit also, deren System keinen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen duldete: hinten drinstehen und auf Gegenstöße lauern. Andersen hat im Sommer einen totalen Neuaufbau eingeleitet, personell wie taktisch. Der 41 Jahre alte Norweger tauschte gesichtslose Profis gegen zwar namenlose, aber teils vielversprechende Spieler aus, insgesamt 15, die der Mannschaft alsbald Konturen gaben. Im Verbund mit wenigen Altvorderen wie Torhüter Oliver Adler oder Mittelfeldspieler Frank Scharpenberg setzten die Neuen Andersens Philosophie auf dem Rasen rasch in die Tat um und schlossen die Hinrunde als Tabellenzweiter ab; seit dem vierten, fünften Spieltag spürt der Trainer den Respekt der Konkurrenz. Die Gegner haben gemerkt, daß wir gut Fußball spielen können. Die Einwohner Oberhausens haben es zum Großteil noch nicht bemerkt. Nach Jahren der Tristesse trauen sie dem bedeutendsten Klub der Stadt nicht viel zu. Selbst zum Spitzenspiel gegen Bielefeld besuchten nur 6000 Zuschauer das Niederrheinstadion.“

Jesus Christus, das ist wie Eusebio, Figo, Krankl, Zidane, Pele, Maradona, Camoes, Saramago, Kafka und Bernhard zusammen

Egyd Gstättner (SZ 31.1.), österreichischer Schriftsteller, verknüpft Reise, Literatur, Religion, Kultur und Fußball: „In Porto würde sich, so hoffte ich, nach dem offiziellen, literarischen Teil an der Universität nicht nur die Möglichkeit ergeben, an der Douro-Mündung zu flanieren, die gigantische Stahlbrücke und die Portweinmanufakturen zu sehen und vor allem auch einen Abstecher an die Atlantikküste zu machen, ich würde vielleicht auch die Chance haben, wenigstens eines der beiden großen Stadien der Stadt zu betreten. Boavista, der kleinere Verein, stand, wie mein Portugiese erzählte, gerade unmittelbar davor, Fußballgeschichte zu schreiben und erstmals die portugiesische Meisterschaft zu gewinnen, was seit Jahrzehnten ausnahmslos den Großen Drei, nämlich Benfica und Sporting aus Lissabon und dem FC Porto vorbehalten geblieben war. Sein Verein, sagte er, sei der FC – in Portugal sei es unerlässlich, neben seinem ureigenen Verein, also in seinem Falle Sporting Braga, auch für einen der drei Großen die Daumen zu drücken. Und noch vierzehn Jahre später hatte er (und hatte ich) die Bilder vom Europacupfinale 1987 in Wien im Kopf, wo der FC Porto dank eines Fersentores von Madjer gegen den hohen Favoriten Bayern München gewonnen hat. Für den Fußballer ist Fußball Sport (und Arbeit und Geschäft), für den Nichtfußballer, für alle übrigen Menschen also, ist Fußball Kultur, also Lebensart. Wie ein feingesponnenes Netz überziehen die Fußballligen und Wettbewerbe den gesamten Kontinent, verbinden jeden einzelnen Landkartenpunkt mit jedem anderen Landkartenpunkt und schaffen die Möglichkeit einer ersten Orientierung, Kontaktaufnahme, Verständigung, wohin