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Kevin Kuranyi, die Hoffnung – Bernd Schneider, mannschaftsdienlicher Spielmacher im Schatten Michael Ballacks – Kritik an der Nachwuchsarbeit in Deutschland

Oliver Fritsch | Donnerstag, 25. März 2004 Kommentare deaktiviert für Kevin Kuranyi, die Hoffnung – Bernd Schneider, mannschaftsdienlicher Spielmacher im Schatten Michael Ballacks – Kritik an der Nachwuchsarbeit in Deutschland

Kuranyi ist das größte Versprechen, das die wacklige Nationalelf machen kann

Christof Kneer (BLZ 10.10.) vergleicht Bobic und Kuranyi, die beiden Nationalstürmer: “Man hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass das Wohl der Fußball-Nation einmal beim Barte des Kuranyi bemessen wird. Vor einem Jahr, nach einem Freundschaftsspiel gegen Holland, schwärmte die Nation noch über das Comeback des Fredi Bobic, und vor lauter Schwärmerei überhörte sie den Satz, den Völler am Ende der Pressekonferenz sprach: Wenn Kevin sich in der U21 so weiterentwickelt, wird er bald bei uns dabei sein. Bald ist jetzt. (…) Der Jungspund kann schon jetzt viel mehr, als Bobic je können wird. Kevin Kuranyi ist das größte Versprechen, das diese ansonsten reichlich wacklige Nationalelf für 2006 machen kann, und es spricht für den gelernten Stürmer Völler, dass er sich schon früh in diesen kapitalen Knaben verguckt hat. Kevin Kuranyi, man muss das wohl so sagen, ist ein Gesamtkunstwerk. Die meisten wissen jetzt, dass er über drei Staatsbürgerschaften verfügt (Deutschland, Brasilien, Panama), dass in ihm zusätzlich die Gene eines ungarischen Großvaters sowie eines dänischen Urgroßvaters stecken. Man kann sie gut erzählen, die Geschichte vom jugendlichen Kontinentenpendler, der bis 14 in Rio de Janeiro wohnte, dann ein Jahr in Panama verbrachte und als 15-Jähriger in Stuttgart landete, wo er sich beim Probetraining, in der B-Jugend des VfB, frech als Stürmer meldete, obwohl er bis dahin fast nur Libero gespielt hatte. In Wahrheit aber ist die Geschichte von Kuranyis Herkunft mehr als nur ein flotte Marginalie. Man muss diese Geschichte immer mit erzählen, um Kuranyis Fußball zu verstehen. Auf dem Platz ist er ein wandelnder Ländermix. Er ist geschmeidig wie ein Brasilianer, einsatzfreudig wie ein Deutscher, kantig wie ein Nordländer. In meinen Anlagen bin ich eine gute Mischung, sagt er und erschrickt ein bisschen, weil er sich gerade selber gelobt hat. Er muss das nicht mehr tun, die Branche weiß längst, was sie von ihm zu halten.“

Philipp Selldorf (SZ 10.10.) porträtiert Bernd Schneider: „Vielleicht ist die Einsicht nicht weit genug verbreitet, dass die Nationalelf auf Schneiders Eingebungen ähnlich dringend angewiesen ist wie auf Ballacks Regiearbeiten. Ballack zieht die Blicke auf sich, Schneider ist keine sonderlich öffentliche Figur, und ihm ist das recht so. Er betrachtet sich selbst „als den eher ruhigen Typ“ und versichert: „Ich steh‘ nicht so gern im Mittelpunkt.“ Auch deshalb will er von der These nicht viel hören, dass die Vorstellungen der Nationalelf häufig die Tagesleistungen Ballacks und Schneiders spiegeln – läuft es bei den beiden im Mittelfeld, funktioniert das ganze Teamgefüge. Auf dem Platz ist Schneider zum Glück weniger zurückhaltend. Er gehört der raren Sorte von Fußballern an, die ein Match als Rausch erleben können, so wie vor zwei Monaten beim Test gegen Italien. Und weil er auch die technischen Mittel dazu besitzt, erreicht der Ausdruck seines Spiels hohes Niveau. Trotzdem darf man ihn nicht bei den verletzlichen Ballkünstlern einreihen. Ein Artist wie Pierre Littbarski ließ den Zuschauer nach den ersten drei Ballkontakten wissen, ob er einen guten oder schlechten Tag hat. War ihm das erste, zweite Dribbling gelungen, würde man Spaß an ihm haben. Schneider sagt über sich, er lasse sich „nicht runterziehen, wenn ich mal ein paar schlechtere Szene hatte. Ich bin immer in der Lage, eine Situation zu erkennen, einen Gegner auszuspielen, einen tödlichen Pass zu spielen oder selbst ein Tor zu schießen.“ Womöglich lässt sich auf diese robuste Haltung zurückführen, dass Schneider von seinen Trainern mit einer gewissen Hemmungslosigkeit als taktisches Objekt benutzt wird. Zuletzt hat ihn Klaus Augenthaler in Leverkusen als rechten Verteidiger eingesetzt.“

Tsp-Interview mit Andreas Hinkel

SpOn-Interviewmit Fabian Ernst

SpOn-Interview mit Thordur Gudjonsson

Die Situation des Schweizer Fußballs vor dem entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Irland NZZ

Jan Christian Müller (FR 10.10.) kritisiert, wie Magath, die Nachwuchsarbeit in Deutschland: “Felix Magath hat gestern im kicker eine mutige Meinung vertreten. Der Stuttgarter Trainer hat behauptet, es sei besser, die deutsche Fußballnationalmannschaft qualifiziere sich nicht für die EM im nächsten Jahr. Dann, so Magath, könnte sich die Erkenntnis leichter durchsetzen, dass es grundlegende Änderungen in unserer Nachwuchsarbeit geben muss und wir nicht über eine Begrenzung der Ausländerzahl nachzudenken brauchen. Bundestrainer Michael Skibbe hat Magaths Meinung widersprochen. Spiele auf höchstem Niveau seien die beste Schule. Zudem sei eine Menge passiert, neben der pro Jahr zehn Millionen Euro teuren breiten Talentförderung seien etwa in allen Bundesligaclubs pflichtgemäß Nachwuchs-Leistungszentren eingerichtet worden, seit kurzem gebe es zudem die Junioren-Bundesligen. Magath hat Recht, indem er darauf hinweist, dass eine vom DFB vehement geforderte Ausländerbegrenzung in der Bundesliga das Problem nicht löst. Skibbe gebührt Lob, weil er die dringenden Reformen durchgesetzt hat. Was nichts daran ändert, dass viel verbessert werden muss: Noch wird hier zu Lande bei Kindern zu wenig Spielfreude vermittelt und zu viel Leistungsdruck aufgebaut.“

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