immer man auch kommt. Fremde ist heute dort, wo man nichts als die Wüste von Regionalligen findet. Ein Ort existiert außerhalb seiner Grenzen in dem Maß, in dem seine Fußballmannschaft reüssiert. Die Botschafter eines Ortes, eines Landes, eines Staates sind nicht längst nicht mehr nur die Künstler, sondern vor allem die Fußballer! Mag António Lobo Antunes nach dem österreichischen auch noch so viele europäische Literaturpreise einheimsen, an Luis Figo kommt er nie und nimmer heran (ganz abgesehen davon, dass er mit seinem zunehmend hermetischen und pathetischen Stil sogar vielen Lusitanisten Kopfzerbrechen bereitet). Und Hans Krankl wird in Jesolo immer dunklere Sonnenbrillen benötigen als ich, selbst wenn wir beide Pensionisten sind. Obwohl Anhänger von Braga im engeren und FC Porto im weiteren Sinn, war mein Portugiese als Höhlenmensch und Fernseher noch nie in seinem Leben selbst auf einem Fußballplatz. Auf zwei Klappstühlen saßen wir rauchend auf der leeren Tribüne des Stadions von Boavista, und er wunderte sich darüber, dass ich als Schriftsteller seit Jahrzehnten regelmäßig ins Stadion gehe und Spiele des FC Kärnten besuche. Ob ich da gar auch juble, schreie, fluche, die Hände bei einem Torschuss in die Höhe reiße? Natürlich nicht. Ich freue mich still, nach innen, unsichtbar, wie ich mich still, nach innen, unsichtbar ärgere und still, nach innen, unsichtbar leide. Unbotmäßig zu lärmen, unbändige Grimassen der Freude zu schneiden, ist Sache der niederen Milieus, des Bürgermeisters und des Landeshauptmanns. Zugegeben, verhielten sich im Stadion alle wie ich, geriete jedes Spiel zu einem Totensonntagsgedächtnisgottesdienst (…) Die Zwischenkriegsgeneration, die Kriegsgeneration, die Nachkriegsgeneration sind gestorben oder sterben. Seit einem halben Jahrhundert lässt sich die Zeit eines Menschenlebens auch mit Welt- und Europameisterschaften strukturieren, die jeweils im olympischen Intervall, also alle vier Jahre stattfinden. Die Weltmeisterabfolge seit 1970 (Brasilien, Deutschland, Argentinien, Italien, Argentinien, Deutschland, Brasilien, Frankreich, Brasilien) einerseits und andererseits die Europameisterabfolge seit 1976 (Tschechoslowakei, Deutschland, Frankreich, Holland, Dänemark, Deutschland, Frankreich) – das sind die zeitlichen Gerüste meines (bewussten, bisherigen) Lebens ebenso wie des Portugiesen. So wird man alt und älter. Während ich überall, wo ich hinkomme, den Drang spüre, das Stadion zu besichtigen, will meine Frau die Kirche, die Kathedrale, den Dom, die Pilgerstätte, in Braga etwa Bom Jesús do Monte sehen: Wir sind beide mythologisch veranlagte Menschen. Sie ist dabei mit ihrem Glaubenbekenntnis natürlich im Vorteil: Jesus Christus, das ist wie Eusebio, Figo, Krankl, Zidane, Pele, Maradona, Camoes, Saramago, Kafka und Bernhard zusammen.“

Ein halbnackter Engländer mit Afro, der für Hamburg spielt. Seltsame Zeiten.

SZ-Gespräch mit Kevin Coyne, englischer Songwriter und Wahl-Nürnberger

„SZ: Drin oder nicht drin?

KC: Was?

SZ: Das dritte Tor von euch Engländern in Wembley.

KC: Schwer zu sagen. Das hängt doch immer davon ab, welche Filmschnipsel man gerade gezeigt bekommt. Jedenfalls hat das Tor den Deutschen den Schneid abgekauft und Geoff Hurst musste nur noch das 4:2 schießen. Zuvor war es ein verdammt enges Spiel. Drin oder nicht drin? Ich weiß es auch nicht.

SZ: Hat sich jetzt eigentlich was verändert am Fußball? Oder ist das nur Marketing-Gerede? KC: Eigentlich sind nur die Summen höher, die man mit Fußball umsetzt. Aus dem Spiel ist eine Ware geworden, ein Teil der Unterhaltungsindustrie wie American Football oder Basketball. Aber das Spiel ist im Grunde unverändert: Entweder man kann es, oder man kann es nicht. Entweder man läuft mit dem Haufen, oder man ragt heraus und ist ein Star. Gut, der Ball ist heute um einiges leichter, die Klamotten sehen sportiver aus, nicht mehr so schwer und altertümlich wie in meiner Kindheit. Aber wenn ein Spieler das gewisse Etwas hat, dann hätte er zu jeder Zeit geglänzt. Dieses ganze Gerede, dass das Spiel heutzutage athletischer sei, dass es variabler sei, dass Taktik eine viel größere Rolle spiele, verstehe ich nicht. Zu allen Zeiten kam es darauf an, ob eine Mannschaft Kraft hatte, das lag am Trainer, und ob sie einen eigenen Stil entwickeln konnte, das lag an ihr. Taktik: Die tun heute oft so, als hätte Moses dieses Wort vom Berg Sinai mit herunter gebracht. Überschätzt. Mir ist es ja manchmal richtig peinlich, wenn ich Spiel-Ausschnitte aus den 70er Jahren sehen muss: Unter modischen Gesichtspunkten war dieses Jahrzehnt eine Katastrophe, diese ultraknappen Höschen, die Farben . . . Hilfe, ja. Es muss einfach mit der sexuellen Revolution zu tun gehabt haben. Eine andere Entschuldigung gibt es nicht. Aber das mit den beknackten Farben kam erst in den 80ern. Speziell Bundesliga-Clubs verstiegen sich da zu grauenerregenden Extremen – bis hin zur Verwendung von Schwarz-Rot-Gold auf dem Trikot der Nationalmannschaft. Das galt ja dann international plötzlich als trendy. Heute haben sich die meisten Vereine wieder eingekriegt. Aber, hmm, diese kurzen Hosen. Kevin Keegan mit seiner Höllenfrisur und praktisch nicht vorhandenen Beinkleidern. Ein halbnackter Engländer mit Afro, der für Hamburg spielt. Seltsame Zeiten.

SZ: Keegan trainiert jetzt Manchester City.

KC: Ja, und mit einigem Erfolg. Als Nationaltrainer war er ein Flop. Auch er weiß, wie ich, mit all dem Taktikgerede nichts anzufangen. Für ihn gibt es nur Angriff. Verteidiger sind ein notwendiges Übel. Da kann man international nicht viel gewinnen. Aber wenn es funktioniert, ist es schön anzuschauen. Klingt schrecklich. Hat Sie Ihr Vater danach gezwungen, zum Fußball zu gehen? Im Gegenteil. Es war mein Vater, der kaum ins Stadion ging, weil er ja ein Cockney aus dem Londoner Eastend war und eigentlich Leyton Orient Fan, der an Derby County nicht das geringste Interesse hatte. Da Derby und Leyton nicht in der gleichen Liga spielten, wäre ich mit ihm nie besonders oft zum Fußball gekommen. Nein, ich fing an, mit meinen Freunden hinzugehen. Wir reisten später zu allen Auswärtsspielen mit, bis ich zu studieren anfing. Ich erinnere mich gerne an all die eigenartigen Fußballplätze, die wir da im Lauf der Jahre gesehen haben.

SZ: Schaun die nicht alle gleich aus?

KC: Oh nein. Aber für mich strahlen sie alle so ein Gefühl von Vertrautheit aus, von Heimat. Warme Getränke in der Halbzeit, Oxo, das kennt ihr in Deutschland nicht, das sind Brühwürfel. In der Halbzeit wird heißes Wasser ausgegeben und man wirft seinen Brühwürfel hinein und trinkt es dann.

SZ: Gibt es eigentlich irgend etwas, das Briten nicht in heißes Wasser werfen, um es dann zu trinken?

KC: Ich weiß, dass ihr Deutschen euch endlos über so was amüsieren könnt, aber so war das. Dazu gab es – nach deutschen Maßstäben ebenfalls armselig – ein Sandwich oder etwas Hamburgerartiges oder ein Würstchen. Eine Limo für die Kleinen. Dies alles machte ein Fußballspiel aus, war Teil eines Rituals. Dieses enthemmte Gebrüll von den Tribünen, die getrennten Fanblöcke, das gab es noch nicht. Man ging eher freundlich miteinander um.

SZ: Dabei dachte ich, Hooliganimus ist eine englische Erfindung.

KC: Ich bin diesem Phänomen schon bei seiner Entstehung ausgewichen. Als ich noch in London wohnte, Ende der 70er Jahre, ging ich mit meinem Sohn nicht zu Arsenal oder Chelsea, denn dort war es bereits so schlimm, dass am Ausgang Käfige aufgestellt waren, in denen die Schläger zwischengelagert wurden, bis man sie nach Spielende zum Revier bringen konnte. Ich fuhr mit ihm lieber nach Wimbledon, die damals in einer Amateurliga kickten. Sie legten ja kurze Zeit später einen kometenhaften Aufstieg bis in europäische Wettbewerbe hin. Damals hatten sie ein wunderschönes Stadion für höchstens 15 000 Zuschauer; in der Halbzeit holte man sich sein heißes Wasser und plauderte mit den Einheimischen. Mit dem Erfolg kamen die Hooligans.“

Hans-Heinrich Pardey (FAZ 3.2.), berichtet im Ressort „Technik und Motor“: „Die 15 Stollen des Schuhs – vier unter der Ferse, sechs im Bereich des Mittelfußes, fünf an der Schuhspitze – wurden nach Untersuchungen darüber positioniert, welchen Druck die Stollen bei einem Sprint auf den Fuß, vor allem unter dem Ballen und der großen Zehe, ausüben. Dieser Druck wurde vermindert, ohne die eigentliche Leistung der Stollen – Bodenhaftung – zu reduzieren. Das gelang durch eine vom Üblichen abweichende Anordnung. Die Stollen, die es für unterschiedlich harte Böden in verschiedenen Längen gibt, werden mit einem Schnellwechselsystem (Nikesnap) durch Einklinken ausgetauscht. Das geht nicht nur besonders schnell, der Schnappmechanismus überträgt dem Hersteller zufolge auch den Stollendruck weniger intensiv, als dies ein herkömmliches Gewinde tut. Von oben betrachtet fällt der Air Zoom Total 90 durch die seitlich außen sitzende Schnürung und das Fehlen einer Lasche auf. Das ermöglicht eine ganz auf den Ballkontakt ausgerichtete Gestaltung der Schuhspitze und des Spanns. Als Obermaterial kommt KNG 100 zum Einsatz, ein Kunststoff, dem Nike die Eigenschaften von Leder, jedoch eine höhere Beständigkeit und Wasserfestigkeit nachsagt. Hinten schließt den Schuh eine außenliegende, bemerkenswert niedrig geschnittene Fersenkappe ab. Speziell für Stürmer bietet Nike mit dem Mercurial Vapor (sechs Stollen) einen weniger als 200 Gramm wiegenden Schuh. Der Leichtbau aus besonders dünnem Obermaterial und mit einer Bodenplatte aus Glasfaserkunststoff bewegt sich mit seinem Gewicht im Bereich dessen, was 100-Meter-Sprinter an den Füßen haben.“

Plagiat in der FAS

Am vergangenen Freitag berichte ich über das Ruanda-Plagiat in derFAS.

Daraufhin schreibt mir Jörg Hahn, seit Anfang des Jahres Ressortleiter FAZ-Sport: „Lieber Herr Fritsch, wir beobachten seit langem mit Vergnügen und Interesse die Seite indirekter Freistoß. Sicherlich weisen Sie zurecht auf unsere Panne hin. Der Text wurde umgehend bei uns aus dem Internet entfernt. Wir alle haben – wie Sie auch – den Schwindel leider nicht rechtzeitig bemerkt. Wir haben diese Sache eine Woche später den Lesern gegenüber aufgeklärt:

„Blood Brothers

Der Artikel ‚Der Fußball eint Feinde von damals‘, erschienen in der vergangenen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, war eine gekürzte Übersetzung des Artikels Blood Brothers aus der Februarausgabe des britischen Fußballmagazins FourFourTwo. Autor dieses Berichts war Matt Thomson.“

25.01.2004, Sonntagszeitung, Sport (Sport), Seite 17 – aus D2, R.“

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